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Busfahrer seit 28 Jahren Von Sizilien bis Nordkap: Familienbetrieb bringt Reisende seit 28 Jahren von Schortewitz mit Bussen in die Welt

Von Helmut Dawal 17.11.2018, 13:00
Das Schortewitzer Familienunternehmen mit Peter, Ilona, Christel und Mario Rausch (v. l.). Vorige Woche wurden die beiden neuen Busse in Dienst gestellt.
Das Schortewitzer Familienunternehmen mit Peter, Ilona, Christel und Mario Rausch (v. l.). Vorige Woche wurden die beiden neuen Busse in Dienst gestellt. Ute Nicklisch

Schortewitz - 29 Jahre ist es mittlerweile her, dass die Mauer gefallen ist. Peter Rausch war an jenem 9. November 1989 nicht zu Hause in Schortewitz, sondern mit seinem Lkw auf Achse in Belgien. Als Fernfahrer beim VEB Kraftverkehr Köthen tourte er mit Folie aus Weißandt-Gölzau oder Kautschuk aus Buna quer durch Europa.

Am 10. November ging es heimwärts. Dass die Nachricht vom Mauerfall keine Ente war, merkte er auf der Autobahn bei Bielefeld. „Da kamen mir jede Menge Trabis und Wartburgs entgegen. Es war unglaublich“, blickt Rausch zurück.

Zu Hause angekommen, erhielt er den Auftrag zu einer Sonderfahrt mit einem Bus. Von Köthen ging es nach Westberlin. Das große Reisen der damaligen DDR-Bürger hatte begonnen, und die Reiselust war riesig. Das war für den Berufskraftfahrer Peter Rausch, der vor seiner Zeit als Trucker einige Jahre einen Bus vom Typ Ikarus 66 im Köthener Linienverkehr fuhr, der Anstoß, sich selbstständig zu machen. „Ich hatte es damit zuerst beim Kraftverkehr versucht, doch da führte kein Weg rein.“

Für 578.000 Ost-Mark kaufte Peter Rausch sich 1990 seinen ersten Bus

Die Gewerbegenehmigung erhielt Peter Rausch am 1. April 1990. Die Sparkasse gab ihm einen Kredit. Für 578.000 Ost-Mark kaufte er sich seinen ersten Bus, einen gebrauchten Setra, und legte los. Die Jungfernfahrt als frisch gebackener Unternehmer führte am 12. Juni 1990 nach Hildesheim, der Bus voller Leute, die im Westen einkaufen wollten. Die erste Mehrtagesfahrt ging dann im November 1990 nach Venedig.

Peter Rausch, heute 64 Jahre alt, erzählt gern davon, wie es angefangen hat. Und es schwingt auch etwas Stolz darüber mit, dass die Rausch-Reisen Omnibustouristik GmbH, so die exakte Bezeichnung der Firma, sich zu einem stabilen Familienunternehmen entwickelt hat.

Bis zum Jahr 2000 war Rausch allein unterwegs. Dann machte sein Sohn Mario die Ausbildung als Berufskraftfahrer. Er stieg mit in die Firma ein, ein zweiter Bus wurde 2001 angeschafft. Um das Organisatorische im Betrieb kümmert sich Ehefrau Ilona. Auch Rausch’s Mutter Christel ist mit ihren 82 Jahren noch mit von der Partie und hat Spaß daran, stundenweise in den Reisebüros in Köthen, Schortewitz und Zörbig zu arbeiten, wo die Kunden Reisen buchen können.

Alle Reisen, die Peter Rausch anbietet, hat er selber organisiert

„Wir fahren von Sizilien bis zum Nordkap“, sagt Peter Rausch. Vor einigen Jahren sei es mit dem Bus auch bis nach Tunesien und Marokko gegangen. Diese beiden Ziele hat Rausch aber wieder heraus genommen, da Kunden wegen der dortigen Sicherheitslage diese Reisen nicht mehr buchten.

Alle Reisen, die Peter Rausch anbietet, hat er selber organisiert - die Unterbringung in Hotels, Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten, Fährpassagen und anderes mehr. „Das ist alles aus einer Hand. Und versteckte Nebenkosten gibt es bei mir nicht“, versichert der Geschäftsmann.

Peter Rausch blickt optimistisch in die Zukunft. „Die Reiselust der Menschen hat nicht nachgelassen“, schätzt er ein. Zudem gebe es viele Vereine und Clubs, die in der Gemeinschaft eine Busreise oder eine Tagesfahrt unternehmen.

Über 750.000 Euro kosteten die beiden nagelneuen Mercedes-Busse

„Wir haben gute Buchungszahlen“, sagt er. Um für die nächsten Jahre gut gerüstet zu sein, hat der Schortewitzer jetzt nochmals kräftig investiert. Über 750.000 Euro kosteten die beiden nagelneuen Mercedes-Busse, die seit vorigem Donnerstag unter dem Carport in Schortewitz stehen. Es seien die modernsten Modelle, die derzeit auf dem Markt sind, versichert Rausch. Die Busse erfüllen die Euro 6-Norm und verfügen unter anderem über einen Notbremsassistenten.

„Ganz wichtig für uns ist ein guter Kontakt zu unseren Stammkunden. Ohne Stammkunden gäbe es uns schon lange nicht mehr.“ So folgten fast 100 Gäste der Einladung zur Übernahme der neuen Busse. Mit den beiden alten Wagen ging es nach Mannheim ins Auslieferungswerk, nach einem Informationsprogramm am nächsten Tag in den neuen Bussen zurück. Auch das neue Reisebüro in Schortewitz wurde kürzlich eingeweiht. „Um die Baugenehmigung gab es eine jahrelanges Gezerre. Jetzt ist aber alles in Ordnung“, so Peter Rausch. (mz)