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Verfall soll gestoppt werden

Von Matthias Bartl 26.09.2007, 16:10

Cösitz/MZ. - Das Schloss Cösitz macht einen heruntergekommenen Eindruck. Den man auch nicht anders erwarten kann, wenn man die vergangenen 15 Jahre in der Geschichte des Schlosses betrachtet. Da war viel Blendwerk, da war jede Menge enttäuschte Hoffnung. Und da war vor allem wenig Investition in den vor 116 Jahren entstandenen, idyllisch gelegenen Bau.

Das soll sich ändern. Im Bereich, der der Hofseite abgewandt ist, stehen schon Gerüste, kann man erkennen, dass das Dach an diesen Stellen schon eine Sanierung erfahren hat. "Das war notwendig", sagt Thorsten Wille. "Das Dach stand ein paar Jahre offen und bei Regen ist uns alles nass geworden." Wille ist Burchard Führers Mann für Baufragen und Technik. Führer, in der Region bekannt geworden durch seine zahlreichen Pflegeheime und dadurch, dass er jüngst der Bundeswehr das ehemalige Kasernengelände in Dessau-Alten abkaufte, hat auch Schloss Cösitz erworben, das als Insolvenzmasse in den Büchern der Sparkasse Bitterfeld stand, und will dort ein Landsanatorium einrichten.

Allerdings eines der besonderen Art: Jungen krebskranken Menschen soll hier betreutes Wohnen ermöglicht werden - wobei man sich in Cösitz deutlich abheben möchte vom Krankenhaus- oder Hospiz-Ambiente. Im Erdgeschoss des Schlosses sollen die sozialen Bereiche installiert werden, im Obergeschoss wird gewohnt. "Wir setzen auch auf die Heilkraft der persönlichen Zuwendung", heißt es in der Beschreibung, mit der die Führergruppe das Projekt in den Katalog der Lokalen Leader-Aktionsgruppe "Anhalt" gebracht hat.

Ziel ist es, das Vorhaben über Leader zu fördern. Insofern sieht man in der Führergruppe dem Januar 2008 besonders gespannt entgegen. Dann fällt die Entscheidung darüber, wer in Sachsen-Anhalt für die Jahre 2007-2013 Leader-Region wird, wer europäische Fördermittel erhält. Beim Projekt "Schloss Cösitz", für das der Köthener Architekt Dietmar Sauer von der Firma DS Architects die Planung erarbeitet hat und fortschreibt, geht es um einen finanziell großen Brocken. "Die Investitionssumme", so Sauer, "liegt bei etwas mehr als zwei Millionen Euro." Rund 100 000 Euro, ergänzt Wille, hat die Führergruppe schon eingesetzt - bei der Dachsanierung.

Rund 30 Prozent der benötigten Mittel will Burchard Führer selbst aufbringen, 70 Prozent sollen aus verschiedenen Fördertöpfen kommen. Das sind Mittel, die sich lohnen, ist Herbert Hartung überzeugt. Der Cösitzer Bürgermeister hat das Projekt von Beginn an nach besten Kräften unterstützt. Schon deswegen, "weil Burchard Führer einer ist, der umsetzt, was er sich vornimmt". Das, so Hartung, sei schon mal ein entscheidender Unterschied zu den Vorgängern im Schloss, die außer Schäden und Blumentöpfen dubiosen Inhalts in Cösitz nur den Wunsch hinterließen, man möge nicht wieder Windeiern und insolventen Investoren aufsitzen. Für Cösitz schaut - Umsetzung des Planes vorausgesetzt - tatsächlich nur Positives heraus. Das denkmalgeschützte Schloss wäre gerettet. Außerdem würden in der voll ausgebauten Variante mit 24 Wohneinheiten bis zu 20 Arbeitsplätze entstehen. "Und dem Park tut es auch gut." Der gehört zum Betreuungskonzept, wenn auch nicht zum Grundstück dazu. "Das ist geradezu klassisch für die Förderung geeignet", findet Hartung. Hier gehe es nicht um eine kurzlebige Aktion, "sondern um eine nachhaltige Nutzung, eine soziale Nutzung, eine, die sinnvoll ist."