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Vorstoß im Schülerverkehr Vorstoß im Schülerverkehr : Kostenloses Netzticket für Schüler bis zur 10. Klasse?

Von Karl Ebert 15.05.2019, 09:54
Mit der Netzkarte ist das Einsteigen in den Bus nicht nur nach der Schule erlaubt, sondern auch in den Sommerferien.
Mit der Netzkarte ist das Einsteigen in den Bus nicht nur nach der Schule erlaubt, sondern auch in den Sommerferien. Nicklisch

Köthen - Es ist eine Woche der Entscheidung. Gleich drei Ausschüsse des Kreistages Anhalt-Bitterfeld tagen. Und in jedem wird jene Vorlage behandelt, mit der Landrat Uwe Schulze (CDU) den Busverkehr für Schüler und Auszubildende auf neue Füße stellen will. Der Landrat plant die kostenfreie Bereitstellung einer Netzkarte für alle Schüler der 1. bis 10. Klassen von allgemeinbildenden Schulen ab dem Schuljahr 2020/21. Vorausgesetzt, sie besuchen die nächstgelegene Schule.

Bis her genutzter ABW-Tarif fällt zum Jahresende weg

Das hört sich erst einmal simpel an, hat aber Auswirkungen für sehr viele Schüler und auch Auszubildende. „Bisher haben wir den Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg-Tarif (ABW). Den wird es in dieser Form künftig nicht mehr geben, weil auch in diesem Gebiet der Tarif des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) eingeführt wird“, sagt Schulze. Also hat der Landkreis Alternativen prüfen lassen.

Gar nicht zu reagieren hätte bedeutet, die ABW-Nutzer hätten ein zweites Ticket für den MDV erwerben müssen. Das wäre 80.000 Euro teurer gekommen. Eine Fortführung des ABW-Tarifs kam auch nicht in Frage, weil sowohl Deutsche Bahn als auch das Land Sachsen-Anhalt ihre Förderung eingestellt hätten. Und die dritte Variante passte Schulze gar nicht. „Warum sollen wir uns für 520.000 Euro jährlich voll in den MDV integrieren, wenn wir für 400 000 Euro ein bessere, eigene Variante entwickeln können“, erklärt er.

Bislang haben Schüler eine Monatskarte. Sofern sie die festgelegten Mindestentfernungen zur nächstgelegenen Schule von zwei oder drei Kilometern einhalten, zahlt diese der Landkreis. Die Preise liegen je nach Tarifzone zwischen 34,40 und 106 Euro. Alle anderen Schüler (Klasse 11 bis berufliches Gymnasium) erwerben in der Regel eine Abo-Jugendmonatskarte, die im Preis zwischen 27,90 und 85,90 Euro liegen. Wenn sie die Mindestentfernung erreichen, die nächstgelegene Schule besuchen und einen Antrag stellen, bekommen sie diese Kosten bis auf einen Eigenanteil von 100 Euro erstattet.

Neue Schülernetzkarte soll zwölf Monate gültig sein und nicht wie bisher elf Monate

Und nun soll die Schülernetzkarte kommen, die gleich mehrere Vorteile hat. Sie ist kostenfrei für Schüler der 1. bis 10. Klasse unabhängig von Mindestentfernungen, wenn sie die nächstgelegene Schule besuchen. Die Karte ist zwölf Monate - also auch in den Sommerferien - gültig und nicht wie bisher elf Monate.

Und mit ihr kann das gesamte Fahrplanangebot der Busse nicht mehr nur in Tarifzonen, sondern im gesamten Landkreis Anhalt-Bitterfeld genutzt werden, inklusive des zuschlagsfreien Anrufbusses. Alle Schüler mit einer Erstattungsberechtigung und alle Auszubildenden bis 25 Jahre können die Netzkarte als Abo für 31 Euro monatlich im Freiverkauf erwerben. Statt aktuell 5 000 Schülern kämen ab 2020/21 rund 12 000 Schüler in den Genuss der Vorteile der Schülernetzkarte.

Schüler können Karten auch in der Freizeit und in den Ferien nutzen

„Wir sehen die Einführung dieser Karte als die klar bessere Alternative zum MDV-Beitritt. Zudem haben wir die Hoffnung, dass die Schüler auch in der Freizeit und in den Ferien diese Karte verstärkt nutzen“, sagt Landrat Schulze. Angenehmer und gewollter Nebeneffekt: Mit der kostenlosen Schülernetzkarte werden auch junge Familien unterstützt. „Kinder und Jugend-

liche aus einkommensschwachen Haushalten können doch gar keine Freizeitaktivitäten außerhalb ihres Wohnortes besuchen. Das wollen wir ändern“, so Schulze.

(mz)