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Vogelgrippe im Kreis Anhalt-Bitterfeld Vogelgrippe im Kreis Anhalt-Bitterfeld: Tierärzte besuchen Geflügelhalter

20.12.2014, 14:54
Die Tierärztinnen Natalia Cester und Silke Rätzel vom Veterinäramt des Landkreises Anhalt-Bitterfeld kontrollierten gestern in einem Radius von 3 000 Metern zum Fundort der mit dem Vogelgrippe-Virus infizierten Stockente Geflügelhaltungen, so wie hier im Akener Ortsteil Mennewitz.
Die Tierärztinnen Natalia Cester und Silke Rätzel vom Veterinäramt des Landkreises Anhalt-Bitterfeld kontrollierten gestern in einem Radius von 3 000 Metern zum Fundort der mit dem Vogelgrippe-Virus infizierten Stockente Geflügelhaltungen, so wie hier im Akener Ortsteil Mennewitz. Heiko Rebsch Lizenz

magdeburg - Besuch vom Veterinäramt Anhalt-Bitterfeld bekamen am Wochenende Geflügelhalter im Raum Aken, nachdem bekannt wurde, dass bei einer bereits am 7. Dezember in der Elbestadt gefundenen Ente das hochansteckende Vogelgrippe-Virus H5N8 nachgewiesen wurde. Das Landwirtschaftsministerium in Magdeburg informierte am Samstag über den ersten Vogelgrippe-Fall in Sachsen-Anhalt. Ein Tierarzt aus Aken hatte die infizierte Stockente tot an der Elbe gefunden. Experten am Friedrich-Löffler-Institut in Riems (Mecklenburg-Vorpommern) bestätigten in der Nacht zum Samstag den Verdacht.

Ob sich das Tier auf der Durchreise befand oder sich anderweitig infizierte, ist nicht bekannt. Für Menschen bestehe nach derzeitigen Erkenntnissen aber keine Gefahr, unterstreicht die zuständige Behörde. Alle erforderlichen Maßnahmen seien sofort eingeleitet worden.

Stallpflicht nicht eingehalten

Im Auftrag des Anhalt-Bitterfelder Veterinäramtes klingelten die Tierärztinnen Silke Rätzel und Natalia Cester am Sonntag auch an zahlreichen Türen im Akener Ortsteil Mennewitz, um die Einhaltung der Stallpflicht zu kontrollieren, die vorsorglich bereits seit 27. November für zahlreiche Orte in Anhalt-Bitterfeld gilt. Allerdings hielten sich auch in Mennewitz nicht alle Halter an die Vorschrift, ihre Tiere vorsorglich im Stall zu lassen, wie die Tierärztinnen am Sonntag feststellten.

„Wir machen heute nur visuelle Stichproben in einem Umkreis von 3 000 Metern zum Fundort“, so Silke Rätzel. Bereits gestern seien Veterinäre im Landkreis unterwegs gewesen und hätten zwei Geflügelhaltungen in einem Radius vom 1 000 Metern zum Fundort unter die Lupe genommen. Dabei kamen auch Rachen- und Kloaken-Tupfer zum Einsatz, wie die Tierärztinnen erklärten. Die Proben wurden umgehend zur Untersuchung an das zuständige Labor des Landesamtes für Verbraucherschutz, Fachbereich Veterinärmedizin, in Stendal geschickt.

Wie der zuständige Leiter des Anhalt-Bitterfelder Veterinäramtes, Klaus-Dieter Pahl, am Sonntagvormittag informierte, werde über die Einführung einer flächendeckenden Stallpflicht für Hühner, Enten, Gänse, Truthühner und anderes Nutzgeflügel frühestens am Montag entschieden. In den kommenden Tagen wollen die zuständigen Veterinärmediziner weitere Routine-Kontrollen bei den Geflügelzüchtern durchführen.

35 000 Hühner-Elterntiere hält die Firma Wimex Agrarprodukte Import & Export GmbH mit Sitz in Baasdorf normalerweise in Mennewitz. Diese waren aber bereits am Mittwoch und Donnerstag in einen anderen Stall gebracht worden. „Das hat aber nichts mit der Vogelgrippe zu tun“, sagt Stephan Klaasen-van Husen, Leiter Tierproduktion bei Wimex. Die Tiere befinden sich zurzeit, so wie es der Produktionsablauf vorsieht, im Legebetrieb.

Wie Klaasen-van Husen betont, werde in seinem Betrieb das Hygienemanagement auch unabhängig von der Vogelgrippe-Warnung sehr ernst genommen. „Bevor jemand bei uns einen Stall betritt, muss er unter die Dusche und anschließend Stallkleidung anlegen“. Damit kein Wildvogelkot von draußen in die Ställe gelangen kann, seien außerdem Desinfektionswannen und Schuhwechsel Vorschrift. „In den Ställen werden grundsätzlich weiße Stiefel getragen“, erklärt der Produktionsleiter. Verstöße würden also sofort bemerkt.

Von der Mitteilung aus Magdeburg, dass alle Amtsveterinäre in Sachsen-Anhalt bereits am Donnerstag von dem Fund in Aken informiert worden sein sollen, zeigte sich der Leiter des Kreis-Veterinäramtes in Mansfeld-Südharz, Lothar Seibt, der in Aken wohnt, gestern sehr erstaunt. Er habe von der infizierten Stockente erst aus den Nachrichten erfahren. Nicht erklären kann sich Seibt, warum vom Auffinden des toten Tieres bis zur bestätigten Meldung des Vogelgrippe-Falls so viel Zeit verging.

„Kein Rechtsverstoß“

Ein Sprecher des Umweltministerium erklärte auf MZ-Anfrage, laut Lagebericht sei erst am 18. Dezember mit dem Nachweis von H5N8

(Influenza) ein spezifischer Befund bestätigt worden. Die im Labor der Praxis des Tierarztes ermittelten Befunde seien nicht „anzeigepflichtig“ gewesen. Bei seinen Untersuchungen habe der Tierarzt „unspezifische Ergebnisse“ bekommen. Warum er die Proben erst Tage später einsandte, sei unverständlich. Rechtlich gesehen habe sich der Tierarzt aber korrekt verhalten. Darüber hinaus wird informiert, dass das zuständige Fachamt beim Landesamt für Verbraucherschutz „hochmotiviert und sehr schnell gearbeitet“ habe. Die Ergebnisse lägen bereits vor und sollen heute schriftlich bestätigt werden.

In dem 3 000-Meter-Sperrbezirk um den Fundort leben knapp an die 40 000 Hühner, Enten, Gänse und anderes Nutzgeflügel. Bei der klinischen Untersuchung seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden. In den insgesamt 131 Proben von Hühnern, Enten und einer Gans habe das Vogelgrippe-Virus nicht nachgewiesen werden können. Daher seien nach Auskunft der zuständigen Amtstierarztes aktuell keine Sperrmaßnahmen erforderlich. (mz)

Das gehört zur Ausrüstung der Veterinäre beim Landkreis.
Das gehört zur Ausrüstung der Veterinäre beim Landkreis.
 Heiko Rebsch Lizenz
Stephan Klaasen-van Husen vor der Wimex-Anlage, in die die Elterntiere aus Mennewitz gebracht wurden. Auf Hygiene wird hier sehr geachtet.
Stephan Klaasen-van Husen vor der Wimex-Anlage, in die die Elterntiere aus Mennewitz gebracht wurden. Auf Hygiene wird hier sehr geachtet.
  Heiko Rebsch Lizenz