Damwild Damwild: Tiere stromern durch Merseburgs Süden
Merseburg - Gegen 7.30 Uhr lief am Dienstagmorgen der Notruf in der Leitstelle in Merseburg ein. Im Bereich des Südparks mit der Bundesstraße 91 würden zwei Ziegen frei herumlaufen. Über das Radio wurden Autofahrer vor einer möglichen Kollisionsgefahr gewarnt. Die hauptamtliche Wachbereitschaft der Feuerwehr rückte aus. Doch die Einsatzkräfte fanden keine Ziegen, sondern eine Damwild-Kuh mit ihrem Jungtier. „Wir kennen beide schon länger, weil sie immer wieder durch den Merseburger Süden streifen“, sagte Einsatzleiter Michael Jahn. Und da die Tiere fast weiß sind, wurden sie offenbar mit Ziegen verwechselt.
Unklar ist, woher Mutter und Jungtier stammen. Sicher ist, dass sie im Südpark mit seinen weiten grünen Flächen und den kleinen Wäldchen ihren Unterstand haben. Vor allem in der Morgendämmerung wagen sie sich aus ihrem Versteck und pilgern durch die angrenzenden Wohngebiete wie die Naumburger Straße - auf der Suche nach Nahrung.
Bräunliche Fellvariante
„Also aus unserem Gehege ist das Damwild nicht ausgebrochen. Unsere Tiere sind alle noch da“, erklärte Wolfram Schumann, Chef des Merseburger Tierparks. Dort wird auch Damwild gehalten, aber mit der wesentlich weiter verbreiteten bräunlichen Fellvariante. „Das weiße Damwild ist eher selten“, weiß Schumann. Im Tiergehege Bad Dürrenberg kann man weiße Damhirsche sehen.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass es sich bei den beiden Tieren aus dem Südpark um Ausreißer aus der Solestadt handelt. Allerdings geht Schumann davon aus, dass Mutter und Kind schon aus einem Gatter stammen müssen. „Für normale Wildtiere sind sie nämlich zu zutraulich. Sie wagen sich in die Nähe von Menschen, weil sie den Umgang mit uns gewöhnt sind. Und je weniger Nahrung sie finden, beispielsweise im Winter, desto weiter werden sie in die menschliche Siedlung vordringen“, sagte Schumann. In der Leitstelle für den Einsatz von Feuerwehren und Rettungsdienst liegen indes keine Erkenntnisse vor, aus welchem Tiergehege das weiße Damwild ausgerissen sein könnte. Abfragen bei Haltern in der Region hätten keine Ergebnisse gebracht, hieß es.
Tierpark Merseburg
Die Situation erinnert an den Herbst vor einem Jahr. Damals war ein Rothirsch aus dem Tierpark Merseburg ausgebüxt und über Wochen durch den Südpark gestreift. Die Stadt hatte Jäger engagiert, die den Hirsch mit einem Betäubungsgewehr außer Gefecht setzen sollten, damit er wieder eingefangen werden kann. Allerdings nahm die Suche ein dramatisches Ende. Im Rohrwiesenweg lief der Hirsch Ende November in ein Auto und wurde dabei getötet.
Und diese Gefahr sieht Wolfram Schumann wieder. „Es ist wichtig, die Leute zu sensibilisieren, damit nichts Schlimmes passiert“, sagte er. Es gehe nicht nur um das Schicksal des Damwilds. Flitzen die Tiere nämlich plötzlich auf die B91, könnte das zu verheerenden Unfällen führen. Ein Patentrezept, wie man mit den Streunern umgehen sollte, gebe es nicht. (mz)