Ein Kleinod wird präsentiert
Raßnitz/MZ. - Der Grund: Nirgendwo sonst im Merseburger Land findet man einen solchen barocken Kanzelaltar. Der Merseburger Bildhauer Johann Heinrich Agner der Jüngere und der Maler A.C.Lehmann hatten den Altar errichtet, gestaltet und 1754 auf der Rückseite signiert. Und noch heute strahlt der Altar - wenn auch etwas zurückhaltend - in seinen mittlerweile 253 Jahre alten Originalfarben.
"Gemeinsam mit der Herrschaftsloge, den Psalmtafeln an der Empore und dem 1993 restaurierten Taufstein ist das ein einmaliges Ensemble", schwärmt Wilfried Eckl. Ein einmaliges Ensemble in einem gefährdeten Kleinod, das Eckl erhalten will und deshalb half, einen Förderverein zu gründen. "Und als er mich gefragt hat, ob ich da mitmache, hab ich nur gedacht - wenn der Mann dich anspricht, da kannst du doch nicht nein sagen", erinnert sich Gemeindekirchenratsmitglied Horst Pabst, der mittlerweile den Vorsitz des Vereins übernommen hat.
Seit dessen Gründung im März ist viel passiert. Das Kirchspiel hat den Architekten Frank Gebhardt beauftragt und der hat eine Bauzustandsanalyse gemacht. Fazit: Es steht schlecht um das Gotteshaus. Die Holzbalken im Inneren der Turmhaube sind völlig verrottet. Die Decke ist zu mehr als einem Drittel zerstört und muss dringend saniert werden. Und auch die Malereien im Inneren müssen restauriert werden.
Als erstes ist jedoch der Turm dran und allein dessen Sanierung inklusive Außenputz soll 208 000 Euro kosten. Der Verein hoffte deshalb unter anderem auf Unterstützung von Land, Bund, Lotto-Toto und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Etwas mehr als 7 000 Euro wollen die Vereinsmitglieder jedoch selbst aufbringen - allerdings ist das mit Mitgliedsbeiträgen allein nicht zu schaffen. Die sind nämlich mehr als erträglich. Zwölf Euro im Jahr plus persönliches Engagement zahlen die 32 Mitglieder in die Kasse.
Um zu mehr Geld für die Sanierungsarbeiten zu kommen, haben sie sich aber einiges vorgenommen. "Sieben Veranstaltungen, 7 000 Euro - das wär' mein Wunsch", grinst Wilfried Eckl und zählt auf: Erntedankfest, Martinsfest, Heiligabend mit Krippenspiel, Osterfest, Maibaumfest, eine Puppentheateraufführung. "Und ein Aue-Liederfest im Frühling mit Chören aus der Region könnte ich mir auch noch gut vorstellen."
Um allen Interessierten die Schönheit von St. Michaelis zu zeigen, laden die Mitgliedern des Förderverein am Sonntag erstmals zu einem Tag des offenen Denkmals in die Kirche ein. Zwischen 10 und 16 Uhr wird es stündlich Führungen durch die Kirche geben. Um 14 Uhr musizieren Schüler der Musikschule Merseburg. "Und wem es bei uns gefallen hat, der kann gern etwas geben", möchte Horst Pabst die Besucher ermuntern, etwas spendabel zu sein. "Und das was reinkommt, kommt auch tatsächlich der Sanierung unserer Kirche zugute", verspricht Wilfried Eckl. "So jedenfalls ist es mit dem Pfarrer abgesprochen."
Spenden an: Förderverein St.-Michaelis-Kirche Raßnitz-Weßmar, Volksbank Halle / S., BLZ: 800 937 84, Konto: 340 5656
Weitere Tipps zum Tag des offenen Denkmals unter www.mz-web.de/merseburg