Ausstellerrekord in der Krise
LEUNA/MZ. - Dabei sind nicht alle Firmen am Standort gleichermaßen betroffen: Während an einigen Stellen kräftig investiert wird, beispielsweise beim Düngemittel-Hersteller Agroservice-Nord oder in der Total-Raffinerie, wird anderswo Kurzarbeit verordnet.
Kurzarbeit verordnet
"Wir verzeichnen derzeit einen Absatzrückgang von etwa 15 Prozent", sagte Wolfhart Seidel, Geschäftsführer der Leuna-Harze, die auch für die Automobilindustrie produzieren. Seit April ist seine Belegschaft in Kurzarbeit, eine schnelle Besserung für ihn nicht in Sicht. Auch bei ThyssenKrupp Industrietechnik bröckelt der Umsatz: "Wir haben in den vergangenen Wochen bis zu 20 Prozent weniger Aufträge", sagte Niederlassungsleiter Karsten Schlupeck. Sein Unternehmen bietet am Chemiestandort Dienstleistungen wie Montage oder Instandhaltung an. "Die derzeitige Situation ist schwierig für uns", so Schlupeck. Bei der MCE Industrietechnik zeichnet sich ein ähnliches Bild, die Auswirkungen der Wirtschaftsflaute seien sehr spürbar, eine dramatische Entwicklung gebe es aber nicht, sagte eine MCE-Sprecherin.
Die Einschätzungen der Unternehmen decken sich auch mit den Angaben der Standortgesellschaft InfraLeuna. Um zehn bis 20 Prozent geringer falle im Moment der Bedarf an Medien wie Dampf oder Strom aus, sagte Geschäftsführer Andreas Hiltermann. Es gibt aber offenbar auch gute Nachrichten: vom irischen Konzern Quinn zum Beispiel. Quinn hatte damit begonnen, in Leuna eine große mehrere hundert Millionen Euro teure Produktionsanlage zu bauen, die Investition angesichts der Krise jedoch auf Eis gelegt. Nach Angaben von Hiltermann halten die Iren jedoch an dem Projekt fest und wollen weiterbauen. Wann das geschieht, ist freilich noch offen.
Krise und Ausstellerrekord
Vielleicht gerade weil die Krise viele Unternehmen fest im Griff hat, war die Standortmesse "Leuna-Dialog" gefragt wie nie. "Wir hatten so viele Anfragen für Ausstellungsflächen, dass wir zahlreichen Firmen sogar leider absagen mussten", sagte InfraLeuna-Sprecher Martin Halliger. 71 Aussteller hatten sich am Donnerstag im Kulturhaus präsentiert, darunter auch viele Firmen aus der Region, die auf die Chemiebranche angewiesen sind.
Schwierige Prognosen
Zum Beispiel "Palme & Seifert". "Aufträge am Standort Leuna sind weggebrochen", sagte Geschäftsführer Jörg Herrmann. Die Zurückhaltung der Firmen bei Investitionen trifft das Bauunternehmen hart. "Gerade deswegen ist es wichtig, uns auf der Messe zu präsentieren", ergänzt Bernd Seifert, Chef der "Palme & Seifert Bau GmbH". Verstärkte Aquise sei vor allem in Krisenzeiten notwendig.
Wann Licht am Ende des Tunnels kommt, da liegen die Prognosen der Geschäftsführer am Standort weit auseinander. Während die einen Ende des Jahres mit einer spürbaren Besserung rechnen, stellen sich andere auch im kommenden Jahr auf harte Zeiten ein. Auch InfraLeuna-Chef Hiltermann kann natürlich nicht in die Zukunft sehen, rechnet aber "in absehbarer Zeit" mit einer Belebung der Nachfrage für viele der gebeutelten Unternehmen am Standort.