Christian Siegel Christian Siegel: Flucht und Vertreibung als Kunstthema

Merseburg - Abraham war ein Wirtschaftsflüchtling. Als eine Hungersnot kam, zog er nach Ägypten. Mose war ein politischer Flüchtling. Als der Pharao ihn töten wollte, floh er. Die ersten Christen wurden wegen ihrer Religion verfolgt. Saulus bat den Hohenpriester um Briefe an die Synagogen in Damaskus, die dortigen Jünger des Herrn gefesselt nach Jerusalem zu führen.
Christian Siegel, Jahrgang 1966, der an der Hochschule Merseburg künstlerische Grundlagen lehrt, hat diese und andere Geschichten aus der Bibel aus einem bestimmten Grund herausgesucht: „Flucht und Vertreibung spielten in der Bibel immer eine Rolle, schon vor 3.000 oder 4.000 Jahren. Wir haben das alles schon gehabt.“
Brisanz und Aussage
Der Künstler hat bereits zu DDR-Zeiten mit seinen Werken Erfahrungen mit der Bibel interpretiert. Seine neuesten Arbeiten sind mit Zeitungsartikeln kombinierte Grafiken, die so eine besondere Brisanz und Aussage bekommen. Da ist Christophorus, der das Jesuskind auf seinen Schultern über einen Fluss trägt. Christian Siegel kombiniert das mit einem Artikel über die auf Lampedusa gestrandeten Mittelmeer-Flüchtlinge, die vor dem Ertrinken gerettet wurden.
Und da ist Jesus, der einen Leprakranken heilt. Er kümmert sich um einen Ausgestoßenen, einen, der von der Gesellschaft weggeschickt wurde. Christian Siegel bringt das in Zusammenhang mit der Unterbringung der Flüchtlinge in Heimen, wo sie nur unter sich sind und kaum Kontakt nach draußen aufbauen können. Er appelliert an einen menschlichen Umgang mit ihnen und ruft auf, den Flüchtlingen zur Seite zu stehen. „In der Bibel werden Lösungen für die Flüchtlingskrise geboten. Sie gibt Anleitung zu einem möglichen friedlichen Miteinander, dazu, wie man eine zivilisierte Gesellschaft organisiert“, sagt der überzeugte Christ. Nun lädt er zum Betrachten seiner Werke und vielleicht auch zu einer Diskussion dazu ein.
„Bilder zur Bibel“
Am 11. Juni wird um 14 Uhr in der Geiseltalsee-Kirche in Mücheln-Neubiendorf seine Ausstellung „Bilder zur Bibel“ eröffnet. Dafür hat sich der Künstler einen Kollegen mit an Bord geholt: Michael Olbrich, Jahrgang 1964. Beide verbindet eine langjährige Zusammenarbeit zu Bildern zur Bibel. Auch Michael Olbrich steuert Grafiken bei.
Vernissage der Ausstellung „Bilder zur Bibel“: 11.6., 14 Uhr, Geiseltalsee-Kirche Neubiendorf, danach Musik vom Merle-Duo, Kaffee und Kuchen, 16.30 Uhr Vortrag „Bienen und Gesundheit“, Eintritt frei, um eine Spende wird gebeten. (mz)