Domstadtkino Merseburg Domstadtkino Merseburg: Merseburger Kino hat einen neuen Besitzer

Merseburg - „Bewegte Bilder kann man heutzutage ja fast überall sehen. Sogar im Hosentaschenkino - also auf dem Smartphone“, lächelt Ulrich Jacobi. Doch darum gehe es nicht. „Es geht um die Einstellungen, die für die große Leinwand gedreht wurden. Deshalb gibt es Kino.“ Und das sei seine Leidenschaft, gesteht der 56-Jährige.
Donnerstag, den 20. November, wird im Domstadtkino die Künstlerbiografie „Mr. Turner - Meister des Lichts“ über den britischen Maler Joseph Mallord William Turner (1775-1851) gezeigt. Der Film des siebenfach für den Oscar nominierten Regisseurs Mike Leigh läuft heute und an den Folgeabenden um 19.45 Uhr. Weitere Informationen finden Sie unter: www.domstadtkino-merseburg.de
Der gebürtige Hamburger ist der neue Besitzer des Merseburger Domstadtkinos. Und weil er nicht nur zweimal im Monat mal kurz vorbeischauen wollte, hat er sein bisheriges Leben eingepackt und ist von der Alster an die Saale gezogen. Zwar nicht nach Merseburg, sondern nach Halle, aber das ist ja quasi um die Ecke. Sein Partner - „Ich bin mit einem Mann verheiratet“ - ist natürlich mit umgezogen. „Er ist freiberuflich als Mediator tätig“, so Jacobi, und das könne er auch hier tun.
Der Traum vom eigenen Kino
„In Geesthacht bei Hamburg habe ich 13 Jahre lang einen Theater- und Gastspielbetrieb mit Kino geleitet. Aber irgendwie hatte ich immer die Idee von einem eigenen Kino“, erzählt der 56-Jährige, der Politik und Skandinavistik studiert und lange Zeit auch als Reiseleiter gearbeitet hat, in seiner Freizeit gern Kajak fährt und sich für Ornithologie interessiert. Im Juni habe er dann erfahren, dass das Domstadtkino zum Verkauf stehe. „Ich habe es mir angesehen und war sehr angetan. Das Kino ist sehr gepflegt, die Vorführtechnik picobello, und das Team ist sehr engagiert und freundlich.“ So habe er sich seinen Traum erfüllt und fühle sich in Merseburg sehr willkommen.
Kino als Ort der Kultur
Mittlerweile ist Jacobi fast täglich im Kino anzutreffen. „Ein Kino ist ein Ort der Kultur in einer Stadt, und ich möchte Ansprechpartner für unsere Besucher sein“, sagt der gebürtige Hamburger. Er wolle nicht etwa das Rad neu erfinden, doch einige Ideen habe er schon für das Haus, das jetzt das seine ist. Eine Neuerung ist zum Beispiel der Filmkunstabend, den es aller 14 Tage geben soll. Dann sollen Streifen über die Leinwand flimmern, die vielleicht nicht die großen Blockbuster sind, aber trotzdem ein dankbares Publikum finden. Jacobi könnte sich „The Cut“, den aktuellen Film von Fatih Akin vorstellen, oder auch den Wim-Wenders-Film „Das Salz der Erde“ - eine Hommage an den weltberühmten Fotografen Sebastião Salgado, wofür es beim Filmfestival in Cannes minutenlange Ovationen gegeben hat.
Das Kino im Blut
„Im Kino müssen gute Geschichten erzählt werden. Kino muss Erlebnis sein. Das kann ein Action-Film sein, oder eine gute Literaturverfilmung“, lächelt der Mann, der das Kino praktisch im Blut hat. „Und wenn Kinder aus ,Die Vampirschwestern 2‘ rauskommen, rote Backen haben und strahlen - was wollen wir mehr.“ (mz)