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Einkaufszentrum besser sichtbar machen Einkaufszentrum besser sichtbar machen: Merse-Center will Bäume aus DDR-Zeiten fällen

Von Undine Freyberg 22.10.2018, 07:00
Nach dem Willen der Verwaltung des Merse-Centers sollen diese Bäume verschwinden. Wie werden die Bürger darauf reagieren?
Nach dem Willen der Verwaltung des Merse-Centers sollen diese Bäume verschwinden. Wie werden die Bürger darauf reagieren? Peter Wölk

Merseburg - In Zeiten von Klimabilanz und ökologischer Verantwortung gibt es plötzlich diese Nachricht: Der Verwalter des Merse-Centers an der B91 will auf einer Länge von 200 Metern einen etwa 40 Meter breiten Streifen Wald roden lassen. Offizielle Begründung: „Die Leute entsorgen dort ihren Unrat. Unsere Haustechniker sind täglich vor Ort, um den Müll zu entfernen“, sagt Center-Manager Steffen Kumorowska, der auch Vertreter des Verwalters, der DTU Alpha GmbH, ist. Die DTU Alpha GmbH hat bei der Kreisverwaltung Saalekreis einen Antrag auf Genehmigung einer Waldumwandlung gestellt. Wird der Antrag genehmigt, verschwinden die Bäume.

Wie die Stadt Merseburg mündlich von der Forstbehörde erfahren habe, würde dem Antrag sogar zugestimmt, wenn an anderer Stelle aufgeforstet würde, sagte der Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, Ivo Walther, gegenüber der MZ. Allerdings würde die Aufforstung nicht mal in Merseburg, sondern voraussichtlich in Döllnitz erfolgen.

Rodungen am Merse-Center Merseburg: „Zu diesem gesamten Vorhaben muss es einen öffentlichen Aufschrei geben“

„Zu diesem gesamten Vorhaben muss es einen öffentlichen Aufschrei geben“, zeigt sich Stadtrat Roland Striegel (Fraktion SPD/Grüne) empört. „Wir reden darüber, dass unsere Erde an jeder Ecke der Welt absäuft, und dann soll hier ohne Not ein Stück Wald abgeholzt werden. Wir haben die Entwicklung des Klimas in der Hand, und es wäre fahrlässig, dieses Vorhaben zu genehmigen.“

Das betreffende Waldstück liegt innerhalb des Geltungsbereiches des in Aufstellung befindlichen Bebauungsplanes Nr. 49 „Einkaufszentrum Merse-Center“ und wird als Fläche für Wald ausgewiesen. Da das Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplanes aufgrund verschiedener Faktoren jedoch nicht zu Ende geführt und der Satzungsbeschluss noch nicht gefasst wurde, „können Vorhaben im Plangebiet, die nicht den beabsichtigten Festsetzungen entsprechen, kaum verhindert werden“, heißt es in einer Vorlage für den Bauausschuss des Stadtrates, in dem die Pläne am Dientag, 23. Oktober vorgestellt werden sollen.

Bäume am Merse-Center Merseburg: Wald wurde bereits zu DDR-Zeiten angepflanzt

„Die Stadt könnte lediglich eine Veränderungssperre auf das Gebiet legen, um die Rodung der Waldfläche zu verhindern“, sagt Amtsleiter Ivo Walther. Das würde allerdings auch weitere Maßnahmen auf dem Gelände des Merse-Centers verhindern.

Der Wald war bereits zu DDR-Zeiten angepflanzt und ursprünglich als Windschutzstreifen angelegt worden. Damit erfülle er nicht nur landschaftsplanerisch wertvolle Funktionen, sondern trage auch zur Minderung des Verkehrslärms, zur biologischen Vielfalt, zur Staubbindung und zum Klimaschutz bei, heißt es in der Mitteilungsvorlage des Stadtentwicklungsamtes.

Geplante Waldumwandlung ist Thema im Bauausschuss des Stadtrates Merseburg

Um den Verlust des Waldstückes zu kompensieren, würde nicht nur an anderer Stelle eins zu eins aufgeforstet. „Wir werden an der Stelle auch eine Streuobstwiese anlegen, so dass Kitas oder Schulen hier zum Beispiel Baumpatenschaften übernehmen und die Früchte dann auch ernten könnten“, sagte Steffen Kumorowska. „Aus meiner Sicht tun wir etwas Gutes.“ Denn der Eigentümer des Centers sei angetreten, um dem Nahversorgungszentrum eine Chance zu geben.

Auf die Frage, ob es denn nicht auch gereicht hätte, einen Zaun zu errichten, um das Abladen von Müll zu verhindern, sagte Kumorowska, dass das vielleicht auch eine Möglichkeit gewesen wäre.

››Die geplante Waldumwandlung ist Thema im Bauausschuss des Stadtrates am Dienstag, 23. Oktober, 17.30 Uhr im Alten Rathaus. (mz)