Vereinsleben in Drosa Vereinsleben in Drosa: Jetzt machen's die Jungen

Drosa/MZ - Der Vorstand des Kulturvereins „Wir für Drosa“ hat gewechselt. Harmonisch und ohne Knatsch haben die bisherigen Mitglieder ihre Posten an Jüngere übergeben und so schlagartig das Durchschnittsalter von fast 60 auf 35 herabgesetzt.
Ein Risiko?
Das könnte ein Risiko sein für das kulturelle Leben im Dorf, führt der Verein doch bei mehr als zehn Veranstaltungen im Jahr in dem Ortsteil der Gemeinde Osternienburger Land Regie, vom Weihnachtsbaum-Verbrennen im Januar und dem Osterfeuer über das Ringreiten bis zum Heimatfest. Da müssen ja zum Beispiel Verträge ausgehandelt, Versicherungen abgeschlossen und Sponsoren gewonnen werden. Doch Tina Heber (33), die neue Vorsitzende und als einziges bisheriges Vorstandsmitglied auch in dem neuen Gremium vertreten, beruhigt: Der Wechsel sei lange vorbereitet und sie habe den Posten der Vorsitzenden erst übernommen, als ihre Vorgängerin Ilona Cäsar ihre Unterstützung zusagte.
Die Neuwahl des Vorstands kam übrigens erst im zweiten Anlauf zustande, weil anfangs niemand den Vorsitz übernehmen wollte. „Ich habe mir das gut überlegt und weiß, man muss mit dem Herzen dabei sein“, sagt Tina Heber, die seit Gründung des Vereins 2006 stellvertretende Vorsitzende war.
„Ich habe mich gefreut, was jetzt für tolle neue Ideen auf den Tisch kommen“, äußert die ehemalige Vorsitzende Ilona Cäsar. So soll es in diesem Jahr beim Heimatfest am Sonnabend zusätzliche Programmpunkte geben, mit denen die Besucher in bisher „toten Zeiten“ unterhalten werden. All diese Ideen zu verwirklichen, braucht es aber Erfahrung. Deshalb organisieren der neue und der bisherige Vorstand das kommende Heimatfest gemeinsam.
„Mir ist jetzt eine große Last genommen worden“, gibt die ehemalige Vereinsvorsitzende unumwunden zu. Sie leitet die Kindertagesstätte in Drosa und in den vergangenen Jahren sei die Zeit für die Vereinsarbeit immer knapper geworden. Außerdem brauchte es im Verein einfach mal frischen Wind, meint Ilona Cäsar, „es sollen sich ja auch Jüngere für unsere Veranstaltungen interessieren.“
Immer wohl gefühlt
Aber wie ist diese „Verjüngungskur“ überhaupt gelungen, wo doch Vereine ringsum über Mitgliederschwund und Nachwuchsmangel klagen und die Jugend in Scharen ihre Heimatdörfer verlässt?
„Wir haben uns hier immer wohl gefühlt“, antwortet Tina Heber nach kurzem Überlegen. Es sei in Drosa ja immer etwas los. „Wir haben den Jugendklub, die Theatergruppe und freuten uns als Kinder das ganze Jahr schon aufs Heimatfest“, ergänzt sie. „Und wenn uns jemand gefragt hat, ob wir da mit einem Programm auftreten wollen, haben wir natürlich ja gesagt“, merkt Vorstandsmitglied Mario Bringezu (35) an. „Das haben sie aber schon von ihren Eltern gelernt, dass man für seinen Heimatort Verantwortung übernimmt und sich engagiert“, weist Ilona Cäsar auf eine Drosaer Familientradition hin.
„Wir für Drosa“ hat sich inzwischen zu einer Art „Dachverband“ für alle möglichen Interessengruppen im Ort entwickelt. Für jeden Anlass hat man mittlerweile den entsprechenden Experten parat; denn in Drosa herrscht das Phänomen, dass beinahe jeder der 580 Einwohner zu irgend einem Verein gehört. Pferde-Experte David Wernicke zum Beispiel kümmert sich um das Ringreiten, der „Heimabend Drosa“, eine Art Herrenstammtisch, der unter anderem mit Mario Bringezu und Uwe Lehmann im Verein vertreten ist, übernimmt das Fahrrad-Ringreiten und das Pfingstfest und hilft auch beim Osterfeuer. Tina Heber selbst ist noch Mitglied der Feuerwehr und der Sportgemeinschaft. „Dieses Gemeinschaftsgefühl - das hat wohl auch dazu geführt, dass viele von uns hier im Dorf geblieben sind und eine Familie gegründet haben“, ist sie überzeugt.
Ein Glücksfall?
Zwar meint Ilona Cäsar, es sei ein Glücksfall, dass sich für den neuen Vorstand so viele junge Leute gefunden haben, doch es sieht ganz so aus, als sorge der Verein „Wir für Drosa“ allein schon mit seinem Engagement dafür, dass der Nachwuchs im Dorf bleibt und sich der Generationswechsel ganz automatisch vollzieht.