Wohnen in der alten Post Wohnen in der alten Köthener Hauptpost: Advita schafft über 20 neue Wohnungen für alte Menschen

Köthen - Hinter den Türen der denkmalgeschützten Köthener Hauptpost tut sich etwas. Seit Monaten wird der komplette Grundriss nun schon auf den Kopf gestellt. Die Büroräume des einstigen Verwaltungsgebäudes braucht hier keiner mehr. Ein paar, vielleicht. Aber ansonsten ist mittlerweile sichtbar: Nichts bleibt, wie es einmal war. Und was wie ein Widerspruch klingen mag, aber keiner ist: Vieles wird erhalten.
Aus der Köthener Hauptpost wird ein Haus mit Wohnungen für alte Menschen, die nicht in ein Pflegeheim wollen. Die dort auch nicht hingehören. Weil sie noch fit genug sind, in ihren eigenen vier Wänden zu leben. Mit etwas Unterstützung, aber nicht rundum betreut. Ein solches Konzept, erklärt Matthias Faensen, verfolge sein Unternehmen in Köthen.
Matthias Faensen ist Geschäftsführer von Advita. Als er Köthens Oberbürgermeister dieser Tage zu einer kleinen Baustellenbesichtigung einlädt, kündigt er an, dass man Ende des Jahres eröffnen will. Bernd Hauschild bleibt skeptisch, findet das „sportlich“, freut sich aber über den Zuwachs an Wohnraum für ältere Menschen. Den könne seine Stadt gut gebrauchen.
20 Wohnungen entstehen in der alten Post, in einem Nebengebäude weitere drei
20 Wohnungen entstehen in der alten Post, in einem Nebengebäude weitere drei, von denen jede zwischen 50 und 60 Quadratmeter groß ist. Unterm Dach werden die Räume für eine Wohngemeinschaft hergerichtet, in denen zehn Menschen mit Demenz einziehen können. Barrierefrei wird das Haus auch. Dank eines Fahrstuhls. Und einer Rampe zum Eingang auf der Rückseite des Objektes.
Noch sieht hier alles nach Baustelle aus. Und hört sich auch so an. Kabel hängen in jedem Raum von den Decken. Die Wände sind verspachtelt. Die Holztüren ausgebaut, weil die alten aufbereitet und dann wieder eingebaut werden. Auch die Treppengeländer und die Stufen werden erhalten. Die vorgemerkten Installationen in den Räumen lassen schon Rückschlüsse zu, wo ein Bad, eine Küche, ein Wohnraum entstehen. Doch das dauert alles noch. Obwohl Matthias Faensen weiß: „Die Erfahrung zeigt, dass es am Ende ganz schnell geht.“
Das historische, 1884 gebaute Köthener Postamt, in dem Advita jetzt altersgerechte Wohnungen baut, habe sich unter anderem durch „ganz besondere Massivdecken“ ausgezeichnet, wie der aus Dresden kommende Architekt Peter Fürll beim Baustellenrundgang erläutert. „Ein Stahlträger, ein Meter zwanzig daneben der zweite Stahlträger und dazwischen einfach Ziegel“, beschreibt er das Vorgefundene in den Decken. Das Hauptproblem, dem man sich zu stellen hatte: der Brandschutz. „Der Erhalt des Alten war uns wichtig“, betont er. Man habe deshalb darauf verzichtet, das Gebäude komplett zu entkernen und neu aufzubauen.
Am 31. August gibt es einen Tag der offenen Tür
Und doch ist das Haus ein neues, ein anderes geworden - schon jetzt. Mit einer Tagespflege im Erdgeschoss. Die befindet sich vor allem im Ursprungsbau von 1884. Im Anbau, der 20 Jahre später entstanden ist und Richtung Lindenstraße zeigt, war und bleibt die Köthener Post. Die ist seit geraumer Zeit allerdings ebenfalls Baustelle, soll aber in zwei, drei Wochen wieder eröffnen, heißt es. Im Obergeschoss des Hauses entstehen ausschließlich Wohnungen. In der Regel anderthalb bis zwei Zimmer.
Mehr als 50 Interessenten, berichtet Uwe Mehnert, der später einmal die Pflegedienstleitung im Haus übernehmen soll, gibt es für die verschiedenen Angebote bereits. Verträge seien noch nicht geschlossen. Interessenten könnten sich auch weiterhin melden. Oder erst einmal in der komplett umgestalteten Post umsehen.
Am 31. August gibt es einen Tag der offenen Tür. Von 11 bis 15 Uhr ist das Haus in der Lindenstraße 12 bis 13 für Besucher geöffnet, die dann im Erdgeschoss eine Musterwohnung in Augenschein nehmen können. Um die 20 Frauen und Männer sollen hier später einmal arbeiten. Das freilich, weiß Geschäftsführer Matthias Faensen, hänge nicht zuletzt davon ab, welche Leistungen die Bewohner buchen und in Anspruch nehmen würden. (mz)


