Auch Goethe kam auf den Geschmack
MERSEBURG/MZ. - "Es hat laut historischer Unterlagen im Mittelalter einmal 400 Brauberechtigte in Merseburg gegeben", sagt der Merseburger.
Goethe habe sich erst vor dem Merseburger Bier geschüttelt, es sei "bitter wie der Tod am Galgen gewesen" weiß Leidel, Doch dann sei der Geheimrat wohl so richtig auf den Geschmack gekommen, denn als Student schrieb er schließlich an eine Bekannte: "Die Jurisprudenz fängt an mir sehr zugefallen. So ist´s doch mit allem wie mit dem Merseburger Biere. Das erste Mal schauert man, und hat man es eine Woche getrunken, so kann man nicht mehr lassen". Sieh einer an.
Sei es wie es war, getrunken wurde Merseburger Bier immer und reichlich obendrein auch von Nicht-Merseburgern. Die weithin bekannte Engelhardt-Brauerei, nahe des Bahnhofs gelegen, habe bis 1944, als ein Bombentreffer sie zerstörte, ein süffiges dunkles Bier gebraut, das bekömmlich und beliebt gewesen sei, erinnert sich Leidel. Nun will der Galerist dem Bierdurst den Kampf ansagen. "Ich könnte mir vorstellen, dass einige Merseburger noch wissen, wie speziell und mit welchen Zutaten in Merseburg richtig gebraut wurde". sagt Leidel. "Vielleicht gibt es auch noch das eine oder andere Dokument darüber", hofft er und möchte deshalb die Bürger aufrufen, einmal in ihren Erinnerungen und den Schubladen daheim zu kramen. "Vielleicht findet sich da jemand, der noch eine Rezeptur von einst aufweisen kann", sagt er. "Oder er kennt Freunde und Verwandte, die einmal in einer der Brauereien tätig waren, sich damit auskennen und mehr wissen. Oder er weiß von einem, der jemanden kennt. Jedenfalls muss Bier her."
In Zusammenarbeit mit der Brauerei in Landsberg will Leidel dann ein möglichst dunkles Bier nachbrauen und durch ausgewiesene Merseburger Bier-Kenner, zu denen ja wohl eigentlich jeder zählt, verkosten lassen. "Das Gebräu mit der besten Geschmacksnote solle dann im Tiefen Keller ausgeschenkt werden. Aber nicht nur dort." Auch in den ausgewählten Handel könne es kommen, sagt Leidel. Gleichfalls solle über eine originellen Namen nachgedacht und dann abgestimmt werden. "Das muss eine richtige anerkannte Marke werden", meint der 57-Jährige. Nur der Begriff "Rabenbräu" gehe leider nicht, der Name sei schon rechtlich geschützt.
Bis Ende September will Leidel nun die Trommel in Sachen Bier rühren und dann tätig werden. Zwei Monat Vorlauf brauchen dann die Landsberger Experten für den Brauprozess und wenn alles klappe, könne man zu Weihnachten den Bratendurst mit Bier löschen, meint Leidel. Eine wunderbare Aussicht.
Wer Auskunft in Sachen Bier geben oder helfen kann soll sich im Kunsthaus "Tiefer Keller", Tel.: 03461 / 28 90 40, melden.