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Burg Querfurt Burg Querfurt: Kinder können Ritter sein

Von susann salzmann 06.02.2014, 19:47
Paul Göbel, Christian Junker und Lukas Kressner (von links) üben sich im Schwertkampf vor dem „Dicken Heinrich“ auf Burg Querfurt.
Paul Göbel, Christian Junker und Lukas Kressner (von links) üben sich im Schwertkampf vor dem „Dicken Heinrich“ auf Burg Querfurt. SUSANN SALZMANN Lizenz

querfurt/MZ - Gefechtsstellung einnehmen, bitte. Was genau damit gemeint ist, hat Paul Göbel im Rahmen des Ritterturniertages auf der Burg Querfurt bereits gelernt. Vor einigen Minuten hat er Bedeutung und Haltung von Bundesfreiwilligendienstleistender Cornelia Lumpe erklärt bekommen, baut Körperspannung auf, neigt seinen Oberkörper leicht nach vorn und winkelt seine Arme an. Bereit zum Gefecht – wenngleich zu veränderten Bedingungen; kurzum: mit kleinem Holzschwert.

„Aber auch damit kann man sich verletzen“, mahnt Lumpe mit wachsamem Blick. Zu erfahren, wie die Ritter im Mittelalter kämpften, welche Mittel ihnen zur Verfügung gestanden und wie sie sich selbst vor Angriffen geschützt haben, sei Pauls individueller Höhepunkt für diese Winterferien – reale Erfahrungen habe der achtjährige Querfurter zuvor nämlich noch nicht sammeln können.

„Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schwer das war, wenn die Ritter an den Kreuzzügen teilgenommen haben“, sagt der Junge fast außer Atem vom Schwertkampf mit Christian Junker und Lukas Kressner. Schwer auch aufgrund der rund 32 Kilogramm schweren Rüstung, welche die Ritter zu diesen Zeiten getragen haben, erzählt Lumpe den wissbegierigen Jungs, die schnell merken, dass Rittersein nicht nur Wagemut voraussetzt, sondern ebenfalls hohe Ansprüche an die Kondition stellt.

„Beim Schwertkampf merkt man das besonders schnell“, lächelt sie. Nicht umsonst habe die Ausbildung zum gefechtsbereiten Ritter auch sechs Jahre gedauert. Und was eigentlich Jahre dauert, können die Ferienkinder in den Kasematten binnen weniger Stunden ausprobieren. Zum Beispiel das Zielen mit Lanze mit Hilfe einer Stechpuppe.

„So haben früher auch die richtigen Ritter geübt“, motiviert Cornelia Lumpe. Zumindest fast, denn statt Zureiten auf einem lebendigen Ritterpferd gibt es für den ritterlichen Nachwuchs eine Holzattrappe. Auf dieser und mit einer schafswollumwickelten Lanze wird das Ziel, ein hölzernes Schild, klar fokussiert. Alles eine Übungssache, stellt der zehnjährige Christian fest. Nur wer schnell genug ist, bekommt den mit Schafswolle gefüllten Sack auf der anderen Ende der Puppe nicht ab.

Am Freitag gibt es für interessierte Knirpse Einblicke in den Kartoffeldruck, mit dem sich Figuren wie Schneemann, Esel oder Burggeist formen lassen. Von 9 bis 12 Uhr haben Kinder die Möglichkeit, sich dabei im Bauernmuseum auszuprobieren. Den Abschluss bildet am Freitag das Archäologieprojekt im Ottonenkeller von 10 bis 12 Uhr. Schätze bergen garantiert.  (sus)

„Früher war das kein Sack, sondern eine Eisenkugel. Das hat richtig wehgetan, wenn man die in den Rücken bekam“, erzählt Lumpe. Und was gute Ritter unbedingt beherrschen müssen? Gleichgewichtsherausforderungen. Eine Herausforderung auch für Lukas Kressner aus Weißenschirmbach, der das erste Mal seine Ferien auf dem Querfurter Wahrzeichen verbringt. Das Balancehalten auf einer Holzwippe ist ganz schön anstrengend, findet der Siebenjährige.

Was noch fehlt? Geht es nach den Kindern, dann nichts. Die konnten hautnah spüren, wie anstrengend und vielseitig das Ritterleben ist – und welches Gefühl es ist, vor einer solch imposanten historischen Kulisse wie dem „Dicken Heinrich“ gegeneinander die Schwerter zu erheben.

Cornelia Lumpe hätte sich derweil noch mehr Kinder gewünscht, denn etwa die Hälfte der Schwerter blieben an diesem Tag ungenutzt liegen.

Christian Junker versucht, mit der Lanze das an der Stechpuppe hängende Schild zu treffen.
Christian Junker versucht, mit der Lanze das an der Stechpuppe hängende Schild zu treffen.
Susann Salzmann Lizenz