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Bad Dürrenberg Bad Dürrenberg: Kampf gegen die Ratten-Invasion

Von Michael Bertram 11.05.2013, 17:12
Ratte
Ratte DPA/ARCHIV Lizenz

Bad Dürrenberg/Merseburg/MZ - Sie sind flink, echte Überlebenskünstler, aber auch Überträger von Krankheiten - die Rede ist von Ratten. Zu Tausenden leben die Vierbeiner längst nicht mehr nur in wilder Flur, sondern bevölkern auch unsere Städte.

Erst im vergangenen Jahr klagte die Stadt Merseburg über eine wahre Rattenplage und ging mit Ködern gegen die Nager vor. Jüngst hatte eines der Tiere auch in Bad Dürrenberg für Schrecken gesorgt - über die Rohrleitungen war es in die Toilette eines Mieters im Puschkinweg gelangt.

„Der Mieter hatte uns gemeldet, dass in seiner Toilette eine Ratte schwimmt“, bestätigt der Geschäftsführer der Leuna-Wohnungsgesellschaft (Leuwo), Günther Markgraf den Vorfall. „Eine Schädlingsbekämpfungsfirma, die schon länger mit uns zusammenarbeitet, war innerhalb weniger Minuten vor Ort und beseitigte das Tier“, erzählt der Leuwo-Chef.

Es sei bekannt, dass insbesondere im Herbst und Winter Wanderratten immer wieder eine warme Bleibe suchen und deshalb auch das verzweigte Rohrsystem der Kanalisation bewohnen. Laut Markgraf sei dies in jüngster Vergangenheit aber der einzige Fall gewesen, bei dem eine Ratte bis in eine Wohnung vorgedrungen ist. Damit dies nicht passiert, sei im Abwassersystem spezielle Technik verbaut. „Sogenannte Rückschlagklappen an den Kanalabzweigungen zu den einzelnen Häusern verhindern, dass zum Beispiel Ratten - die auch Fallrohre hinaufklettern können - in das Abwassersystem einzelner Gebäude gelangen“, erklärt Markgraf. „Damit der Mieter nach dem Zwischenfall beruhigt ist, haben wir ihm angeboten, noch eine zusätzliche Klappe direkt vor der Toilette zu installieren“, sagt er.

Um einer Rattenplage vorzubeugen, habe die Leuwo zudem investiert und einen großen Teil der Kellerfenster mit Schutzvorrichtungen ausgestattet. „Zweimal im Jahr legen wir auch Köder aus, um die Nager zu bekämpfen“, ergänzt der Geschäftsführer.

Viele Hausbewohner machten nicht nur der Leuwo bei der Schädlingsbekämpfung aber einen Strich durch die Rechnung, in dem sie einfachste Regeln nicht befolgen. „Die Ratten spüren immer einer Futterspur nach und deshalb gehören Essenreste auf keinen Fall in die Toilette“, betont Markgraf.

Dieses Problem kennt auch der Geschäftsführer des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbandes, Andreas Beckmann. „Ratten leben davon, was wir übriglassen“, sagt er. „In der heutigen Überflussgesellschaft finden sie ideale Fortpflanzungsbedingungen.“ Der Experte kritisiert, dass alle Beteiligten mit dem Finger nur gegenseitig aufeinanderzeigen würden. „Es werden immer nur Symptome und keine Ursachen behandelt“, erklärt Beckmann. Der Diplom-Biologe nimmt die Kommunen in die Pflicht, die aus seiner Sicht aufgrund immer strafferer Haushaltspläne an der Vorbeugung einer Ratteninvasion sparen würden.

Die Stadt Merseburg hat den Ernst der Lage vor Jahren erkannt. Wie der Leiter des Grünflächenamtes, Gerd Heimbach, sagt, wurde ein Mitarbeiter speziell für die Bekämpfung geschult. Eine Köderaktion auf der Kliaplatte verlief erfolgreich. „An 40 Stellen wurden Kisten mit Gift aufgestellt und viele tote Ratten eingesammelt“, erzählt Heimbach. Dennoch bleibe der Bereich vom Gotthardteich an der Klia entlang bis zur Hölle weiter ein Schwerpunkt, weshalb die Stadtverwaltung nun auch mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz eng zusammenarbeiten möchte. So soll der Uferbereich der Klia regelmäßig gemäht und gesäubert werden. Einwohner sollten zudem keine Essenreste mehr arglos wegwerfen, damit Ratten nicht gelockt werden. „Wir dürfen nicht lockerlassen, sonst kehrt die Plage zurück“, mahnt der Behördenleiter.