Auferstanden aus Ruinen? Auferstanden aus Ruinen?: Neuer Eigentümer will Buna-Klubhaus X50 erhalten

Schkopau - Zerstörte Fenster, ausgeschlachtete Räume, gefährliche Schächte, Wildwuchs auf 25.000 Quadratmetern: Das einst prächtige Klubhaus der Buna-Werke in Schkopau, Anfang der 1950er Jahre für die 20.000 Werktätigen des Chemiestandorts eröffnet, ist eine gigantische Ruine. Dass das „X 50“ noch eine Zukunft als Kulturtempel haben könnte, daran glaubt ernsthaft keiner mehr.
Und so war vor dem gestrigen Zwangsversteigerungstermin am Amtsgericht Merseburg nur die Rede von einem Abriss. Was dann allerdings in den knapp 30 Minuten während der Auktion passierte, ist eine dicke Überraschung. Den Zuschlag erhielt für 30.000 Euro die Firma Asoposa Deutschland GmbH aus Berlin. Und Geschäftsführer Jörg-René Schmidt hat mit dem Kulturhaus große Pläne, will ihm „zu neuem Glanz“ verhelfen. „Wir reißen nichts ab. Aber geben Sie uns vier bis fünf Jahre Zeit, bis hier etwas Neues entsteht“, sagte er der MZ.
Mit der Geburtsstunde des Bezirkes Halle wurde 1952 das Buna-Klubhaus in Schkopau gebaut. In erster Linie war es für die 20 000 Arbeiter des Standorts gedacht, wurde aber auch vom Fernsehen der DDR sowie von Theater-Ensembles genutzt.
Nach der Wende ging es mit dem einstigen Vorzeigeobjekt steil bergab. Bei der Privatisierung des Chemiestandorts blieb das „X 50“ außen vor. Besitzerin war später eine Immobilienfirma aus Leipzig, die das Klubhaus an Martin Niemöller verkaufte. Vor zehn Jahren scheiterte der Hallenser, seitdem ist das Gebäude dem Verfall preisgegeben.
Die neue Eigentümerin, die Firma Asoposa GmbH, die in Saarbrücken und Berlin gemeldet ist, hat nun acht Wochen Zeit, den Preis von 30.000 Euro an die Saalesparkasse zu zahlen. „Erst dann ist die Sache für uns erledigt“, sagt Sparkassen-Sprecher Christian Germer. Er drücke Schkopau die Daumen, „dass der Schandfleck endlich verschwindet - wie auch immer“.
Bei Schkopaus Bürgermeister Andrej Haufe (CDU) löst Schmidt ein mulmiges Gefühl in der Magengegend aus, auch wenn er es öffentlich so nicht äußert. „Skepsis kann Barrieren aufbauen. Der neue Eigentümer hat eine Chance verdient“, sagt Haufe, verhehlt aber nicht, dass er „nie im Leben“ damit gerechnet hätte, dass sich ein Interessent findet, der das abgewirtschaftete „X 50“ erhalten will. Schließlich hatten sich an der schieren Größe des Klubhauses schon andere Geschäftsleute die Zähne ausgebissen - allen voran der hallesche Disco-König Martin Niemöller.
Er wollte vor zehn Jahren das Objekt zu Deutschlands modernster Veranstaltungsarena umbauen. 20 Millionen Euro waren veranschlagt, die Hälfte der Summe als Zuschuss vom Land. Doch als Magdeburg den Geldhahn zudrehte, weil die Landesregierung Niemöllers Visionen dann doch nicht mehr für förderwürdig hielt, ging der schillernde Unternehmer pleite und später wegen Betrugs auch noch ins Gefängnis.
Zurück blieben nur Verlierer, allen voran die Saalesparkasse, die an Niemöller Kredite ausgereicht hatte und auf drei Millionen Euro Außenständen sitzen blieb. Die Bank als Hauptgläubigerin war es auch, die zwei Mal vergeblich versucht hatte, das „X 50“ unter den Hammer zu bringen - beim letzten Versuch noch für stolze 2,1 Millionen Euro. Nach einem aktuellen Gutachten liegt der Verkehrswert des Klubhauses nebst Grundstück heute bei nur noch 600 Euro.
Als Mindestgebot rief das Gericht am Montag indes 19.652,31 Euro auf, die sich aus Steuerforderungen der Gemeinde Schkopau und Gerichtskosten zusammensetzten. Fünf Interessenten saßen im Saal, von denen aber nur zwei mitboten. Andere winkten ab. So war bekanntgeworden, dass das „X 50“ als Denkmal gilt und nicht abgerissen werden darf. „Das Risiko wird damit nicht mehr kalkulierbar“, meinte ein Geschäftsmann.
Mit dem Eigentumswechsel erlöschen zwar alle Belastungen auf das Grundstück, die Sicherungspflicht bleibt. Asoposa-Chef Schmidt kündigte an, die Fenster im Erdgeschoss zumauern lassen zu wollen und das Gestrüpp zu roden. „Die Bausubstanz ist in Ordnung. Daraus lässt sich etwas machen“, sagte er. (mz)
