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Belastung mit Schadstoffen Belastung mit Schadstoffen: Gift im Spergauer Grundwasser

Von Tilo Krippendorf 23.02.2014, 20:54
Der Spergauer Dorfteich ist wie das Grundwasser kontaminiert.
Der Spergauer Dorfteich ist wie das Grundwasser kontaminiert. Peter WÖLK Lizenz

Spergau/MZ - Das Umweltamt des Saalekreises warnt vor der Benutzung des Grundwassers in Spergau. Durch chemische Schadstoffe sei das Wasser insbesondere für Menschen ungeeignet. Auf Aushängen im Ort sind insgesamt acht Stoffe und Stoffgruppen aufgeführt, die im Grundwasser des Ortes nahe der Raffinerie gefunden worden. Darunter sind flüchtige Kohlenwasserstoffe, die zum Teil krebserregend wirken können, oder auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die zum Teil giftig sind.

Keine Nutzung als Trinkwasser

„Es gibt keine akute Gefahr, doch sollte die Empfehlung des Umweltamtes trotzdem eingehalten werden“, sagt Kerstin Küpperbusch, die Sprecherin des Kreises, am Freitagnachmittag. Das Grundwasser aus Brunnen und dem Dorfteich soll nicht als Trinkwasser, für die Befüllung von Teichen, zum Tränken von Tieren und zur Gartenbewässerung eingesetzt werden. Auch wird vor dem Baden und Angeln im Dorfteich gewarnt. Laut den Aushängen seien bereits in den Jahren 2012 und 2013 Grundwasseruntersuchungen durchgeführt worden. Anschließend sei ein Gutachten zum Gefährdungspotenzial der Giftstoffe in den Grundwasserleitern angefertigt worden. Dabei habe im Speziellen auch die Untersuchung von perfluorierten Tensiden (PFT) eine Rolle gespielt. PFT gilt als nicht abbaubar, ist für Mensch und Tier giftig und steht ebenfalls im Verdacht, krebserregend zu sein.

Keine offiziellen Angaben zur Ursache

„Vielleicht hat es mit den ehemaligen Tanklagern der Raffinerie zu tun“, mutmaßt ein Spergauer, der sein Brunnenwasser für die Gartenbewässerung und einen kleinen Fischteich benutzt. Doch von den Warnungen in den Schaukästen habe er bisher noch nichts gehört. Offizielle Angaben zu den Ursachen der Vergiftung konnte die Kreisverwaltung bisher nicht machen. „In der kommenden Woche wird es dazu in Spergau eine Informationsveranstaltung geben“, so Sprecherin Küpperbusch. Dann soll auch die landeseigene Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft (MDSE) vor Ort sein. Die MDSE baut derzeit etwa zwei Kilometer entfernt vor der Mauer des Chemiestandortes eine große mikrobiologische Anlage zur Reinigung des Grundwassers von den chemischen Altlasten der alten Raffinerie. Dort fließt eine rund 30 Hektar große kontaminierte Grundwasserfahne in Richtung Saale.

Auch eine 450 Meter lange Dichtwand verhindert dort den Abstrom in Richtung des Flusses.