Während Corona-Pandemie Während Corona-Pandemie: Drei Männer entdecken die Liebe zum Radsport

Köthen - Wer kennt den Fernsehfilm „Immer die Radfahrer“? Es ist eine beschwingte Komödie aus dem Jahr 1958. Sie erzählt von drei Männern im besten Alter, die noch einmal gehörig auf die Pauke hauen. Heinz Erhardt ist als ebenso linkischer wie gewitzter Familienvater in einer Paraderolle zu sehen.
In folgender Geschichte geht es auch um drei Jungs im besten Alter, welche nicht auf die Pauke hauen, sondern mächtig in die Pedalen treten. Denn Daniel Arms, David Dimt und Lutz Feurich haben während der Corona-Pandemie ihre Liebe zum Radsport entdeckt und zogen wie die drei Hauptdarsteller im Film mit dem Rad durch die Lande, um sich sportlich zu betätigen.
Angefangen hat alles im April. „Ab da bin ich meine Runden noch mit dem Tourenbike und allein gefahren“, erinnert sich Daniel Arms an die Anfänge. „Ich habe mir Strecken zwischen 30 und 50 Kilometern im Umkreis von Köthen ausgesucht.“
Inspiriert durch eine Wette
Der 45-Jährige weiß auch noch, wie es dazu gekommen ist: „Inspiriert wurde ich eigentlich durch den Schiedsrichterausschuss. Da lief eine Wette - wer mehr läuft, wandert oder radelt - zwischen uns knapp 80 Fußball-Schiedsrichtern im KFV Anhalt-Bitterfeld und dem aus sieben Mitgliedern bestehenden Ausschuss. Durch Corona war ich so genervt und nicht ausgelastet, da war das eine richtige Motivation.“
Arms, der auch Trainer beim VfB Gröbzig ist, hatte die ersten Touren so aufgebaut, dass er seine Spieler besuchte, um den Kontakt während der Corona-Zeit aufrechtzuerhalten. So ging es dann nach Bernburg, Cörmigk, Edderitz, Wulfen, Drosa oder Trinum. Nach vier Wochen gesellte sich David Dimt dazu. „Ich weiß noch unsere erste gemeinsame Tour. David noch im lockeren Look bzw. normaler Kleidung und Tourenbike. Die Strecke führte über Osternienburg - Reppichau - Aken - Löberitz - Wulfen - Drosa - Zabitz - Köthen“, erinnert sich Arms. „Die Strecke forderte uns einiges ab. Die Beine brannten. Da mussten wir in Wulfen bei Lutz Feurich Rast machen, um Elektrolyte zu tanken.“ Danach war das Trio perfekt.
Auch die Technik verbesserte sich nun. Während der 43-jährige Lutz Feurich schon über ein sehr gutes Rennrad verfügte und David Dimt sich eines über die Jahre selbst zusammengebaut hatte, musste Arms umsatteln und kaufte sich ein schon älteres Carbon-Rennrad. „Damit wurden auch die Touren länger“, verrät Feurich. Immer samstags ging es dann gegen 12.30 Uhr los. Gegen 18 Uhr waren wir zurück. Das Feedback wurde größer, da bei Facebook das Trio als „Spowa-Team“, in Anlehnung an Daniel Arms Sportartikelladen, unterwegs war.
Einladung zum Zwischenstopp
„Wir bekamen viele Einladungen, wo wir an den Wochenenden einen Stopp einlegen sollten“, sagt Arms. „Das war schon Wahnsinn.“ Der Wahnsinn ist nach den Lockerungen in der Corona-Zeit nun weniger geworden. „Ich selber versuche der Sache noch treu zu bleiben und fahre jeden Wochentag zehn Kilometer und verbinde am Wochenende meine Spiele als Schiedsrichter, welche ich alle mit den Rad anfahre“, berichtet Daniel Arms. „Da kommen in der Woche schon mal hundert Kilometer zusammen.“
Die gemeinsamen Ausfahrten haben sich gelohnt. „Ich habe körperlich mehr Ausdauer bekommen. Meine Bein-Muskulatur hat sich gestärkt“, erzählt David Dimt, „zudem macht es großen Spaß, gemeinsam mit dem Rad zu fahren.“ Und Initiator Arms fügt hinzu: „Wir haben uns schon immer über Fahrräder unterhalten. David und Lutz sind zwei gute Bastler und haben Ahnung von Rennrädern. Durch Corona hat sich das verstärkt. Wir haben ein gemeinsames Hobby gefunden, welches wir ausführen konnten und in Zukunft weiter betreiben werden.“
Für die Zukunft haben die drei auch noch ein großes Ziel - ein Besuch bei der Tour de France. „Dieses Jahr war es uns noch zu riskant wegen Corona“, verrät Feurich, „aber wir haben es weiter auf dem Schirm und hoffen, dass es im nächsten Jahr klappt.“
Vielleicht sieht man das Trio dann den „berühmten“ Berg nach Alpe de Huez hochradeln oder am Wegesrand stehen, um das Peloton anzufeuern.
Oder aber sie erleben Geschichten wie aus dem Fernsehfilm „Immer die Radfahrer“. (mz)