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Veranstaltungen im Schloss Köthen Veranstaltungen im Schloss Köthen: Kritik an hoher Miete für Johann-Sebastian-Bach-Saal

Von Martin Tröster 23.04.2019, 09:48
Volle Hütte, so soll es sein: Das Bild zeigt einen Blick in den Zuschauerraum im Anna-Magdalena-Bach-Saal, anlässlich eines Besuchs von Tagesschau-Verantwortlichen im Dezember. Es ging um den Fall Markus B. und seine Nachwirkungen. Der Eintritt für die Zuschauer zu diesem Termin war allerdings gebührenfrei.
Volle Hütte, so soll es sein: Das Bild zeigt einen Blick in den Zuschauerraum im Anna-Magdalena-Bach-Saal, anlässlich eines Besuchs von Tagesschau-Verantwortlichen im Dezember. Es ging um den Fall Markus B. und seine Nachwirkungen. Der Eintritt für die Zuschauer zu diesem Termin war allerdings gebührenfrei. Ute Nicklisch

Köthen - Die Zahl der Veranstaltungen im größten Saal des Schlosses, dem Johann-Sebastian-Bach-Saal, ist in den letzten vier Jahren gestiegen. Zumindest, wenn man die Jahre 2015 und 2018 vergleicht, ergibt sich eine Steigerung von 36 auf 59 Veranstaltungen - das beinhaltet sowohl eigene Termine der Köthen Kultur und Marketing (KKM), als auch reine Vermietungen für externe Veranstalter.

Bei den Eigenterminen bilanziert die stadt- und kreiseigene KKM im Vergleich der Kalenderjahre 2015 und 2018 einen Zuwachs von 24 auf 30 Veranstaltungen. Der Kartenverkauf ist entsprechend gestiegen von knapp 5.400 auf 6.500 Karten.

Die Zahlen für verkaufte Karten lassen sich jedoch nur für eigene Veranstaltungen der KKM erheben - kaum zählbar ist das Resultat, wenn Externe den größten Saal des Schlosses mieten, und die KKM die Karten nicht oder nur zum Teil verkauft. Dann sind die Zahlen nicht oder eben nur zum Teil erhoben. „Da muss Ordnung rein“, räumt Christine Friedrich ein, seit Anfang des Jahres die Geschäftsführerin der KKM. Etwa, indem künftige Verträge eine solche Übersicht über verkaufte Karten ermöglichen.

Das Köthener Schloss 2018 war an weniger Tagen als noch 2015 mit Veranstaltungen belegt

So erfreulich die Zunahme der Nutzungszahlen des größten Saales des Schlosses mit bis zu 440 Sitzplätzen für die KKM auch ist, so war das Schloss 2018 doch an weniger Tagen als noch 2015 belegt: Wenn man auch andere Nutzungen dazu nimmt, etwa für Privatveranstaltungen, für Proben, für Auf-, Um- und Abbauten, dazu, sind sämtliche Säle des Schlosses seltener belegt.

Auch für diese Anlässe kann die KKM Miete kassieren. Für den Johann-Sebastian-Bach-Saal ergibt sich hier ein Rückgang von 191 (2015) auf 124 (2018). Ein ähnlicher Trend zeigt sich für diese Jahre auch in den drei kleineren Sälen des Schlosses: sowohl im Anna-Magdalena-Bach-Saal (86 auf 61) als auch im Maria-Barbara-Bach-Saal (72 auf 62) und im Friedemann-Bach-Saal (89 auf 81) ist ein Rückgang zu verzeichnen.

Friedrich sagt, das lasse sich schwer erklären, sie sei erst seit Kurzem da. Was aber auch zähle, sei, dass die Zahl der erhobenen Besucher insgesamt gestiegen seien, wenn man alle Säle zusammenrechnet: von etwa 7.500 (2017) auf 8.300 (2018) Besucher - jedenfalls die, die gezählt werden konnten. Auch werde die finanzielle Bilanz für 2018 besser sein als in den Vorjahren, kündigt Friedrich an. Genaueres werde veröffentlicht, wenn die Zahlen durch den Aufsichtsrat sind.

Verbänden, Vereinen und Firmen kritisieren die zu hohe Miete für den Johann-Sebastian-Bach-Saal

Wer mit Vertretern von Verbänden, Vereinen und Firmen spricht, hört immer wieder den Anwurf, die Miete für den Johann-Sebastian-Bach-Saal sei zu teuer. So fand dort der Ball des Kreisbauernverbands Anhalt dieses Jahr nicht mehr statt, sondern in Dessau, in den Räumen eines Golf-Clubs.

„Das war gleich 1.000 Euro billiger, und mehr Leute haben wir auch reingekriegt“, sagt jemand, der im Kreisbauernverband aktiv ist. Damit sind niedrigere Eintrittspreise möglich, um sich zu refinanzieren. MZ-Informationen zufolge kostet die Miete des Johann-Sebastian-Bach-Saals für einen vergleichbaren Termin 2.500 Euro. Die KKM nimmt zu Preisen keine Stellung.

Dem Vernehmen nach spielten für die Verlagerung des Bauernballs auch politische Gründe eine Rolle - der Bauernverband Anhalt vertritt auch Bauern aus Dessau und habe sich dort auch mit seinem Ball blicken lassen müssen.

„Jede Stadthalle hat eine Küche, im Schloss fehlt das komplette gastronomische Hinterland“

Zum Vorwurf, die Miete sei zu teuer, sagt KKM-Geschäftsführerin Friedrich: Sie finde die Miete „auf keinen Fall hochpreisig“, auch wenn sie verstehen könne, dass es sich von außen betrachtet bisweilen so darstelle. Ob sich die Preise senken ließen, hänge immer auch vom Eigentümer ab. Also von der Stadt Köthen und dem Landkreis. Sie, Friedrich, habe jedoch den Auftrag „mit Steuermitteln verantwortlich umzugehen“.

Einen Nachteil des Schlosses für Veranstaltungen räumt auch Friedrich ein: „Jede Stadthalle hat eine Küche, im Schloss fehlt das komplette gastronomische Hinterland.“ Das bedeutet: Caterer müssen meist engagiert werden, und die müssen alles mitbringen. Billiger wird eine Veranstaltung dadurch auch nicht. (mz)