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Der Neue auf der Straße Diese Ideen und Projekte bringt Merseburgs neuer Streetworker mit

Marcus Schmied hat bereits jede Menge Ideen für Projekte.

Von Jakob Milzner 01.10.2021, 16:00
Der 35-Jährige findet es wichtig, mit den Jugendlichen auf Augenhöhe zu reden. „Wir sind nicht das Ordnungsamt“, sagt er.
Der 35-Jährige findet es wichtig, mit den Jugendlichen auf Augenhöhe zu reden. „Wir sind nicht das Ordnungsamt“, sagt er. Foto: Jakob Milzner

Merseburg/MZ - Wie kommt man mit Jugendlichen ins Gespräch? Für die Streetworker in Merseburg ist das eine essenzielle Frage – immerhin wollen sie die Interessen junger Menschen in der Stadt vertreten, in schwierigen Situationen ein offenes Ohr anbieten und bei Problemen unterstützen. Dazu braucht es Vertrauen.

Der neue auf der Straße

Marcus Schmied hat eine einfache Antwort: „Nicht gerade mit Schlips und Kragen antanzen“, sagt er. „Noch haben wir ja das Aussehen“, ergänzt er und meint damit sich und seine Kollegin Jenny Cornelius, die bereits seit elf Jahren als Sozialarbeiterin auf Merseburgs Straßen unterwegs ist.

Marcus Schmied dagegen ist ganz frisch dabei, seit September wohne er nun in Merseburg, erzählt der neue Streetworker. 35 Jahre ist der gebürtige Berliner alt, gelebt hat er zuletzt in Dresden. In der Domstadt fühlt er sich bereits rundum wohl: „Nur das Internet ist schlecht“, lacht er. Ansonsten sei die Domstadt zwar deutlich kleiner als sein letzter Wohnort, „aber strukturell gibt es hier ja alles.“

Kontakt auf Augenhöhe sei wichtig

Sein persönlicher Anlass, auf die Straße zu gehen und mit Jugendlichen zu arbeiten, sei „der Corona-Knackpunkt“ gewesen, erzählt Schmied. Bei seiner letzten Arbeit in Dresden habe er Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen betreut. Doch seit Ausbruch der Pandemie habe er einen neuen Blick auf die Probleme Jugendlicher und junger Erwachsener bekommen: „Es ist mir wichtiger, den Ursprung anzugehen, und der liegt meistens auf der Straße“, sagt er.

Wichtig ist ihm der Kontakt auf Augenhöhe. „Wir sind nicht das Ordnungsamt“, erläutert der Streetworker seine Position. „Wir bestrafen nicht“, führt er aus. Viel bestehe schon darin, Präsenz zu zeigen: „Man sagt freundlich hallo und zeigt sich“, sagt Schmied.

Merseburgs neuer Streetworker bringt jede Mengen neue Ideen mit

Während Corona habe er beobachtet, dass vielen Jugendlichen die Tagesstruktur weggebrochen sei. „Die zocken dann den ganzen Tag, gehen gar nicht mehr raus“, berichtet der Sozialarbeiter. Nun wolle er diesen jungen Menschen dabei helfen, sich aus der Isolation wieder heraus zu begeben. „Es ist eine wichtige Aufgabe, die Jugendlichen wieder zu aktivieren.“ Gerade die sozialen Fähigkeiten hätten bei vielen stark unter den Kontaktbeschränkungen gelitten. „Wenn man das Gegenüber gar nicht mehr sieht, das ist ein Problem“, führt er aus. Vielen falle es schwer, emphatisch zu sein und Emotionen einzuordnen.

Nach Merseburg bringt der 35-Jährige eine ganze Reihe von Ideen mit. Von denen seien einige bereits beantragt: „Wir hoffen, dass wir unsere Projekte durchkriegen“, sagt Schmied. Etwa wollen er und Jenny Cornelius im nächsten Jahr zu Aktionstagen wie dem „Girls Day“ oder dem Welt-Aids-Tag mit mobilen Informationsständen unterwegs sein. Ein weiterer Plan ist es, zu festen Tagen an festen Orten präsent zu sein, beispielsweise an Spielplätzen. „Das ist alleine nicht realisierbar gewesen“, sagt Cornelius, die froh über die Unterstützung durch Schmied ist. Der freut sich auf die Aufgabe: „Wir haben ganz viel geplant“, sagt der neue Streetworker.