Basedow-Klinikum Merseburg Basedow-Klinikum Merseburg: Ein neuer Chefarzt für die Notfälle

Merseburg - Der Zeitpunkt seines ersten Arbeitstages in Merseburg sei sehr interessant gewesen, sagt Hartmut Stefanie. Es war Mitte April, als der Internist seinen Posten als leitender Arzt des Notfallzentrums am Basedow-Klinikum antrat. Der Höhepunkt der erste Pandemiewelle. Einarbeitungszeit Fehlanzeige. „Der ärztliche Leiter meinte zu mir: ,Jetzt lernen wir uns gleich im Nahkampf’ kennen“, berichtet der in Wengelsdorf aufgewachsene Stefanie.
Schon während seines Studiums in Halle und Jena arbeitete er in der Notaufnahme. „Dadurch war ich frühzeitig geprägt, in welche Richtung es später geht“, erzählt der dreifache Familienvater. Die Arbeit in der Notaufnahme sei speziell. Während andere Ärzte ihre Patienten oft lange, im Idealfall bis zur Heilung begleiten, sehen die Notfallmediziner sie nur kurz.
Patienten auf den richtigen Behandlungspfad bringen
„Gleichzeitig besteht aber die Anforderung, in dieser kurzen Zeit eine möglichst treffende Diagnose zu stellen und den Patienten auf den richtigen Behandlungspfad zu bringen.“ Dafür sei regelmäßiges Feedback der Kollegen wichtig, gerade auch in Fällen, in denen die Diagnose nicht richtig gewesen sein sollte.
Auch nach dem Studium blieb Stefanie der Notaufnahme treu, leitete zuletzt stellvertretend die des St. Elisabeth in Halle - bis der Anruf von Lutz Heimann gekommen sei. Der Geschäftsführer des Basedow-Klinikums brauchte einen Chef für das frisch zur eigenen Fachabteilung gewordene Notfallzentrum. „Durch die neue Struktur wurde sie aufgewertet“, sagt Stefanie, dem sich Gestaltungsmöglichkeiten beim Personal boten. Bisher hätten Fachabteilungen meist Ärzte abgestellt.
Notaufnahme bekommt eigene Oberärzte
Nun bekommt die Notaufnahme eigene Oberärzte. Die für innere Medizin zuständige Ulrike Lindner war schon vorher am Basedow. Stephan Arlt, unfallchirurgischer Oberarzt, ist erst in dieser Woche vom Bergmannstrost dazugestoßen. „Im Oktober kommt noch ein Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin hinzu“, sagt der neue Leitende Arzt.
Mit voller Führungsmannschaft kann Stefanie dann die strukturellen Aufgaben angehen. Eine Neuerung gibt es bereits seit zwei Wochen. Ivena heißt das neue, vom Land verordnete, Notfallsystem, für das die Kliniken genau angeben müssen, welche Notfallbehandlungen sie leisten können.
Danach entscheide das System, welches nahe Klinikum das geeignetste für den jeweiligen Patienten sei, erklärt Stefanie und zeigt einen großen Bildschirm auf dem anonymisiert Alter, Art des Notfalls und Zustand des Patienten angezeigt werden „Für uns hat das System den Vorteil, dass wir wissen, wer kommt. Wenn drei Leichtverletzte kommen, ist das etwas anderes, als wenn drei lebensgefährlich verletzte Patienten angeliefert werden.“
Der Platz reicht nicht
Im nächsten Schritt will der neue Leitende Arzt dann ein einheitliches Behandlungssystem für Notfälle einführen. Dafür sollen für Erkrankungen oder Verletzungen Leitfäden erarbeitet werden, wie eine Behandlung jeweils ablaufen soll. Und noch eine weitere - diesmal wörtliche - Baustelle sieht Stefanie: „Wir wollen perspektivisch die Notaufnahme umbauen.“
In ihrer derzeitigen Form sei sie nicht für die hohen Patientenzahlen ausgelegt. 2019 seien 33.000 Menschen behandelt worden. Gut 60 Prozent der Patienten des Klinikums kämen durch die Notaufnahme, berichtet deren Chef, der bedauert, dass ihm durch die viele administrative Arbeit weniger Zeit für den Kontakt zu Patienten bleibt.
Aufgaben ohne direkten Patientenkontakt
Zu den Aufgaben ohne direkten Patientenkontakt zählt auch, dass ein Krankenhausalarm und -einsatzplan erstellt werden muss, eine Art Katastrophenschutzplan für das Klinikum. „Da geht es darum: Wie geht man etwa mit einem Busunfall wie im Vorjahr um, mit einem großen Chemieunfall in Leuna oder was macht man, wenn hier alle Computer ausfallen“, erläutert Stefanie.
Das Krankenhaus besser auf Extremsituationen vorzubereiten sei sehr spannend. Die Erstellung des Plans werde allerdings ein langwieriges Unterfangen. Zumal Corona langfristige Aufgaben ohnehin schnell hintenanstehen lassen kann. (mz)