Tourismus im Saalekreis Der Geiseltalsee lockt immer mehr Gästen - doch Übernachtungsplätze werden knapp
Der Tourismus im Saalekreis insgesamt entwickelt sich ordentlich – am Geiseltalsee boomt er jedoch. Die Folge: Betten und Campingplätze sind knapp. Abhilfe kommt nur langsam.

Mücheln/Merseburg/MZ. - Es sei Wahnsinn, was dieses Jahr schon los sei, sagt Thomas Patzer. Auf seinem Campingplatz oberhalb des Strands Stöbnitz am Geiseltalsee stehen schon zu Beginn des Frühjahrs die Wohnmobile dicht an dicht. „Eigentlich fängt die Saison erst um Männertag und Pfingsten herum an.“ Aber in diesem Jahr musste der Betreiber bereits zu Ostern mit Vorbuchungen arbeiten. Für die Karwoche habe er über 100 Anfragen bekommen, nicht alle konnte er bedienen. Der Campingplatz in Stöbnitz hat Platz für 50 Dauercamper und 70 wechselnde Wohnmobile. Seit gut fünf Jahren seien die Kapazitäten in der Saison fast immer ausgebucht, berichtet Patzer. Und die Saison wird stetig länger, reicht mittlerweile bis zum Ende der Oktoberferien. „Die Zahlen werden immer größer. 2022 und 2023 hatten wir jeweils 25.000 Übernachtungen.“
Patzers Campingplatz ist damit eine Größe für den Tourismus im Saalekreis. Der hat 2023 ein ordentliches Jahr erlebt. „Die Übernachtungszahlen haben sich gut entwickelt“, resümiert Antje Peiser, Geschäftsführerin der zuständigen Saale-Unstrut Tourismus GmbH (SUT). Gut bedeutet einen leichten Zuwachs bei den Ankünften von Übernachtungsgästen auf 202.199 statt 191.203. Die Zahl der Übernachtungen ist um etwa 7.000 zurückgegangen.
Die Zahlen des Statistischen Landesamtes weisen zwei Unschärfen auf. Zum einen erfassen sie nur Übernachtungsbetriebe mit zehn Betten und mehr. Airbnb, einzelne Ferienwohnungen oder Minipensionen fallen durch das Raster. Zum anderen trennen sie nicht nach Zweck der Übernachtung.
Sehr gute Prognose für 2024
Auch Peiser kann nicht quantifizieren, wie viele der Gäste Dienstreisende waren und wie viele Touristen. Beides spiele im Saalekreis eine Rolle. Aber: „Die Auslastung der Unterkünfte ist regelmäßig Schwankungen unterworfen, die auf die Aktivitäten der industriellen Werke im Saalekreis zurückzuführen sind.“ Wenn wie etwa in diesem Oktober ein Wartungsstillstand in der Raffinerie in Spergau mit 1.000 auswärtigen Arbeitern ansteht, steigert das die Nachfrage in umliegenden Hotels. Die SUT-Geschäftsführerin erwartet aber auch touristisch ein sehr gutes Jahr im Saalekreis, weil man mit der Landesgartenschau in Bad Dürrenberg: „DAS touristische Ereignis in Sachsen-Anhalt“ habe.
Die Laga ist auch vom Geiseltalsee aus schnell zu erreichen. Anders als der übrige Saalekreis ist die Region um das Tagebaurestloch deutlich stärker touristisch orientiert – und hat in puncto Übernachtungsgäste eine steile Entwicklung genommen, wobei nicht alle Anrainer gleich profitieren. Am größten ist der Sprung in Mücheln. Hier hat sich die Zahl der Übernachtungsgäste seit 2015 fast verachtfacht auf zuletzt 13.836. Damit liegt die Stadt bis auf 100 Ankünfte gleich auf mit Braunsbedra. Dessen Ausgangsniveau 2015 durch den bereits etablierten Campingplatz an der Hasse mit knapp 8.500 Gästen deutlich höher war.