1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. "Wir sind nicht vergessen": "Wir sind nicht vergessen": Köthener Händler und Gastronomen starten Gutschein-Aktion gegen die Corona-Krise

"Wir sind nicht vergessen" "Wir sind nicht vergessen": Köthener Händler und Gastronomen starten Gutschein-Aktion gegen die Corona-Krise

Von Frank Jungbluth 30.03.2020, 08:19
Hoffen auf viele Köthener Gutscheinhelden: Sascha Ziesemeier, Christian Marx, Tom Aslan, Thomas Kaufmann und Axel Bangnowski.
Hoffen auf viele Köthener Gutscheinhelden: Sascha Ziesemeier, Christian Marx, Tom Aslan, Thomas Kaufmann und Axel Bangnowski. Ute Nicklisch

Köthen - Es herrscht die pure Angst und auch Verzweiflung in den ersten Tagen nach dem von der Landesregierung verordneten Stillstand beim Köthener Einzelhandel, in der Gastronomie, bei den vielen kleinen Ladenbesitzern, die mitten drin sind in der Krise.

„Ich bin durch die Stadt gegangen, habe mit den Leuten gesprochen und deutlich herausgehört, dass diejenigen, die unsere Stadt und das Leben mit prägen, sich im Stich gelassen fühlten“, sagt Sascha Ziesemeier.

Der SPD-Politiker, Fraktionschef seiner Partei im Stadtrat und designierter Landtagskandidat, sieht das, was sich für ihn daraus ergibt, nicht als Parteiveranstaltung, sondern als bürgerschaftliches Engagement in einer Krise, die so auch noch niemand erlebt hat. Ziesemeier hat sich nach dem Rundgang mit seinem Team besprochen und dann war man schnell bei einer Idee, die als „Gutscheinhelden“ seit zwei Tagen im Internet zu sehen ist.

Gutscheine als Rettungsanker in der Not für die Händler aus Köthen

Das Portal, Sascha Ziesemeier hat sich schnell die Netzadresse www.Gutscheinhelden.net gesichert, füllt sich mit Leben. Die Idee ist einfach, aber sie ist viel mehr. Sie ist ein Rettungsanker in akuter Not für alle kleinen Unternehmerinnen und Unternehmer, die für das Wirtschaftsleben in Köthen die Klammer für eine lebenswerte Stadt sind.

So können alle Bürger über die Internetseite ab sofort Gutscheine kaufen, ohne dafür sofort eine Ware oder eine Dienstleistung zu bekommen. Vorkasse sozusagen, aber für die Einzelhändler, Gastronomen oder Beherbergungsbetriebe eine wichtige Stütze in einer Zeit, die noch so viel Ungewissheit mit sich bringen kann.

So wird’s gemacht: Der Kunde zahlt eine bestimmte Summe, die er investieren will, auf die hinterlegte Kontonummer des Geschäfts oder Gastronomiebetriebes ein, hinterlässt dabei seine Mailadresse und bekommt danach bestätigt, dass der „Einkauf“ abgeschlossen ist. „Den Gutschein kann man sich dann in den hoffentlich bald wieder anbrechenden besseren Zeiten abholen und einlösen“, erklärt Sascha Ziesemeier das Prinzip.

Zwei Wochen könne man mal ohne Umsatz überleben

Ziesemeier, der vor seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Anhalt als Zeitsoldat bei den Heeresfliegern auch in Afghanistan gedient hat, kennt Krisen, auch den Krieg, die Not, aber das, was aktuell passiert, stellt vieles in den Schatten. „Die Lage der vielen kleinen Unternehmer in Köthen ist ohnehin so, dass sie keine Reichtümer anhäufen können“, weiß der Kommunalpolitiker und Vater zweier Kinder. Es reicht gerade so, manche sind Einzelkämpfer, in der Regel haben die Geschäftsleute ein, zwei Mitarbeiter, es ist schon ohne Krise viel Idealismus dabei.

Zwei Wochen, haben ihm die Betroffenen vorgerechnet, könne man mal ohne Umsatz überleben, wenn auch gerade so, aber auf keinen Fall länger und genau diese Lage ist eingetreten. „Es gibt seit zwei Wochen für die meisten keinen Cent Umsatz mehr, die Mieten und Nebenkosten müssen weiter bezahlt werden, und selbst für kleine Läden müssen in der Innenstadt 2.000 Euro und mehr bezahlt werden“, kennt Ziesemeier die prekäre Lage.

Die zugesagte Hilfe vom Land für Unternehmer kommt erst später

Die Crêperie ist dabei, das Traditionshaus des Uhrmachers Michael Köpke, die Parfümerie Koch, der Modeladen Schickeria oder das Restaurant mit Pension, das den schönen Namen Schlachteplatte trägt. Thomas Kaufmann mit seinem Fotofachhandel, Tom Aslan mit dem Irish Pub am Bachplatz, das Brauhaus und die Hobbykiste von Sascha Greiner, Fraktionschef der Grünen im Rat, machen mit, müssen mitmachen, denn ohne das Überbrückungsgeld der Stammkunden und Freunde des Geschäfts kann die Krise, die von der Pandemie mit dem Virus Covid-19 ausgelöst worden ist, für sie alle das Aus bedeuten.

„Ja, das Land hat Hilfe zugesagt, die kann aber erst ab Montag beantragt werden, das heißt, wir reden hier von vier bis sechs Wochen, bis Geld fließt, das ist eine lange Zeit“, bittet Ziesemeier um viele Unterstützer, die als Gutscheinhelden den lokalen Handel in der Krise unterstützen können. „Die Inhaber brauchen jeden Cent jetzt sehr schnell. Wir sollten sie nicht vergessen.“ (mz)

Die Köthener Händler und Gastronomen, die unterstützt werden können, sind online zu finden auf der Seite www.gutscheinhelden.net.