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Bad Lauchstädter Glaserei Bad Lauchstädter Glaserei: Sohn restauriert ein Stück Familiengeschichte

Von Michael Bertram 09.07.2016, 10:00

Bad Lauchstädt - Dieser Auftrag ist ein Stück Familiengeschichte: Behutsam schiebt Martin Crone das Werkzeug über das mehrere Hundert Jahre alte Holz, um den Sitz der kleinen Glasscheiben in Form von Pizzastücken genau anzupassen. In den 40er Jahren waren die reparaturbedürftigen Fenster aus dem Turm der Klobikauer Kirche schon einmal in der Bad Lauchstädter Glaserei. Damals wurden sie hier gebaut - von Martin Crones Vater Gerhard, der zu diesem Zeitpunkt noch Schüler war und beim Vater in der Werkstatt lediglich aushalf.

„Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern“, erzählt der heute 80-Jährige. Im Zweiten Weltkrieg sei eine Luftmine abgeworfen worden. Die Druckwelle zerstörte auch Teile der Kirche. „Fenster waren nach dem Angriff nicht mehr im Turm“, erzählt Gerhard Crone, dessen Großvater den Familienbetrieb am 1. Januar 1900 im ehemaligen Pferdestall des Schillerhauses gegründet hatte. Im Zuge des Wiederaufbaus habe sich der Lehrer Lange, einst auch Kantor in der Kirche, um Material für die Restaurierung bemüht. „Es gab ja aber nach dem Krieg nichts“, betont Crone.

Vier Jahre Trockenzeit

Irgendwie habe er es dann aber doch geschafft. Eine 140 Jahre alte Eiche aus Thüringen wurde gefällt, um aus ihrem Holz Fenster für die Klobikauer Kirche zu bauen. „Per Bahn wurde das Holz hierher nach Lauchstädt gebracht“, erzählt Crone. Acht Wochen musste man auf die Ankunft warten. Doch das war noch das geringste Übel: „Um das Holz verarbeiten zu können, müsste man es eigentlich vier Jahre trocknen lassen.“ Zwei Jahre, dann hatte man genug, konnten die Fenster aus den im örtlichen Sägerwerk zurecht geschnittenen Bauteilen geschaffen werden.

Gut zwei Monate dauerten die Arbeiten, schätzt Gerhard Crone, der dann später die Glaserei von seinem Vater übernahm und inzwischen längst an seinen Sohn übergeben hat. „Dass diese Fenster nun wieder hier bei uns gelandet sind, das ist schon etwas ganz Besonderes“, sagt der 47 Jahre alte Martin Crone.

Vor einer besonderen Herausforderung stehe er angesichts des Zustands der Fenster nicht. „Das Holz ist in Ordnung, es gab nur ein paar Schäden“, sagt er. „Unter anderem war etwas gebrochen, weil das Fenster wohl mal bei einem Sturm aus der Verankerung gerissen wurde und auf den Boden fiel.“ Auch sein Vater Gerhard schiebt gleich hinterher: An Eichenholz geht der Holzwurm eigentlich nicht. „Wenn nichts außergewöhnliches passiert, wird das Holz noch ewig halten“, meint der Vater. Bedächtig läuft Crone Senior um die Werkbank und betrachtet derweil die Fenster, die er einst mit den eigenen Händen gebaut hat. Seine Finger streichen über das Originalglas von damals. Wahrscheinlich wecken auch sie wieder seine Erinnerungen an damals. (mz)