Die Kunst der Schönheit wundervoll perfektioniert
MERSEBURG/MZ. - "Vielfalt, Pracht und Eleganz" lautet das Motto der neuen Dauerpräsentation im Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg, die am Freitag um 18 Uhr feierlich eröffnet wird. Und was zu sehen ist, kann tatsächlich beeindrucken. "Wir zeigen Glasperlarbeiten vom 19. Jahrhundert aus dem Biedermeier und Historismus sowie des frühen 20. Jahrhunderts mit Jugendstil und Art Déco", sagt Museumschefin Dr. Karin Heise, die selbst sichtlich angetan von den Exponaten ist, "Es sind aber auch einige ausgewählte Stücke aus den 1960er Jahren dabei." .
Das Museum, das im Jahr 1906 vom damaligen Merseburger Heimatverein gegründet wurde, legte den Grundstock für eine Sammlung von Accessoires, die mit Glasperlen verziert waren, dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend: Ketten, Bänder, Täschchen. Tabakbeutel, Geldkatzen, Buchhüllen, Klingelschnüre. Auch die Kleidung selbst, Jacken und vieles mehr, wurde verziert. "Die Menschen nutzten und benutzten Glasperlarbeiten für sich wie etwa Schmuck oder für ihr Lebensumfeld", betont Frau Heise. "Die mit ihnen erzielten Effekte an Kleidung oder Gegenständen dienten natürlich der Repräsentation und waren die preiswertere
Variante gegenüber teuren Perlen oder sogar Edelsteinen."
Dabei wurden die unterschiedlichsten Techniken zur Herstellung angewandt, die von außerordentlicher Kunstfertigkeit zeugen. Neben dem Sticken und Handweben kam auch das maschinelle Weben besonders im Erzgebirge zum Einsatz, wo um 1860 ein spezieller Perlwebstuhl erfunden wurde. Frau Heise: "Aber es wurde auch mit Perlen gehäkelt und gestrickt. In Katalogen wurden die Dinge vorgestellt, die dann bestellt werden konnten. Das reichte vom Säuglingshemd bis zum Grabschmuck."
Anfang der 1990er Jahre konnte die Sammlung im Museum durch umfangreiche Zukäufe und Schenkungen vergrößert werden. Insgesamt 350 Stücke unterschiedlichster Art nennt das Haus nun sein eigen, von denen rund 200, durch Experten restauriert und gereinigt, nun in Vitrinen wunderschön geordnet im einstigen Kunstkabinett ausgestellt werden. Das älteste etwa ist ein so genannter Pompadour aus der Zeit um 1825.
Die technischen Fertigkeiten und Kenntnisse zu Herstellung der Glasperlen seien teilweise in Vergessenheit geraten und würden erst in jüngster Zeit wieder verstärkt erforscht. Parallel dazu scheine es aber auch eine Renaissance des handgearbeiteten Perlschmucks zu geben, weiß Frau Heise. Im Vorjahr wurde sogar die Fachzeitschrift "Perlenpoesie" ins Leben gerufen, die sich mit Herstellung und Verarbeitungstechniken befasst, außergewöhnliche Erzeugnisse vorstellt und Tipps zum Selbstgestalten gibt.
Das Sammelgebiet Glasperlarbeiten soll in Zukunft konsequent weiter verfolgt und wissenschaftlich begleitet werden, betont die Museumchefin, die dankbar dafür wäre, wenn sich Merseburger melden, die noch daheim schöne Stücke haben. "Dann tausche ich in der Schau auch noch aus", sagt sie.
"Vielfalt, Pracht und Eleganz" wird am Freitag um 18 Uhr im Merseburger Kulturhistorischen Museum feierlich eröffnet.