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86-jährige Jungautorin mit Witz und Charme

Von Undine Freyberg 18.10.2006, 16:24

Schkopau/MZ. - Wie gut es ist, davon kann sich jeder überzeugen, der eine ihrer Geschichten liest. Richtig, die 86-Jährige schreibt mit Hingabe, Charme und Witz. Dabei könnte man sie fast als "Newcomerin" bezeichnen, denn auch wenn man ob ihres Alters meinen könnte, sie sei ein alter Hase der schreibenden Zunft, hat sie doch erst mit 80 Jahren angefangen, ihre Erinnerungen zu Papier zu bringen.

Den Ausschlag gab ein Aufruf anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Schkopauer Astrid-Lindgren-Schule. Damals wurden ehemalige Schüler gebeten, ihre Erinnerungen an die Schulzeit aufzuschreiben. Doch die Schule bekam nur einen einzigen Brief: den mit der Geschichte von Elli Erges Tochter Thekla Batereau. "Das hat mich ein bisschen geärgert, und ich habe meine Erinnerungen an die Zeit im Merseburger Oberlyzeum für Mädchen aufgeschrieben", denkt die 86-Jährige zurück.

Aus den gemeinsamen Rückblenden entstand 2001 die Sammlung "Ein bisschen wie Feuerzangenbowle", die mittlerweile jeder Gast, der im Schlosshotel Schkopau übernachtet, auf seinem Nachtschrank neben einer Hallorenkugel findet. Viele Gäste finden die Erzählungen so toll, dass immer wieder nachbestellt werden muss. Pro Jahr werden im Schlosshotel rund 150 Exemplare verkauft.

Inzwischen gibt es aber schon fünf verschiedene A-5-Hefte in Schulheft-Optik, in denen die gelernte medizinisch-technische Assistentin über alles Mögliche aus ihrem Leben schreibt. Das graue Heft trägt zum Beispiel den Titel "Die Mauer", worin sich die von vielen selbst erlebten und von ihr auf köstliche Weise aufgeschriebenen Ost- und Ost-West-Geschichten finden. Dann gibt es noch das gelbe Heft "Von Würmern, schrägen Typen und anderen Kuriosa", in dem sie auf zwei Seiten zum Beispiel die Geschichte von "Paule, dem Bürgermeister" erzählt oder die des Nachbarn Alwin R., der ab und zu in eine missliche Lage geriet und einmal nachts aus der Baugrube ein anderes Mal aus der Badewanne befreit werden musste.

Auch wenn man sich bei Elli Erges Geschichten häufig das Lachen nicht verkneifen kann, "das war nicht immer lustig was damals passiert ist", gibt sie zu bedenken und fügt hinzu, dass sie immer so schreibt, dass sie niemanden beleidigt. Deshalb werden es wohl auch die unglaublichen Geschichten ihrer Norwegenreise im Frühjahr in kein Buch schaffen. "Die schreib ich auf, aber nur für mich. Die Leute, die in meinen Geschichten vorkommen, fänden meine Beobachtungen vielleicht nicht so lustig."