Dom zu Merseburg Dom zu Merseburg: Erstmals läuten wieder acht Glocken
Merseburg/MZ. - Zuerst meldete sich die älteste. Mit feinem, hellen Klang läutete die so genannte Bienenkorbglocke den ersehnten Moment ein. Nach langem, über ein Jahrhundert dauerndem Schweigen erklang am Sonntag wieder das komplette Domgeläut, und so manch einem standen die Tränen in den Augen. Es folgten die ebenfalls kleine Zuckerhutglocke und eine dritte kleinere, bis die mächtige, fast zwei Tonnen schwere Clinsa ihren vollen, dunklen Ton weit übers Land klingen ließ. Sie alle waren im vorigen Jahrhundert nicht mehr zu hören gewesen.
Schließlich die Erinnerung an die gerade erst zurückliegende Zeit, als nur drei Glocken geläutet wurde. Kurze Erläuterungen gab Johannes Remenz, Glockensachverständiger der Gießerei Lauchhammer. Dann setzte wieder die Clinsa ein, wenig später auch die kleineren - die Teilnehmer des Festgottesdienstes erlebten ein wunderschönes achtstimmiges Konzert. Dafür begaben sie sich trotz Nieselregens gern ins Freie. Das komplette Geläut, sagte Dompfarrer Michael Lehmann der MZ, bleibt freilich den Feiertagen vorbehalten: Ostern, Pfingsten und Weihnachten.
Mit einem festlichen Gottesdienst wurde am Sonntag das erneuerte Domgeläut eingeweiht. Unter den Gästen Landrat Tilo Heuer, Merseburgs Oberbürgermeister Reinhard Rumprecht und der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Dr. Volkhard Spielhagen. Prof. Dr. Ernst Schubert, Dechant der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstiftes Zeitz, würdigte den Einsatz vieler Menschen und Institutionen zur Wiederherstellung des Geläuts und dankte allen - dem Banker ebenso wie dem Restaurator und dem Glockengießer - herzlich für ihr Engagement.
Lang liest sich die Liste der Förderer. So stellte die Ostdeutsche Sparkassenstiftung als Anschubfinanzierung 35 000 Mark zur Verfügung, die Kreissparkasse stockte weitere 15 000 auf. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt spendierte 158 000 Mark, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 90 000 Mark, vom Domstift selbst kam ein Eigenanteil von 92 000 Mark. Erhebliche Summen also, die für Glocken- und Turmsanierung sowie Aufhängung nötig waren. Nun klingen sie alle wieder. Möge das Geläut künftig ohne Störung von innen und außen zur Freude Gottes und aller Menschen erschallen, wünschte Dechant Schubert im Dom.