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Wettstreit in Köthen Wettstreit in Köthen: SPD veranstaltet Dichter- und Liedermacherwettstreit

Von Steffen Dörre 10.02.2015, 19:48
Im Rockster 73 gab es auch schon einen Song-Slam -Wettstreit.
Im Rockster 73 gab es auch schon einen Song-Slam -Wettstreit. Heiko rebsch Lizenz

Köthen - Zum dritten Köthener Song-Slam hatte die SPD am vergangenen Samstagabend ins Rockster „73“ geladen. Moritz Schanz, Laander Karuso und Rocky der Dichter aus Magdeburg sowie Jennifer Nies und K. Jay aus Köthen trafen nebst Poetin Theresa Hahl aus Bochum auf gut 100 vorwiegend jüngere Gäste, die von Moderator Tobias Gluffke zunächst etwas auf Betriebstemperatur gebracht werden mussten: „Da vorne liegt ein bisschen Pizza, hier kann man rauchen, trinken - hier kann man sich wohlfühlen.“

"Wir sind dabei!"

Zunächst erklomm Theresa Hahl außer Konkurrenz die Bühne und setzte sich lyrisch auf die Terrasse, sah „Motten den Neonreklametod sterben“, bekam „Bauchkitzeln von Baumwipfeln“, um dann „Tischkantenklavier am Rand der Wirklichkeit“ zu spielen; touchierte mit „grüner Bionade-Bourgeoisie“ Gesellschaftskritisches, bis sie mit „gräsergespitzten Ohren“ und „dritten Blaubeerauge“ überaus bunt-wortspielend endete.

Rocky, der Dichter, eroberte als nächster das Rampenlichtpodest, um „in der dunkelsten Nacht“ ein Feuer zu entfachen – leicht melancholisch sich der Tatsache bewusst, dass seine Generation es ist, der Gegenwart und Zukunft gehören: „Die Prophezeiung ist wahr, die neuen Zeiten sind da. Wir sind dabei!“

Der Köthener Rapper K. Jay betrat mit seiner Stilrichtung im Rockster schwieriges Terrain. Nicht vorhandene Nächstenliebe, geballte Gesellschaftskritik waren seine Themen; eine sinnlose Welt, abgestumpfte Sinne, „Kindersoldaten für ungewollte Ideologien“ entlarvte er im Sprechgesang – ein „fröhlicher, lebensbejahender Song“, wie es Gluffke im Anschluss augenzwinkernd kommentierte; der durchaus talentierte Köthener wurde jedoch mit gerade mal 36 Wertungspunkten fast schon abgestraft.

"Man möchte ihn am liebsten in den Arm nehmen"

Ganz anders traf Laander Karuso mit seinen virtuos auf Englisch vorgetragen Songs den Nerv der Gäste, die ihm satte 61 Punkte gaben. Auch Moritz Schanz, der nicht in Saiten, sondern Tasten griff, konnte etliche Gäste mit seinen emotionale-besinnlichen Liedern für sich einnehmen. „Man möchte ihn am liebsten in den Arm nehmen“, so ein augenzwinkernder Kommentar.

54 Punkte war den Gästen das Gefühlvolle wert; nur einen Punkt weniger erreichte am Ende Jennifer Nies alias Alice in der Plastikwelt, die stimmgewaltig zu ihrer Gitarre ihren Langeweilesong, „den ich geschrieben habe, als mir langweilig war“, dem Publikum offerierte. Sie beschloss den Sangeswettstreit eher ruhig: „Du bist dieser eine Mensch, von dem man denkt, es gibt keinen zweiten“… doch oft liegen halt zwischen solchen Menschen zu viele Galaxien.

Eigentlich sind alle super

„Ich fand den Pianisten am besten.“ Auch Rapper K. Jay nötigte Autor Horst-Peter Lämmler Respekt ab: „Das mit der Sozialkritik war nicht zu verachten!“ Die Jurywertung empfand er als recht subjektiv, „aber das muss wohl so sein. Es ist schön, dass jungen Leuten die Chance gegeben wird, vor Publikum aufzutreten; das sollte viel öfter geschehen!“ SPD-OB-Kandidat Bernd Hauschild gefiel vor allem das Tastenspiel: „Man konnte abschalten, träumen. Das hat mir gefallen.“ Fotografin Susi Fritsche aus Köthen war mit Freundin Kristin Sawras da und hatte bereits Slam-Erfahrung: „Der Rapper gibt sich immer wirklich Mühe, die Bewertung ist echt zu mies. Eigentlich sind alle super. Und – ich finde gut, dass viele auf Deutsch singen!“

Nach einem weiteren Gedicht von Theresa Hahl, die ihr Herz als „kleine Hure“ outete, je einem weiteren Beitrag der drei Bestplatzierten und dem anschließenden Applauskonzert wurde Laander Karuso zum Sieger gekürt.

Insgesamt bereichern Song- und Poetry-Slam die Köthener Kulturlandschaft, sind längst etabliert. Mit Interpreten, die die meisten Bewerber von Privatfernseh-Casting-Shows weit in den Schatten stellen. Unterhaltung mit Niveau, die beim jungen Publikum super ankommt. Der nächste Poetry-Slam findet am 7. März statt. (mz)

Der einziger Köthener Teilnehmer beim Slam war Rapper K. Jay.
Der einziger Köthener Teilnehmer beim Slam war Rapper K. Jay.
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