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Achtung Kontrolle Achtung Kontrolle: Was denken Merseburger über Taschendurchsuchungen?

10.10.2016, 12:00
„Taschenkontrolle“ in Merseburg
„Taschenkontrolle“ in Merseburg Privat

Merseburg - Wenn Sie jemand auf der Straße ansprechen würde, um Ihre Tasche zu kontrollieren, würden Sie auspacken? „Auf keinen Fall“, sind sich die Merseburger einig. Und zeigen der MZ dann doch, welche Habseligkeiten sie immer bei sich tragen. Die meisten meinen: „Schließlich habe ich ja nichts zu verbergen.“

Gerald Mumendey: „Ich finde es schon angebracht, Taschen bei großen Veranstaltungen zu kontrollieren, zum Beispiel bei Konzerten und Festen. Aber wirklich sicherer werden solche Events dadurch nicht. Die Kontrollen beruhigen die Leute, weil es so aussieht, als sei man sicherer. Wer aber etwas Kriminelles vorhat, der schafft das auch mit Kontrolle. Für mich ist es das einzig Sichere, Großveranstaltungen und Menschenmassen zu vermeiden. So kann ich auch in Ruhe mit Tasche unterwegs sein. Denn ich finde es unpraktisch, wie viele Männer alles in meine Hosentaschen zu quetschen. Mein Portemonnaie ist im geschlossenen Beutel sicherer als in der Gesäßtasche.“

Taschenkontrollen nur bei Anfangsverdacht erlaubt

Verunsichert wie Gerald Mumendey sind viele Bürger. Dennoch ist eine pauschale Taschenkontrolle in der Merseburger Innenstadt undenkbar - da ist das Gesetz eindeutig. „Wir dürfen Taschen nur durchsuchen, wenn wir einen Anfangsverdacht haben und aufgrund unserer Informationen davon ausgehen, dass eine Gefahr besteht“, sagt Polizeisprecher Jürgen Müller.

Auf Großveranstaltungen verhält es sich ähnlich: Immer öfter stehen bei Konzerten und Festivals Taschen- und Rucksackträger unter Generalverdacht. Wer am Eingang seine Tasche nicht öffnet, kommt nicht rein. Das ist rechtmäßig, wenn der Veranstalter in seinem Hausrecht auf die Kontrollen hinweist. So ist es etwa bei Stadien, Diskotheken und Kinos regelmäßig der Fall. Ein Zwang, vor dem Sicherheitspersonal die Tasche zu öffnen, besteht aber nicht. Wer sich weigert, kommt nicht rein. Am Ende entscheidet jeder für sich, wie viel Privatsphäre er für die Sicherheit opfern möchte - und ob die Tasche zu bleibt oder nicht.

„Das Fest wäre für alle sicherer"

Sabine Krist: „Ich würde mir wünschen, dass es mehr Kontrollen gäbe. Jedes Mal, wenn ich in meinem Heimatort Geusa bei einem Fest bin, fühle ich mich dort unwohl, weil manche Jugendlichen aggressiv werden. Wenn man deren Taschen vorher kontrollieren würde, dann wäre das Fest für alle sicherer. Ich habe auch kein Problem damit, einem Polizisten oder Sicherheitsdienst meine Tasche zu zeigen. Ich habe sowieso nie viel dabei, und erst recht nichts Verbotenes. Heute habe ich eine Zange in der Tasche - weil ich gerade umziehe und noch Dübel aus der Wand ziehen musste. Mein Handy und Portemonnaie stecke ich übrigens nie in die Umhängetasche. Solche wichtigen Sachen trage ich lieber am Körper."

Jasmin Schneider: „Was ich in meiner Tasche habe, geht niemanden etwas an. Das ist meine Privatsphäre, meine persönliche Sache. Ich bin zum Glück noch nie kontrolliert worden. Außerdem glaube ich auch nicht wirklich daran, dass Taschenkontrollen das Leben sicherer machen. Ich möchte mitnehmen können, was ich will, ohne das jemandem zeigen zu müssen. Was ich immer dabei habe? Mein Handy, mein Portemonnaie, Zigaretten und ein Feuerzeug.“

Sabine Bardtke: „In der Öffentlichkeit bin ich noch nicht kontrolliert worden. Das fände ich aber auch seltsam, wenn jemand meine Tasche öffnen würde. In der Disco ist das ja ganz normal, und da finde ich es auch richtig. Man weiß ja nie, was manche Leute mitschmuggeln wollen. Ich habe immer eine Tasche dabei, mit meinem Handy, Portemonnaie und einer Windel für meine Tochter Holly.“ (mz)