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Diskothek Diskothek: Wildes Parken um Schildkröte nervt Anwohner

Von Petra Wozny 15.10.2001, 12:24

Braunsbedra/MZ. - So viel steht fest: Amphibienfreunde haben längst große Freude an ihr. Jeden Freitag und Samstag ziehen die Fans zu Tausenden nach Braunsbedra in die "Schildkröte". In ihrem Bauch geht die Post ab. Bei Techno oder House feiern die Jugendlichen, die nicht nur aus dem Landkreis Merseburg-Querfurt, sondern auch aus Halle und dem Burgenlandkreis anrollen. Party-Time ist angesagt. Und das meist bis zum Morgengrauen.

Steffi Dumitru, die mit ihrer Familie nur eine schmale Straße getrennt von diesem Diskotempel lebt, findet das gar nicht lustig. Diskobesucher parken ihre Autos in dieser Straße ab. Also direkt unter ihrem Fenster. "Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Motoren werden gestartet, Radios angestellt. Schließlich wird an den Autos noch weiter gefeiert. Die leeren Bierdosen fliegen dann in meinen Garten. Jedes Wochenende ist für uns gelaufen." Die junge Frau hat deshalb Beschwerden über Beschwerden geschrieben, auch im Stadtrat wurde sie vorstellig. Das Ordnungsamt reagierte und erteilte für besagte Gartenstraße ein Parkverbot in der Zeit von 22 bis 6 Uhr. Pustekuchen meinen die Parksünder und tun zum Verdruss von Frau Dumitru als auch der Betreiberin der angrenzenden Tankstelle - auch sie würde ständig zugeparkt, so, als sei nichts gewesen.

Hossein Hosseini betreibt die Diskothek seit gut einem dreiviertel Jahr. "Ich biete meinen Kunden rund tausend Parkplätze an", rechnet er auf. Verträge habe er gemacht mit zwei Kaufhallen, um deren Parkfläche nutzen zu dürfen. Zudem bemühte er sich um eine Fläche von 5 400 Quadratmetern wenige Meter von der Disko entfernt. "Wochenlang habe ich einen Shuttle eingerichtet, der bis zum Markt fuhr. Der wurde aber kaum genutzt. Was soll ich denn noch machen? Ich kann doch nicht jeden Diskobesucher kontrollieren, wo er parkt."

Jeden Sonntag würde er einen Mitarbeiter abstellen, um die Parkflächen als auch die Gartenstraße vom Müll zu säubern - fünf bis sechs Säcke kämen gut und gern zusammen. Die Security wäre durch ihn auch beauftragt, Falschparker auf ihre "Sünde" aufmerksam zu machen. Viele würden antworten: Lass mich in Ruhe!

"Das Problem ist uns bekannt", schildert Hauptamtsleiterin Marion Eckner. "Und wir tun was." Im Januar und Februar verteilten Außendienstmitarbeiter des Brauns-

bedraer Ordnungsamtes im Bereich der Diskothek 138 Knöllchen an Falschparker. Seit März erfolgen monatliche Kontrollen. Im Durchschnitt würden immer rund 50 Sünder erwischt. Im September waren es sogar 126. "Wir führen die Kontrollen regelmäßig in der Nacht ohne Ankündigung durch." Hosseini bestätigt das.

Für Steffi Dumitru ist das noch zu wenig. Es müsste aus ihrer Sicht "wochenlange Kontrollen geben, damit die Jugend etwas davon spürt. Ansonsten lachen die sich doch kaputt und wir haben weiter den Lärm." Im Rathaus sieht man das nicht so: "Ich gebe zu bedenken, dass wir nicht nur den ruhenden Verkehr rund um die Diskothek zu kontrollieren haben", so Eckner.

Im letzten Gemeindespiegel wendete sich das Ordnungsamt mit Nachdruck an die tanzfreudigen Fans der "Schildkröte". Feuerwehrzufahrten und Rettungswege seien frei zu halten. Der gute Ruf der Freizeiteinrichtung über die Landkreisgrenzen hinweg dürfe nicht durch die Rücksichtslosigkeit einiger Jugendlicher geschmälert werden, hieß es weiter. Die nächsten Wochenenden werden die Wirkung zeigen.