1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Einfahrt zum Haus verbaut: Von Haltestelle blockiert: Anwohner in Gröbzig beklagen nach Umbau fehlende Zufahrt zum Haus

Einfahrt zum Haus verbaut Von Haltestelle blockiert: Anwohner in Gröbzig beklagen nach Umbau fehlende Zufahrt zum Haus

Von Doreen Hoyer 18.10.2019, 05:00
Kathrin von Iven öffnet das Tor des Hauses Nummer 10 in der Bernburger Straße. Direkt davor befindet sich nun eine erhöhte Bushaltestelle.
Kathrin von Iven öffnet das Tor des Hauses Nummer 10 in der Bernburger Straße. Direkt davor befindet sich nun eine erhöhte Bushaltestelle. Ute Nicklisch

Gröbzig - Wie es Kathrin von Iven auch dreht und wendet: Es passt nicht. Würde ihre Familie größere Gegenstände in das Haus in der Bernburger Straße 10 räumen wollen, wäre das eine beschwerliche Angelegenheit. Denn eine direkte Zufahrt, um das Tor mit einem Transporter oder Auto samt Anhänger zu erreichen, gibt es nicht. Oder nicht mehr.

Seit die Bernburger Straße in diesem Bereich erneuert wurde, sei das Haus quasi abgeschnitten, berichtet von Iven. Die Einfahrt von der Straße aus sei nicht mehr da. Denn die Bushaltestelle dort wurde aus Gründen der Barrierefreiheit erhöht gebaut, dazu kam noch ein Geländer.

In dem Haus soll von Ivens Sohn leben, es soll dazu umgebaut werden. Aber wie, wenn man es mit dem nötigen Material kaum erreicht? Einen zweiten Zugang an der Rückseite des Grundstückes gebe es nur über das Nachbargrundstück, das ebenfalls der Familie gehört. Doch auch hier wäre es nicht möglich, mit dem Auto bis an Haus Nummer 10 zu fahren und schwere Gegenstände abzuladen. Bliebe noch die Möglichkeit, seitlich an der Haltestelle vorbei über den Gehweg zu fahren. „Aber das ist mehr als eng, auch wegen einer neuen Straßenlaterne.“

Im Juli hatte Kathrin von Iven bemerkt, dass die neue Straße so einige Probleme bereit halte

Im Juli, berichtet die Frau, habe sie gemerkt, dass die neue Straße so einige Probleme für ihre Familie bereit halte. Sie habe das Gespräch mit Thomas Schneider, dem Bürgermeister der Stadt Südliches Anhalt, und Fachbereichsleiter Maik Kuhn gesucht. Dabei habe sie auch angekündigt, bald einige Tage im Urlaub zu sein.

Als sie dann verreist gewesen seien, habe Kuhn sie und ihren Mann angerufen, erinnert sich Kathrin von Iven: Es gebe eine Kompromisslösung, aber dafür müssten von Ivens den Sturz in ihrem Eingangstor einige Zentimeter höher setzen. „Wir waren nicht zu Hause und konnten das nicht so plötzlich entscheiden“, erinnert sich die Gröbzigerin. „Aber es hieß, wir müssen uns noch am selben Tag festlegen, denn am nächsten Tag würden die Borte gesetzt.“ Die Familie gab keine Zusage, in der Straße wurde wie gehabt gebaut.

„Die Familie von Iven hat über eine solche Einfahrt nie verfügt“, sagt dazu der zuständige Fachbereichsleiter Maik Kuhn. Unter anderem aus dem Liegenschaftsprogramm sei das ersichtlich. Es handele sich eher um eine breite Eingangstür.

