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Vernässung in Anhalt-Bitterfeld Vernässung in Anhalt-Bitterfeld: Voll bis zum Stehkragen

Von Claus Blumstengel 28.03.2014, 20:13
Großbadegast ist der tiefste Punkt weit und breit.
Großbadegast ist der tiefste Punkt weit und breit. Kay Lorenzen Lizenz

Grossbadegast/MZ - Ob aus Pilsenhöhe (102 Meter über dem Meeresspiegel), Baasdorf (92 Meter), Arensdorf und Köthen (jeweils 90 Meter) oder Pfriemsdorf (80 Meter) - wenn es regnet strömt das Wasser von überall her wie in eine Wanne ins tiefer gelegene Großbadegast (79 Meter). Dort ist nicht nur der Stangenteich permanent voll bis zum Stehkragen, auch in vielen Kellern steht das Wasser, zeitweise bis zu einem Meter hoch.

Fünf Varianten waren für die Entwässerung von Großbadegast erarbeitet worden. Alle wurden verworfen. Bei einer verläuft das Gefälle genau umgekehrt, als im Konzept vorgesehen, bei einer weiteren ist es zu gering. Eine dritte Variante mit einem Graben Richtung August-Bebel-Straße hätte sogar zu zusätzlicher Vernässung geführt. Der Betrieb von Pumpen im Schachtteich wäre zu teuer und würde das Gesamtproblem auch nicht lösen.

Den Stangenteich hatte man ursprünglich als Wurzel allen Übels ausgemacht. Für 225 000 Euro sollte im vorigen Jahr ein Abfluss über einen Graben um das Neubaugebiet herum geschaffen werden. Doch passiert ist nichts. Dies zu erklären, hatte Ortsbürgermeisterin Monika Reinbothe (CDU) den Bauamtsleiter der Stadt Südliches Anhalt, Bernd Hauschild, am Donnerstag zu einer Bürgerversammlung ins Kulturhaus eingeladen. Der hatte den Geschäftsführer des Ingenieurbüros Muting aus Magdeburg, Jan Göppel, mitgebracht. Muting hat vor kurzem ein Konzept für die Entwässerung von Fernsdorf erarbeitet. Dabei habe Hauschild festgestellt, dass ähnlich wie in Fernsdorf auch in Großbadegast nicht nur der Stangenteich, sondern der ganze Ort samt Umgebung in die Untersuchung einbezogen werden muss. Deshalb habe man 2013 nicht mit den Arbeiten begonnen.

Ein Gesamtkonzept soll nun die Firma Muting erstellen. Obwohl die Fördermittel noch ausstehen und deshalb noch kein Vertrag abgeschlossen werden kann, haben die Mitarbeiter von Muting bereits die ungünstige geologische Situation des Ortes festgestellt. Das Wasser läuft nicht nur aus der Umgebung in den Ort, Karten der Landesbohrdatenbank weisen außerdem darauf hin, dass es wegen des lehmigen Untergrundes auch nicht versickern kann. Und statt in einen Graben Richtung Neubaugebiet, fließt es wegen des Gefälles von dort in umgekehrter Richtung in den Stangenteich.

Scheinbar eine aussichtslose Situation. Doch Diplomingenieur Göppel hat schon einige Ideen: Schon vor Großbadegast müsse das Niederschlagswasser in Gräben aufgefangen und abgeleitet werden. Gräben im und um den Ort, von denen einige kaum noch zu erkennen seien, müssten umgehend saniert werden. Untersucht werden müsse ebenso, wo das Gefälle für einen neuen Graben ausreicht.

Initiativgruppe gegründet

All das werde zwar nicht verhindern können, dass bei extremen Niederschlägen trotzdem Wasser in den Kellern steht, aber „ich bin guter Hoffnung, dass wir die Vernässung verringern können“, äußerte Göppel.

Einige Großbadegaster haben sich mittlerweile zu Hydrologie-Experten entwickelt und eine Initiativgruppe gegründet. Ein Einwohner bemerkte, es würde schon etwas bringen, wenn Landwirte auf höher gelegenen Äckern quer pflügen würden und nicht in Richtung des Ortes. Bevor der Durchlass unter der Hauptstraße geschlossen wurde, sei das Wasser aus dem Stangenteich sehr wohl dorthin abgeflossen, was angesichts der geologischen Verhältnisse als Rätsel erscheint. Überhaupt müssten die Durchlässe unter Wegen und zwischen Teichen ständig freigehalten werden, einige Rohre lägen gar weit über der Grabensohle.

Bis zum Herbst soll das Konzept stehen. Ab Januar 2015 will man dann Nägel mit Köpfen machen.