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Ansichten der Stadt um 1900

Von Florian Gawehns 12.09.2008, 16:14

Merseburg/MZ. - Sechs ganze Jahre fuhr er ab 1877 zur See, ehe er als Zwanzigjähriger nach Merseburg zurückkehrte und das Fotografenhandwerk bei seinem Vater erlernte. Nachdem er 1885 das väterliche Geschäft übernommen hatte, merkte er bald, dass der Alltag im Atelier allein nicht die Erfüllung für ihn sein konnte. So versuchte er in den Straßen Merseburgs sein Fernweh zu stillen und begann neben Porträts auch Straßenszenen seiner Heimatstadt aufzunehmen. Zwar waren Gotthardstraße und Markt nicht unbedingt das Kaliber an Motiven, das sich Herrfurth lange Zeit erhofft hatte, doch Merseburg befand sich in der kontrastreichen Zeit der Gründerjahre, in denen sowohl Altes und Vertrautes wie auch Neues und Unbekanntes die Stadt mit Leben erfüllte.

So versuchte der junge Fotograf selbst in den alltäglichsten Momenten noch etwas Besonderes zu erblicken. Er fotografierte Brücken, Brunnen, Denkmäler, Friedhöfe, Plätze, Häuser, ja ganze Straßenzüge, aber auch Schulen, Betriebe, die Stadtmauer sowie den Dom, das Schloss und vieles mehr.

Natürlich war Herrfurth beim Besuch des Kaisers (1903) mit seiner Kamera zugegen, ebenso beim Bau des Leunawerkes. Und auch als die ersten Autos und Straßenbahnen durch die Stadt rollten, war er dabei.

Sein Sohn führte das Geschäft nach seinem Tode im Jahr 1933 weiter, doch 1944 wurde das Haus in der Breiten Straße mitsamt Atelier durch einen Bombenangriff völlig zerstört. Dennoch blieben etwa zweihundert der alten Original-Negativplatten erhalten und wurden in den fünfziger Jahren vom Museum Merseburg genutzt, den späteren Generationen die Geschichte ihrer Heimat näher zu bringen.

Maximilian Herrfurth starb am 31. Dezember 1933 und wurde auf dem Merseburger Stadtfriedhof begraben. Er bleibt als große Persönlichkeit der Domstadt unvergessen.