Seit Jahrzehnten blieb die Einfahrt der Bernburger Straße 10 inoffiziell

Kathrin von Iven erzählt, die Vorbesitzer des Hauses hätten eine Einfahrt anlegen lassen, die ihre Tochter nutzen sollte, wenn diese den Führerschein gemacht hätte. Doch die Tochter sei über Ungarn in den Westen geflüchtet, die Eltern selbst hätten keine Führerscheine gehabt. So blieb die Einfahrt inoffiziell. Sie habe an Einwohnerversammlungen zum Bauvorhaben teilgenommen, erinnert sich die Gröbzigerin. Einspruch gegen das Fehlen der Einfahrt erhob sie aber erst, als der Bau schon im Gange war. „Ich bin vorher gar nicht auf die Idee gekommen, dass die Einfahrt fehlen könnte und ich da aufpassen müsste.“

Kuhn verweist darauf, dass die Familie sich leider erst gemeldet habe, als der Bau schon begonnen habe. „Aufgrund des Fortschrittes war das Zeitfenster, welches der Stadt zur Verfügung stand, entsprechend knapp. Dennoch waren wir bemüht, eine Lösung zu finden.“ Man habe nur helfen wollen, und das möglichst schnell, da die Bauarbeiten schon an besagtem Haus angekommen gewesen seien. Deshalb der Anruf im Urlaub, der auf Vermittlung des Sohnes der Familie zu Stande gekommen sei.

Derweil gibt es noch einen anderen Anlass zur Unzufriedenheit

Die Anhebung des Sturzes wäre ein Teil der vorgeschlagenen Lösung gewesen. Man hätte außerdem den Gehwegbereich vor der Tür der Familie angehoben, so dass der Höhenunterschied zwischen Haltestelle und Weg weggefallen wäre. „Familie von Iven hätte somit unmittelbar vor ihrem Hauseingang eine Gehwegbreite von etwa fünf Metern erhalten.“ Eine Möglichkeit, um in Ausnahmesituationen einen Container oder einen Anhänger vor dem Grundstück abzustellen. „Selbst mit jetziger Gehwegbreite von 2,5 Metern besteht die Möglichkeit, über die Einfahrt eines Nachbargrundstückes einen Anhänger in das Grundstück einzuschieben.“ Mit dem Auto direkt bis ans Tor zu fahren, sei aber nicht möglich.

Derweil gibt es noch einen anderen Anlass zur Unzufriedenheit. Nicht weit entfernt hat Doktor Andreas Petri seine Arztpraxis. In der Straße fehlten nach dem Umbau Parkplätze, sagt er. Weil eine Art dritte Spur, die zum Parken genutzt wurde, weg sei. In dieser Spur sei auch die alte, ebenerdige Bushaltestelle gewesen. An den beauftragten Bauarbeitern wollen aber weder Petri noch von Iven Kritik üben. „Die waren ganz prima, haben zum Beispiel Patienten mit Krücken geholfen, sicher voranzukommen“, so der Mediziner.

Ziel der Umbaumaßnahme: Unfälle vermeiden

„Es ist richtig, dass die seitlichen Stellflächen, die vorher vorhanden waren, wegfallen“, sagt Kuhn. Die neue, angehobene Bushaltestelle diene der Barrierefreiheit, was ein Punkt des in Anspruch genommenen Förderprogramms sei. „Zugleich war es notwendig, die Haltebereiche aufgrund der Möglichkeit des wechselseitigen Haltens der Busse aus der eigentlichen Fahrspur auszubinden, um hier nicht den Verkehrsfluss zu hindern.“

So würden Unfälle beim Ein- und Aussteigen aus dem Bus vermieden. Dass Autos am Fahrbahnrand abgestellt würden, sei zudem üblich. Einen Rechtsanspruch auf öffentliche Stellflächen vor der Haustür gebe es nicht. Die Bernburger Straße bekomme jedenfalls einen „zeitgemäßen Ausbau und entspricht dem Stand der Technik“. (mz)

Vor dem Umbau hatte die Bernburger Straße an dieser Stelle eine Art Parkstreifen, an dem auch die Bushaltestelle war.
Vor dem Umbau hatte die Bernburger Straße an dieser Stelle eine Art Parkstreifen, an dem auch die Bushaltestelle war.
von Iven