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Projekt ausgezeichnet Austauschschüler aus Merseburg finden in Israel Freunde fürs Leben

Als Austauschschüler reisten die Merseburger Isabell Schumann und Georg Friedrich Just nach Israel. Für das Projekt gab es nun eine Auszeichnung.

Von Jakob Milzner 16.09.2021, 17:02
Mit manchen der Schüler aus Israel halten die beiden bis heute Kontakt ? vor allem über soziale Netzwerke wie Instagram.
Mit manchen der Schüler aus Israel halten die beiden bis heute Kontakt ? vor allem über soziale Netzwerke wie Instagram. (Foto: Milzner)

Merseburg/MZ - Am Toten Meer habe er geweint, erzählt Georg Friedrich Just. Dafür sei allerdings keineswegs die spirituelle Aura des Ortes verantwortlich gewesen. „Sondern wegen des Salzes“, sagt der ehemalige Schüler des Merseburger Domgymnasiums und lacht. Nach Israel brachte den 19-Jährigen ein Austausch des Evangelischen Kirchenkreises Merseburg und der Yitzhak-Rabin-Highschool in Tel Mond, einem kleinen Ort nahe der israelischen Mittelmeerküste.

Auch die gleichaltrige Isabell Schumann nahm an dem Austausch teil. Es sei schon erstaunlich gewesen, wie die zwei Gruppen der deutschen und israelischen Jugendlichen während des Projekts zu einer zusammengewachsen seien, sagt Isabell Schumann. Als sie in ihrer Gastfamilie in Tel Mond angekommen sei, habe sie keinen Moment lang Fremdheit gespürt, sondern nur, dass es dort „anders und spannend“ sei.

„Da denkt man natürlich über dieses kulturelle Erbe nach.

Jeweils eine Woche verbrachten die deutschen Austauschschüler in Israel, davon vier Tage bei ihren Gastfamilien, drei Tage lang bereisten sie das Land. Dabei besuchten sie auch religiöse Stätten wie den Kreuzweg in Jerusalem. „Den Weg von Jesus zu gehen, war eindrucksvoll“, erzählt Isabell Schumann. „Die ganzen historischen Begebenheiten“, ergänzt Georg Friedrich Just, wie Felsendom, Klagemauer und Grabeskirche: Da spüre man, dass es sich bei Jerusalem um die Hauptstadt der drei monotheistischen Weltreligionen handelt. Vor allem aber habe ihn die Lebensfreude der israelischen Schülerinnen und Schüler beeindruckt: So habe es an einem Abend eine Party neben einem Mandarinenfeld gegeben, es wurde gefeiert und getanzt. „Die wissen, was sie machen“, sagt der 19-Jährige.

Auch die israelischen Austauschschüler verbrachten eine Woche in Deutschland. Dabei besichtigten sie mit ihren deutschen Partnern unter anderem das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald. „Das war schon erdrückend“, erinnert sich Just. „Da denkt man natürlich über dieses kulturelle Erbe nach.“ Doch habe der Besuch und das gemeinsame Gedenken die Gruppen keineswegs entzweit, sondern „vielleicht sogar noch mehr Verbindung geschaffen.“

„Eine Verantwortung haben wir“

Darin liege genau der Sinn des Projekts, erläutert Religionslehrer Thomas Groß, der den Austausch gemeinsam mit der Geografielehrerin Grit Gerth initiiert hat. „Eine Verantwortung haben wir“, sagt Groß und meint damit die Deutschen angesichts der Verbrechen des Holocausts beziehungsweise der Schoah, wie der systematische Mord an den europäischen Juden auf Hebräisch bezeichnet wird. „Eine Verantwortung, Brücken zu bauen, Kontakte zu knüpfen, Vorurteile abzubauen“, ergänzt er.

Für den Austausch hat die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland nun den mit 1.000 Euro dotierten Werner-Sylten-Preis für christlich-jüdischen Dialog verliehen. Dieses Geld solle dem Projekt zufließen, sagt Thomas Groß. Denn nach zwei Jahren, in denen der Austausch aufgrund der Pandemie nicht stattfinden konnte, sollen sich israelische und deutsche Jugendliche 2022 endlich wieder besuchen können.