DJs von "83'72" DJs von "83'72" : Zwei Rocker gehen in Rente

Merseburg - So lange zusammen zu bleiben, schafft manches Ehepaar nicht. Diese beiden schon: Bernd Merk (69) und Jörg Uhlmann (71) legen seit 44 Jahren gemeinsam auf. Früher haben sie als DJs von „83’72“ drei- bis viermal die Woche die „Freundschaft“ in Merseburg-West gerockt, oder später die Oelgrube. Jetzt soll tatsächlich Schluss sein. Am 11. März steigt die große Abschieds-Mucke im Schlossgartensalon.
Zum 40. Jubiläum hatten sich die beiden schon geschworen, dass sie nur noch einmal im Jahr als DJs auftreten wollen - immer zum Frauentag. Denn an diesem Tag im Jahr 1972 fing für die beiden Männer alles an (Daher auch der Name 83’72). „Im Haus der Kultur, dem heutigen Ständehaus, sollte es eine Party geben“, erzählt Bernd Merk. „Am Montag haben wir gefragt, ob sie schon jemanden für die Musik haben, und am Mittwoch haben wir aufgelegt.“ Die beiden lächeln, als sie daran denken.
In den ersten Monaten hatte die Diskothek nur eine Lautsprecherbox, mehr als Monosound war zunächst also nicht drin. „Das klang wie Radio Luxemburg auf der Kurzwelle“, scherzt Jörg Uhlmann. Aber den Leuten sei es egal gewesen, Hauptsache es war laut. Deep Purple, Queen, Beatles, Stones oder AC/DC - sie legten alles auf, was tanzbarer Rock war. Zunächst natürlich von Platten, die sie unter anderem aus Ungarn oder der Tschechoslowakai bekamen. Dann kam der Kassettenrekorder. „Und natürlich haben wir vom Radio aufgenommen, was wir kriegen konnten“, erzählt Uhlmann. Als CDs und und weitere neue Techniken aufkamen, war die Musikversorgung natürlich überhaupt kein Problem mehr. Eins ist allerdings geblieben: Die Wildecker Herzbuben kommen den beiden Rockfans nicht auf den sprichwörtlichen Plattenteller. „Wenn wir ,Herzilein’ spielen, dann höchsten von Rudolf Rock und die Schocker“, grinst Bernd Merk.
Beim Campen kennengelernt
Kennengelernt hatten sich Jörg Uhlmann, der frühere Lehrer und bis 2006 Schulleiter der Sekundarschule Zöschen war, und der Kulturwissenschaftler Bernd Merk zufällig beim Campen in Wahren an der Müritz. „Wir waren schwoofen und wir hatten beide diese Jacken im Beatles-Stil an, ohne Kragen“, erinnert sich Bernd Merk. „Dann hab ich ein Getränk bestellt und Jörg hat es gekriegt, und so kamen wir ins Gespräch. Dass er auch aus Merseburg war, wusste ich.“ Und so nahm das Schicksal irgendwann seinen Lauf. Die beiden hatten dann ab März 1972 zunächst eine vorläufige, dann eine ordentliche Einstufung als Laienmusiker. Die brauchte man, wenn man zu Ost-Zeiten irgendwo Musik machen oder Platten auflegen wollte. Mit der Oberstufen-Einstufung durften sie 8,50 Mark die Stunde nehmen - Mindestlohn also schon zu Ost-Mark-Zeiten. Später war Merk sogar eine Zeit lang selbst für die Einstufung von Laienmusikern zuständig - unter anderem auch für die von Frank Bannert, heute Landrat des Saalekreises, der zu DDR-Zeiten nebenbei Keyboard spielte und Tanzmusik machte.
Wenn die beiden Merseburger (Uhlmann wohnt allerdings schon lange in Löpitz) auflegten, waren die Tanzflächen immer voll. „Einmal allerdings, bei einer geschlossen Veranstaltung, kam eine alte Dame aus dem Westen zu mir und gab mir eine West-Mark. Ich sollte die Musik nicht so laut machen“, lächelt Uhlemann. „Ich sagte nur: Aber die Musik läuft doch noch gar nicht.“
Am 11. März nun heißt es Abschied nehmen von 83’72. Als Live-Verstärkung holen sich Bernd Merk und Jörg Uhlmann übrigens Mr. Twist mit dem ehemaligen Sänger der Firebirds sowie Bernd Kaczmarek und King Kreole auf die Bühne. (mz)
11. März, 20 Uhr, Disco 83’72 - der letzte Auftritt, Karten zu 10 Euro gibt es nur an der Abendkasse