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Abzockerei über 0190-Nummer Abzockerei über 0190-Nummer: Für 15 Euro gibt null Informationen

Von Dirk Schariott 31.05.2002, 15:15

Merseburg/MZ. - Ein paar Wochen vor Urlaubsantritt steht da plötzlich die Frage: Wie bekomme ich möglichst schnell einen internationalen Führerschein? Also nimmt man das Örtliche Telefonbuch her und sucht nach der Nummer für das Straßenverkehrsamt oder auch die Kfz-Zulassungsstelle.

Auf der Seite 282 im Örtlichen 2001/2002 für Merseburg, Querfurt und Umgebung wird man fündig. Unter "S" wie Straßenverkehrs/Info, Kfz-Zulassungstelle, Führerschein und Kfz-Formalitäten liest man die 30 98 15. Also schnell gewählt und gewartet, bis eine freundliche Damenstimme vom Band mitteilt, dass man alle notwendigen Infos zu diesem Thema unter der 0190 - 84 28 41 erhalte. Und zwar für 1,86 Euro pro Minute. Das Geld werde von der Firma Itelkom GmbH eingefordert.

Natürlich wird man dann auch von der 0190er Nummer sehr freundlich begrüßt. Für "lediglich 1,86 Euro" erlebt man den Gang durch ein umfangreiches Menü, bis man unter der Nummer 8 beim Stichwort internationaler Führerschein angelangt ist. Da möchte man Näheres wissen, was für die Tonbandstimme kein Problem ist. Textwiederholung unter der Taste 1, persönliche Beratung unter der Taste 3. Also die Taste 3 gedrückt, und schon ist man wieder im Hauptmenü. Von der versprochenen persönlichen Beratung kein Ton. Vielmehr fängt die Prozedur von vorn an. Immer und immer wieder. Acht Minuten waren vergangen, nach denen man so schlau wie am Anfang war, halt nur um exakt 14,88 Euro ärmer.

Abzockerei von einer Behörde? Mit dieser Masche konfrontiert, zeigte sich Landrat Tilo Heuer (SPD) ebenso entsetzt wie der Anrufer. "In der Merseburger Straßenverkehrsbehörde und auch in der Verwaltung ist das Problem bekannt. Mehrfach haben wir versucht, gegen diesen Telefonbucheintrag vorzugehen. Das schlug jedesmal fehl. Wir haben mit dieser Abzocke absolut nichts zu tun." Auch Gabriele Emmrich, Juristin der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, sieht das nicht anders. "Das ist ganz üble Abzocke, was da passiert. Wer auf diese Art und Weise gelinkt worden ist, sollte nicht zahlen und das begründen." Das Angebot sei sittenwidrig. Übrigens kam es in den vergangenen Tagen und Wochen in Bitterfeld, Sangerhausen und Halle zu ähnlichen Fällen (die MZ berichtete). Dem Städte- und Gemeindebund ist ein Fall aus Magdeburg bekannt. "Das ist eindeutig zu verurteilen", sagt Referent Heiko Liebenehm.

Auskunft in Sachen Kfz unter (0 34 61) 40 18 01, 40 18 31, 40 18 23.