Zivilcourage beim SV Gölzau Zivilcourage beim SV Gölzau: Firmen und Sportverein bekennen sich klar gegen Rassismus

Weißandt-Gölzau - Die Fußballer des SV Gölzau haben am Sonntag beim 2:2 in der Kreisoberliga Anhalt-Bitterfeld gegen Spitzenreiter HSV Gröbern nur knapp eine dicke Überraschung verpasst. Das ist aus sportlicher Sicht zwar ärgerlich, weil der Ausgleich erst in der vierten Minute der Nachspielzeit fiel, aber das wird die Gölzauer nicht entmutigen.
Denn sie sind Kicker, Trainer, Vereinsverantwortliche und Unterstützer, die mit offenen Augen durchs Leben gehen. Niemanden von ihnen ist in den vergangenen Jahren entgangen, dass der Rassismus in unserer Gesellschaft nach wie vor ein sehr heikles Thema ist.
„Wir erleben es am Rande der Spiele unserer Mannschaften immer wieder“, sagt Burkhard Bresch, der Vereinspräsident des SV Gölzau 1924. „Selbst bei den Spielen unserer Nachwuchsmannschaften werden Spieler ausländischer Herkunft angemacht oder beleidigt. Das ist einfach unerträglich.“
30 Meter lange Werbebande mit der Aufschrift „Gemeinsam gegen Rassismus“
Und deshalb haben die Sportler und wichtige Vertreter der Wirtschaft aus Gölzau die Köpfe zusammengesteckt und überlegt, wie sie diesem Treiben begegnen können. Herausgekommen ist eine 30 Meter lange Werbebande mit der Aufschrift „Gemeinsam gegen Rassismus“, die eine Seite des Grube-Stadions ziert und von Firmen wie Sondermaschinenbau, Pergande und Polifilm mitfinanziert wurde.
„Die Bande hängt jetzt bereits seit ungefähr zwei Wochen und viele der rund 100 bis 120 Zuschauer, die zu den Heimspielen unserer Männermannschaft in der Regel komme, haben uns bereits darauf angesprochen. Sie finden es toll, dass wir uns so eindeutig positionieren“, sagt Bresch. „Wenn die Aufforderung darauf nun auch noch dazu beiträgt, dass die hässlichen Kommentare und Schimpfrufe abnehmen, dann haben wir zumindest schon ein Teilziel erreicht.“
Der SV Gölzau ist durchaus ein Sportverein, der sich multikulturell nennen darf
Der SV Gölzau ist durchaus ein Sportverein, der sich multikulturell nennen darf. Von den 230 Mitgliedern in den Abteilungen Fußball, Radsport, Gymnastik und Nordic Walking kommen zwar die meisten aus Deutschland. Doch mit Indien, der Türkei, Armenien, Kroatien, Polen und Mitgliedern aus Nordafrika sind auch viele andere Nationen vertreten.
Allein bei den Fußballern trainieren mehr als 70 Kinder in den Bereichen A-Junioren sowie E-, F- und G-Junioren von denen viele einen Migrationshintergrund haben und denen natürlich auch nicht entgeht, wenn auf den Sportplätzen der Region gegen sie gepöbelt und geschimpft wird. So sehr sich Kreis- und Landesfußballverband auch mühen und ihre Schiedsrichter schulen, gegen Rassismus auf den Fußballplätzen vorzugehen. Das allein reicht nicht. Es braucht auch das Engagement aller Vereine.
Speziell die Gymnastik-Abteilung hat da in den letzten Jahren einen großen Aufschwung erlebt
Beim SV Gölzau gibt es aber nicht nur die ernsten Themen des Lebens. Dort wird vor allem Sport getrieben - speziell die Gymnastik-Abteilung hat da in den letzten Jahren einen großen Aufschwung erlebt - und da werden die Feste auch gefeiert, wie sie fallen.
Im konkreten Fall war es mal keine Feier, sondern ein Jubiläum: Günter Uber, gemeinsam mit Sohn Ingolf Geschäftsführer vom Sondermaschinenbau, erhielt dieser Tage die Ehrenurkunde für „40 Jahre aktive Mitgliedschaft im SV Gölzau 1924“. (mz)