Blutspender irritiert: Gibt's Geld oder nicht?
Merseburg/MZ. - "Ich bin seit Jahren Blutspender", sagte er der MZ. Er habe die Gelegenheit nutzen wollen und sei dort zur Spende gegangen. Dafür habe er einen Gutschein für die Kantine erhalten - ein Imbiss für Spender ist generell üblich. Völlig konsterniert war Jens Kraft allerdings, als eine junge Frau - offensichtlich eine Mitarbeiterin der Agentur - die neben ihm saß, von einer Helferin des Blutspendedienstes einen 50-Euro-Schein erhielt. Auf seine erstaunte Nachfrage habe sie geantwortet, dies sei "immer so", es sei "Standard". "Wieso wird hier mit zweierlei Maß gemessen?", empört sich unser Leser. "Ist mein Blut etwa weniger wert als das der Angestellten der Agentur?" Er könne überhaupt nicht verstehen, dass Mitarbeiter der Agentur für Arbeit erst "angefüttert" werden müssten.
Die MZ fragte bei der Uniklinik Halle nach. "Es handelt sich nicht um eine Bezahlung, sondern um die angesammelte pauschalisierte Aufwandsentschädigung für unsere Spender", argumentiert Petra Pavel, kommissarische Leiterin des Blutspendedienstes der Martin-Luther-Universität. Diese Summe von 50 Euro erhielten Blutspender, wenn sie zum vierten Male wiederkämen. "Wir sind daran interessiert, dass die Spender regelmäßig zu uns kommen", unterstreicht Pavel. Da vier mal jährlich gespendet werden dürfe, betrage die ausgezahlte Summe maximal 50 Euro pro Jahr. Dabei mache man keine Unterschiede zwischen Spendern, die direkt in die Uniklinik kommen und solchen bei Außenterminen.
Beim DRK, das im Landkreis zahlreiche Blutspende-Aktionen organisiert, grenzt man sich von dieser Praxis ab. "Es heißt Blutspende und darin liegt auch der Sinn", betont Ursula Lassen, Pressesprecherin des DRK-Blutspendedienstes der Landesverbände des DRK Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Oldenburg und Bremen. Auch eine Aufwandsentschädigung werde nicht gezahlt; die ehrenamtlichen Mitarbeiter sorgten aber für einen Imbiss. "Jeder kann einmal Blut benötigen, nach einem Unfall oder einer schweren OP. Unsere Hilfe beruht auf Gegenseitigkeit", ergänzt sie. Der DRK-Blutspendedienst sei eine gemeinnützige Organisation ohne Gewinnerzielungsabsichten und decke 80 Prozent des Blutbedarfs in ganz Deutschland.