Zufallsfund beim Straßenbau Zufallsfund beim Straßenbau: Besondere Ehre für ein Hirschgeweih aus Libehna

Libehna - Für was ein Straßenbau doch so alles gut ist. Um die Verkehrsflüsse besser zu steuern oder Ortschaften zu entlasten beispielsweise. Oder auch, um Wohngebiete zu beruhigen.
Interessant ist in dem Zusammenhang auch, was die vorbereitenden oder begleitenden Arbeiten manchmal so alles zutage befördern. Archäologische Funde zum Beispiel erregen Aufsehen und machen die Region, in der sie entdeckt wurden, bekannter und interessanter. So auch jetzt auch zum wiederholten Mal das Gebiet um die B6n bei Libehna.
Das dort gefundene Hirschgeweih ist dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie den Titel „Fund des Monats November“ wert. Offenbar erweist sich der mehr als drei Hektar große Fundplatz Meilendorf-Repau als wahre Fundgrube für die Wissenschaftler, denn bereits im April wurde dort eine Riesenamphore (siehe untenstehenden Beitrag) gefunden und als „Fund des Monats“ deklariert.
Deutliche Zeichen für eine Bearbeitung der Geweihteile
„In Meilendorf-Repau fanden sich in einigen Abfallgruben der metallzeitlichen Besiedlungsphase verschiedene, vom Rothirsch stammende Geweihfragmente“, schreiben die Wissenschaftler des Landeamtes in ihren Unterlagen. Sie fanden zum Beispiel Beilschläge auf einer Geweihstange zwischen der Rose und dem Schädel am Rosenstock.
Bei dem Geweih wurde außerdem die Augensprosse eingeschlagen. Ein Stirnbeinfragment mit rechter Geweihstange weist ebenfalls deutliche Schlagspuren auf. Dies alles sind Anzeichen für eine Bearbeitung der Teile. Offenbar sollte die Geweihstange vom Schädel getrennt werden. Wahrscheinlich, um davon einen Gebrauchsgegenstand herzustellen, vielleicht ein Geweihbeil oder einen Geweihhammer.
Geweihfunde sind in Sachsen-Anhalt aber keine einmalige Angelegenheit. Vergleichbare Geweihäxte fanden die Wissenschaftler in Neuhaldensleben-„Kibitzberg“ sowie sogar in verzierter Form in Haldensleben-Beberdüker. „Die in Meilendorf-Repau gefundene Geweihaxt selbst datiert aus der Spätbronzezeit, was wiederum durch die Keramikfunde in der Grube belegt wird“, so die Archäologen.
Geweihe vom Rothirsch als Rohstoff für Schmuck und Geräte
Sowohl unsere Vorfahren als auch wir wussten mit Rohstoffen etwas anzufangen. Geweihe vom Rothirsch waren in ur- und frühgeschichtlichen Zeiten stets verfügbar und sind es auch heute noch. Als Rohstoff zur Herstellung verschiedener Geräte und Schmuck ist Geweih auch aktuell noch begehrt. Der Rothirsch ist seit dem Rückgang der letzten Vereisung auch in Mitteleuropa wieder weit verbreitet.
Für das nördlich an Sachsen-Anhalt angrenzende Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ist anhand subfossiler Funde vom späten Präboreal (9.200 bis 8.690 v. Chr.) bis zum Mittelalter seine flächendeckende Verbreitung belegt. Dies gilt auch für Sachsen-Anhalt, wie Skelettreste vom Rothirsch aus linienbandkeramischen bis mittelalterlichen Fundzusammenhängen zeigen.
Ursprünglich nicht unbedingt an den Wald gebunden, bewohnte der Rothirsch anfangs offene Lebensräume der vom Menschen kaum in Anspruch genommenen Naturlandschaft. Erst mit der zunehmenden Siedlungstätigkeit des Menschen wurde er in den Wald zurückgedrängt und gejagt. (mz)
Im April hatte das Gebiet um Libehna schon einmal mit einem Fund auf sich aufmerksam gemacht. Damals hatten die Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalschutz und Archäologie dort eine sehr große Amphore mit einer Höhe von 0,80 Meter und einer Bauchweite von 0,72 Meter entdeckt.
Die Fundstelle befand sich an einer markanten Straßenkreuzung, unter anderem verläuft dort der europäische Fernwanderweg Nr. 11 von Den Haag bis nach Masuren. Der Abschnitt Halle-Dessau führt über den asphaltierten Feldweg von Pfriemsdorf nach Zehmigkau.
