Bundesbildungsministerin Bundesbildungsministerin: Weggefährten loben Fachkompetenz von Wanka
Merseburg/MZ. - Als Johanna Wanka im Jahre 2000 der Ruf aus Brandenburg erreichte, wo ihr, der heutigen CDU-Frau, vom SPD-Mann Manfred Stolpe ein Ministerposten angeboten wurde, war sie gerade zum dritten Mal zur Rektorin der Hochschule Merseburg gewählt worden. "Und ich rechne es ihr noch heute hoch an, dass sie sich an uns wandte und nach unserer Meinung fragte", erinnert sich Professor Jörg Kirbs (55), der damals als Prorektor an der Seite von Wanka die Hochschule leitete. "Sie hat sich nicht in sich zurückgezogen und entschieden, sondern uns einbezogen." Heute ist Kirbs selbst Rektor der Bildungseinrichtung.
"So war sie eben", sagt Kirbs weiter. "Sie besaß schon damals eine außerordentliche Kompetenz, war fachlich und menschlich sehr integer." Er habe sehr viel von ihr gelernt, vor allem ihr Pragmatismus, ihre akribische und gewissenhafte Art, sich auf jedwede Situation vorzubereiten, habe er immer geschätzt. "Wir haben es zwar sehr bedauert, als sie damals ging, haben ihr aber auch gut zugeredet, denn wir trauten ihr die politische Karriere durchaus zu. Und obwohl sich ihr Weggang damals ziemlich kurzfristig ergab, hat Frau Wanka noch alle nötigen Dinge geregelt, damit ihr Nachfolger im Rektorenamt eine gute Grundlage vorfand", erklärt Kirbs. Als er nun erfahren habe, dass Johanna Wanka als Bildungsministerin ins Bundeskabinett berufen werden soll, sei er sehr stolz gewesen.
Auch Ramona Volk (52) kann sich noch gut an Johanna Wanka erinnern. Sie war, als Wanka ins Rektorat rückte, ihre Sekretärin. "Sie war toll als Chefin", sagt Ramona Volk, die auch heute noch die Sekretärin des Rektors ist. "Man konnte ihr vertrauen, so wie sie es auch mit uns tat. Wir haben uns menschlich einfach gut verstanden." Sie erinnert sich auch, dass Johanna Wanka eine Tee-Trinkerin war. Sie habe gerne in ihrem Garten gearbeitet, sozusagen als Ausgleich zur täglichen wissenschaftlichen Arbeit. "Als es um die Gestaltung des Campus ging, hat sie sich sehr für den Einsatz von viel Grün ausgesprochen. Das sieht man heute noch sehr gut", sagt Frau Volk.
Roswitha (70) und Peter Ramm (74) aus Merseburg sind seit mehr als 30 Jahren mit Johanna Wanka und ihrem Mann Gert befreundet. "Am 17. September 1989 haben wir gemeinsam in Merseburg das Neue Forum gegründet", erinnert sich Roswitha Ramm. "Johanna Wanka leitete damals die Arbeitsgruppe Recht und Sicherheit." Während Roswitha Ramm, damals Lehrerin an der Musikschule, die Arbeitsgruppe Kultur und Bildung innerhalb des Neuen Forums leitete, übernahm ihr Mann, der promovierte Kunsthistoriker Peter Ramm, die Arbeitsgruppe Stadtgestaltung. Gert Wanka wurde Leiter der Arbeitsgruppe Medienpolitik.
Ihre aktive politische Arbeit sei sowohl bei Johanna als auch bei Gert Wanka, die beide an der damaligen Technischen Hochschule in Merseburg promoviert hatten, der Grund gewesen, warum sie vor der Wende nicht zu Professoren berufen wurden, erzählt Roswitha Ramm, die Johanna Wanka als klugen und strategischen Kopf mit fabelhaftem Gedächtnis bezeichnet. "Merseburg kann stolz sein, eine so tolle Frau hier gehabt zu haben." Obwohl Johanna Wanka durch ihre Ministerämter ein sehr begrenztes zeitliches Budget habe, pflege sie noch heute die Freundschaften und Bindungen aus ihrer Merseburger Zeit. "Und das nicht nur oberflächlich", betont Roswitha Ramm.
Von Merseburg aus ist Johanna Wanka durchgestartet. Zuletzt war sie Wissenschaftsministerin in Niedersachsen. Am Mittwoch erhielt sie in Hannover ihre Entlassungsurkunde, um ihr neues Amt als Bundesbildungsministerin in Berlin antreten zu können. Laut ihren Wegbegleitern in Merseburg ist sie für das neue Amt offenbar bestens gerüstet - auch wenn es alles andere als leicht werden dürfte, denn der angepeilte ausgeglichene Bundeshaushalt 2014 dürfte auch die Spielräume ihres Ministeriums einengen.