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Anschlagsdrohung in Merseburg Anschlagsdrohung in Merseburg: Ist festgenommener Syrer psychisch krank?

07.01.2017, 08:00
Nach seiner Anschlagsdrohung in der Ausländerbehörde in Merseburg hatten Polizeikräfte den Syrer überwältigt und festgenommen.
Nach seiner Anschlagsdrohung in der Ausländerbehörde in Merseburg hatten Polizeikräfte den Syrer überwältigt und festgenommen. Peter Wölk

Merseburg - Es war ein stundenlanges Nervenspiel vor dem Amtsgericht in Halle. Am Donnerstagabend fiel dann die Entscheidung. Der Flüchtling aus Syrien, der am Mittwoch in der Ausländerbehörde in Merseburg mit einem Anschlag „wie in Berlin“ gedroht hatte, bleibt bis Montag in  Halle im Polizeigewahrsam.

So soll der Mann vor sich selbst und vor der Öffentlichkeit geschützt werden. Wie es danach weitergeht, ist offen.

Nach Drohung in Behörde in Merseburg: Syrer will freiwillig ausreisen

Laut Henning Mertens, dem stellvertretenden Pressesprecher des Kreises, hat der Syrer, der sich seit November 2015 in Deutschland aufhält, „den Wunsch geäußert, freiwillig auszureisen“. Nach MZ-Informationen wird die Möglichkeit bereits geprüft. Von Berlin in die syrische Hauptstadt Damaskus gibt es nach wie vor eine Flugverbindung.

Braucht die Behörde mehr Sicherheitspersonal?

Innerhalb der Kreisverwaltung hat jetzt eine Diskussion eingesetzt, ob und wie sich Zwischenfälle wie der am Mittwoch möglichst verhindern lassen. Der Kreis setzt bislang nur an den offiziellen Sprechtagen in der Ausländerbehörde auf die Unterstützung eines privaten Sicherheitsdienstes.

Am Mittwoch war keine Security vor Ort, als der möglicherweise psychisch kranke Mann mit einer Flasche Benzin in die Behörde am Kloster gestürmt war. „Wir prüfen nun, ob der Wachdienst täglich eingesetzt werden muss, um die Sicherheit der Mitarbeiter besser zu schützen. Außerhalb der Sprechzeiten ist die Eingangstür  verschlossen“, so Mertens.

Personal ist geschult - absolute Sicherheit besteht jedoch nicht

Darüber hinaus gebe es Handlungsanweisungen an das Personal, wie Gefahrensituationen zu erkennen seien und was getan werden müsse. Der Vorfall hat aber gezeigt, wie verwundbar die Behörde ist.
Unterdessen hat sich der grüne Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel in sozialen Netzwerken geäußert. „Wird es eine Debatte um die Unterstützung für psychisch erkrankte Menschen geben? Oder wird der Vorfall zur Hetze genutzt?“, schrieb er und kündigte an, nachfragen zu wollen, wie es um die psychische Versorgung von geflüchteten Menschen im Saalekreis bestellt ist.

Syrer war schon zwei Tage vor der Drohung ausgerastet

Der Landkreis sieht keine Defizite. „Der Betroffene war bis zu den Vorfällen nicht auffällig, ebenso gab es keine Hinweise auf eine psychische Erkrankung“, sagte Mertens. Hätte es die gegeben, wäre eine gesundheitliche Überprüfung veranlasst worden, um ihm helfen zu können.
Zwei Tage vor dem Zwischenfall in der Ausländerbehörde war der Syrer in einem Flüchtlingsheim in Merseburg ausgerastet. Dort hatte er einen Mitbewohner mit einem Küchenmesser bedroht, ihn  geschlagen und verletzt. Ein Arzt wies ihn in eine Psychiatrie ein.

Wie die Mediziner in der Klinik den Flüchtling beurteilten, ist nicht bekannt. Er durfte die Klinik wieder verlassen.

Mit einem „Asyl“-Zentrum in Merseburg will der Saalekreis alle Verwaltungsvorgänge rund um die Betreuung von Flüchtlingen und Migranten neu regeln. Dafür wird seit Monaten das ehemalige Jobcenter in der Fritz-Haber-Straße um- und ausgebaut. Ursprünglich sollte das Gebäude bereits im Juli 2016 in Betrieb gehen. Dann war von Januar 2017 die Rede. Aktuell spricht der Kreis von Februar. In dem Objekt sollen 40 Mitarbeiter der Ausländerbehörde und des Sozialamtes beschäftigt sein. Bislang befinden sich die Ämter noch in der Domstraße und am Kloster. In der Fritz-Haber-Straße will der Kreis ein verschärftes Sicherheitskonzept umsetzen. So ist eine strikte Trennung von Mitarbeitern und Antragstellern geplant. Über ein Aufrufsystem erfolgt die Bearbeitung der Anliegen. Auch die Ausgabe des Taschengeldes erfolgt dann im „Asyl“-Zentrum. (mz)