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Alter Adel in Alt-Alberstedt?

Von Undine Freyberg 22.04.2005, 16:21

Alberstedt/MZ. - Eigentlich hatte man angenommen, dass das alte Dorf zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, also in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts verlassen wurde, doch die Funde sprechen eine andere Sprache. "Wir haben bisher unter anderem die Überreste alter Kellergebäude und Hofstellen gefunden, die vermutlich aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen", erzählt Archäologin Anja Grothe. "Es kann sein, dass das Dorf damals verlassen wurde, weil sich die Wasserverhältnisse geändert haben und nicht mehr genug Frischwasser zur Verfügung stand oder weil es einen Brand gegeben hat." Denn was die Archäologen unter anderem im Boden fanden, waren Holzkohlestücken und verbrannter Lehm und die Reste einer umgestürzten Fachwerkmauer.

Die "Alt-Alberstedter" hatten ihre Dorf mit zwei Gräben umgeben, die als Schutz oder einfach als Abtrennung dienten. Zwischen diesen Gräben befand sich wohl so etwas wie die dörfliche "Müllkippe". Hier stießen die Archäologen nämlich auf Überreste toter Tiere - vom Hund bis zum Pferd war alles dabei - und anderen historischen Abfall.

"Wir haben allerdings auch ein echtes Highlight, in dem Bereich wo mal die Häuser standen, entdeckt", schwärmt Anja Grothe. "Es ist so etwas wie ein niederadliges Steingebäude, das vermutlich sogar mehrstöckig war." Mindestens vier voneinander abgetrennte Räume sind mit ihren Grundmauer bereits zu erkennen. Wie groß das Haus wirklich war, ist zwar noch nicht ganz klar, es könnte aber eine Grundfläche von mindestens 200 Quadratmetern gehabt haben. In den mehrschaligen Steinmauern wurden bereits einige Dinge gefunden, die damals zum täglichen Leben gehörten - zum Beispiel einen Kamm, gemacht aus dem Mittelfußknochen eines Rindes, und Reste eines eventuell slawischen Keramikkruges mit einem Gesicht.

Die Ausgrabungen in Alberstedt werden vor dem Sommer beendet sein. Einige der Funde werden vermutlich ab 1. September in einer Ausstellung in der Burg Querfurt zu sehen sein, die sich mit den Ausgrabungen auf dem Gelände der künftigen A 38 beschäftigt.