Drohne und Motorradstaffel Drohne und Motorradstaffel: Retter proben in der Nähe von Schkopau den Ernstfall

Schkopau - Rauch wabert über die ICE-Brücke zwischen Schkopau und Bad Lauchstädt, und Julian Weihmann schreit aus Leibeskräften. „Hilfe, ich verblute. Mein Fuß. Mein Kopf. Warum hilft mir denn niemand. Ich brauch’ endlich Hilfe.“ Die Schreie wiederholen sich wieder und wieder. Nur der Schrei „Macht hinne, Mensch. Ich will heut’ noch zum Fußball“, verrät, dass es sich bei dem Szenario auf der Saale-Elster-Talbrücke um eine Großübung handelt.
Einsatzkräfte proben auf der Saale-Elster-Talbrücke den Ernstfall
Der 21-jährige Julian - seit zehn Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Lochau - kämpft heute nicht an der Seite seiner Kameraden, sondern spielt einen der Verletzten. Laut Drehbuch ist ein ICE auf der 6,9 Kilometer langen Brücke mit einem Bauzug zusammengestoßen, der für Reparaturen an den Lärmschutzwänden auf dem falschen Gleis steht. Im Triebwagenkopf bricht ein Brand aus.
Weil der Bahnhof in Erfurt wegen Bauarbeiten gesperrt war und damit die Brücke am Wochenende nicht befahren werden konnte, konnten die Einsatzkräfte auf der Saale-Elster-Talbrücke am Samstag den Ernstfall proben - sehen wie die Zusammenarbeit und die Kommunikation zwischen allen Beteiligten funktionieren. Neben 80 Einsatzkräften der freiwilligen Feuerwehren des Saalekreises waren unter anderem auch Kräfte der Fernmeldegruppe, des DRK, des ASB sowie der Bundespolizei und der Deutschen Bahn beteiligt.
DLRG und Hubwagen zum Transport von Rettungsmitteln im Einsatz
Da der ICE auf einer Leerfahrt war, gibt es nur wenige Verletzte. Doch die müssen zum Teil warten bis der Brand gelöscht ist, bis ihnen geholfen werden kann. Deshalb muss Julian Weihmann weiterbrüllen so laut er kann. Damit setzt er natürlich die Einsatzkräfte unter Druck, doch die bleiben ruhig.
Eine Person wird zeitweise vermisst. Es wurde vermutet, dass sie in den Rattmannsdorfer Teich gefallen war. Deshalb war auch die DLRG im Einsatz. Bei der Übung wird unter anderem ausprobiert, eine Wasserleitung vom Rattmannsdorfer Teich auf die Brücke zu legen, was funktioniert hat. Außerdem werden die von der Bahn zur Verfügung gestellten Hubwagen zum Transport von Rettungsmitteln oder verletzten Personen getestet. Über dem Gelände schwebt eine Drohne, die die Übung filmt.
Kameraden löschen mit Leidenschaft gelöscht
Neben den Gleisen sitzt plötzlich ein Kamerad von der Feuerwehr. Notfallseelsorger Martin Mücke-Freihofer aus Querfurt fragt, ob alles in Ordnung sei. „Oder kann ich helfen?“ Der Mann schüttelt den Kopf. „Ich habe einen Fehler gemacht, das war’s heute für mich.“ Er habe ohne Atemschutzmaske in den verqualmten Triebwagen geschaut. Das hätte bei einem echten Unglück mit schwersten Verletzungen enden können.
Jetzt ist der Brand gelöscht. Und Julian Weihmann kann endlich geholfen werden. „Was sind Sie, Arzt? Ich will aber die Feuerwehr“, der 21-Jährige lacht. Er hat seine Rolle mit Leidenschaft gespielt. Seine Kameraden haben mit Leidenschaft gelöscht, versucht alles so zu machen, als wäre es nicht nur eine Übung.
Motorradstaffel hat überprüft, ob Brücke tatsächlich befahrbar ist
Von der halleschen Seite der Brücke waren noch zwei Mitglieder der Motorradstaffel Sachsen-Anhalt zum Unglücksort gekommen, die bei der Ortsfeuerwehr Halle-Büschdorf angesiedelt ist. „Wir haben überprüft, wie gut die Brücke tatsächlich befahrbar ist“, sagt Matthias Leißring. Für die schweren Maschinen mit Blaulicht war das offenbar kein Problem. Und auch nicht für die Löschfahrzeuge der Feuerwehr, die ungefähr einen Kilometer auf die Brücke fahren mussten.
„Das ist die einzige Brücke, die so befahrbar ist“, sagte Jörg Heine, der Leiter des Ordnungsamtes des Saalekreises. Gemeinsam mit Markus Mennicke, dem Sachgebietsleiter Brandschutz, zog er ein positives Fazit der Übung, die nun ausgewertet werden muss. (mz)


