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Aktion gegen NPD-Aufmarsch Aktion gegen NPD-Aufmarsch: Merseburg ist bunt und nicht braun

Von Jörg Müller 01.12.2002, 18:46

Merseburg/MZ. - "Ich bin stolz auf euch", sagte Oberbürgermeister Reinhard Rumprecht bei der anschließenden Kundgebung auf der Klia-Platte. "Wir hatten eine friedliche Demonstration angekündigt, und das ist uns gelungen." Auch die Polizei teilte später mit, die Veranstaltungen seien ohne Störungen verlaufen. Es seien einige Platzverweise ausgesprochen worden. 700 Beamte waren im Einsatz.

Der Umzug startete um 14 Uhr in der Lauchstädter Straße, an der Spitze der OB, Landrat Tilo Heuer, Beigeordneter Steffen Eichner, FH-Rektor Heinz W. Zwanziger und Pfarrer Uwe Hoff. Dahinter hatte sich eine bunte Mischung aus Jung und Alt, Bürger und Punk versammelt. Hier wehte eine SPD-, dort eine Anarchisten-Fahne; am Schluss fuhr ein Lautsprecherwagen.

Kurz ins Stocken geriet der Umzug in der Weißenfelser Straße, Höhe Gotthardstraße. Trotz des erklärten Ziels der Polizei, eine Begegnung beider Demonstrationen zu verhindern, hatte sich eine Gruppe Neonazis an der Klia-Passage eingefunden - was mit heftigen Sprechchören kommentiert wurde. Nach einer entsprechenden Aufforderung von OB Rumprecht, der als Versammlungsleiter fungierte, setzten die Gegen-Demonstranten dann aber ihren Weg fort.

Auf der Klia-Platte dankte Landrat Heuer allen, die "heute hier Gesicht zeigen". "Uns freut besonders, dass so viele Jugendliche dabei sind", so Heuer. "Als Bündnis von Demokraten nehmen wir es nicht hin, dass unsere Stadt von Rechtsextremisten missbraucht wird." Auch Dompfarrer Michael Lehmann dankte - unter anderem "dem Herrgott: Er hat es auf die braunen Demonstranten regnen lassen. Sie hatten das mieseste Wetter, das man sich denken kann." Zwischendurch spielte Pfarrer Friedrich Gebhardt einige Songs zur Gitarre.

Die etwa 200 NPD-Leute waren von der Poststraße zum Markt marschiert, wo sie eine Kundgebung unter dem Motto "Todesstrafe für Kindermörder" abhielten. Dass sie in Merseburg nicht willkommen sind, zeigte ihnen bereits am Bahnhof ein großes Transparent "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen" sowie viele antirechte PDS- und Grünen-Plakate. Auf dem Markt schwebten dann noch bunte Luftballons mit der Aufschrift "Bunt statt rechts" vom Turm der Stadtkirche.

Dass die Polizei hart durchgriff, um Konfrontationen zu verhindern, erfuhren etwa 20 junge Leute um Sebastian Striegel (Bündnis 90 / Grüne). "Wir wollten den NPD-Zug gewaltfrei blockieren", berichtete Striegel der MZ. "Die Polizei kesselte uns ein und führte uns, zum Teil ziemlich rüde, zu ihren Autos. Wir wurden eine Dreiviertelstunde festgehalten und dann zum Klia-Platz gebracht. Die Polizei hinderte uns aber daran, uns der Gegen-Demonstration anzuschließen", so Striegel. Eine Begründung dafür habe es nicht gegeben. "Wir durften erst auf den Platz, als die Demo eingetroffen war."