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Was wäre wenn? Was wäre wenn?: Wie Helios Klinik Köthen auf zweite Corona-Welle blickt

Von Sylke Hermann 21.08.2020, 11:49
Charlott Krause (li.) und Simone Rehsack arbeiten als Hygienefachkräfte in der Helios Klinik Köthen.
Charlott Krause (li.) und Simone Rehsack arbeiten als Hygienefachkräfte in der Helios Klinik Köthen. Ute Nicklisch

Köthen - Menschen treffen sich wieder in größeren Runden, feiern, genießen die lauen Sommerabende, Urlauber kehren zurück, die Einschulungen stehen bevor - und vielerorts wächst die Sorge, eine zweite Corona-Welle könnte das Land erneut in eine Ausnahmesituation bringen.

„Aber wir haben alle keine Glaskugel“, sagt Matthias Hirsekorn, der Geschäftsführer der Helios Klinik in Köthen. Er weiß nicht, was die Zukunft bringt, wie es mit der Corona-Pandemie weitergeht. „Momentan haben wir uns mit den Umständen ganz gut arrangiert.“

Über Wochen ist das Krankenhaus in diesem Frühjahr gefühlt wie leer gefegt, aber in höchster Bereitschaft. Man rechnet mit dem Schlimmsten. Mit Patienten, die sich mit dem Virus infiziert haben und isoliert werden müssen. Welchen Verlauf die Lungenkrankheit nehmen könnte, ist ungewiss. Viele Unbekannte bestimmen jeden Handgriff, jede Entscheidung, die Matthias Hirsekorn und sein Team treffen müssen.

„Wir hatten bisher einen einzigen Corona-Fall“

Rückblickend sagt er, dass sich das Krisenteam nicht nur sehr schnell zusammengefunden, sondern auch „ausgesprochen gut funktioniert“ habe. Anfangs trifft man sich jeden Tag, stimmt sich bei Bedarf auch an den Wochenenden ab. Die Hygieneschwestern sind immer in Rufbereitschaft. Die Situation, so Matthias Hirsekorn, sei für alle neu gewesen.

Die Klinik stellt sich auf die Umstände ein, schafft im Haus grüne, gelbe und rote Bereiche. Der rote und der gelbe Bereich, erklärt der Geschäftsführer, seien Coronaverdachtsfällen und -Erkrankten vorbehalten. Im grünen Bereich werden alle anderen Patienten versorgt.

„Wir hatten bisher einen einzigen Corona-Fall“, erklärt er und hofft, dass das auch so bleiben möge. „Wir tun alles Mögliche, um das Risiko auch weiterhin zu minimieren.“ Dazu zähle verpflichtend eine Mund-Nasen-Bedeckung für alle Mitarbeiter.

Von Normalität kann in der Helios-Klinik immer noch keine Rede sein

„Das ist schon eine Belastung und über einen längeren Zeitraum auch anstrengend“, doch da gebe es „kein Erbarmen“. Zumal es bei vielen Tätigkeiten im Gesundheitswesen tatsächlich etwas schwieriger sei, Abstand zu halten. Deshalb sei es auch besonders wichtig, dass Patient ebenfalls einen Mundschutz trägt.

Zwar dürfen mittlerweile wieder Besucher ins Haus. Aber von Normalität kann trotzdem keine Rede sein. Wer den Eingang passiert, wird - wie vielerorts - unverzüglich daran erinnert, sich die Hände zu desinfizieren und sich in eine Besucherliste einzutragen. „Wir haben uns darauf verständigt, die Listen für vier Wochen aufzubewahren und danach zu vernichten.“

Matthias Hirsekorn bekräftigt, dass man selbstverständlich nur im Bedarfsfall auf die Kontakte zurückgreife. „Ich habe den Eindruck, dass alle großes Verständnis für die Maßnahmen haben.“ Und man müsse sich wohl bis auf weiteres auch damit arrangieren. Matthias Hirsekorn sagt: „Wir fahren auf Sicht.“

„Wir hatten uns im Frühjahr auf ein ziemlich schweres Szenario eingestellt“

„Wir hatten uns im Frühjahr auf ein ziemlich schweres Szenario eingestellt. Denn keiner“, betont der Geschäftsführer, „will am Ende eine Bergamo-Situation haben.“ Er ist der Überzeugung, dass die Bilder aus Norditalien seinerzeit das Empfinden für die Lage geschärft haben - auch wenn das Infektionsgeschehen in der Region vergleichsweise gering ausgefallen ist.

„Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass uns eine zweite Welle mit großer Wucht trifft“, formuliert er. Schickt aber hinterher, dass man in Köthen vorbereitet wäre, wenn sich die Zahl der Erkrankten deutlich erhöhen würde. Die Mechanismen, versichert er, ließen sich schnell wieder reaktivieren.

Es gibt nach wie vor eine Menge Fragezeichen

Mobile Trennwände und Plexiglasscheiben gehören längst zum sichtbaren Corona-Alltag. Bei Handschuhen, Masken und Schutzausrüstung sei man in Köthen nicht in die Bredouille gekommen, ist der Klinik-Chef froh und geht davon aus: „Ich fürchte, dass uns das Virus noch eine ganze Weile begleitet. Wir werden mit Corona leben müssen und lernen, damit umzugehen. Jeder wünscht sich, dass wir in großen Schritten wieder zur Normalität übergehen können.

Aber es gibt nach wie vor eine Menge Fragezeichen.“ Matthias Hirsekorn rät deshalb, nicht leichtsinnig zu werden. „Dafür hat das Virus in vielen Teilen der Welt einen zu schweren Verlauf genommen.“ (mz)