Tierschützer retten in Aken Hunde vor qualvollem Tod

DROSA/MZ. - Das Tier lahmt immer noch, kann aber schon laufen. "Die ersten beiden Tage lag sie nur hilflos da", sagt Nicole Munke, die ihrer Mutter bei der Betreuung der Tiere hilft. "Wir dachten, sie kommt nicht durch."
Anka ist einer der fünf Hunde, die von ihrem Besitzer in Aken kurz vor dem Weihnachtsfest im Stich gelassen wurden. In der Elbestadt wird davon gesprochen, dass der Mann kurzerhand nach Bayern gezogen sei. Drei der Hunde hat er in einem Gebüsch am Rande der Stadt angebunden - bei zweistelligen Minustemperaturen. Die beiden anderen liefen im Freien herum. Die schauderhafte Geschichte wurde dadurch bekannt, dass Frau Munke von Tierschützern zuerst über diese beiden Hunde informiert wurde. An der Tür des Hauses fand sich ein Zettel mit der Handynummer des Mannes. Als die Akener Tierschützerin Christine Dröger die Nummer wählte, teilte der Hundebesitzer mit, er habe weitere Hunde im Gebüsch angebunden.
Eine Suchaktion wurde gestartet, an der sich auch Polizeibeamte beteiligten. Inzwischen war es stockduster geworden, wodurch die Suche nicht gerade erleichtert wurde. Endlich funkelten im Licht einer Taschenlampe zwei Augenpaare. Das waren die angebundenen Tiere, die schutzlos der Kälte und dem Hunger ausgesetzt waren.
Den Suchenden bot sich ein herzzerreißendes Bild. "Die Tiere konnten vor Erschöpfung keinen Laut von sich geben. Einer war nicht in der Lage zu laufen", so Eva-Maria Munke. Die Hunde wurden mit den zwei zuvor erwähnten Tieren zum Tierhof nach Drosa gebracht.
Damit war die schreckliche Geschichte aber noch nicht zu Ende. Am nächsten Tag rief die Tierschützerin erneut den Hundebesitzer an und machte ihm heftige Vorwürfe wegen der im erbärmlichen Zustand verlassenen Vierbeiner. Dabei erfuhr sie, dass irgendwo im Busch bei Aken noch ein weiterer Hund angebunden war. "Ich trommelte schnell ein paar Helfer zusammen", berichtet Frau Munke. Erneut begann eine langwierige Suche, denn inzwischen war es wieder dunkel geworden. "Wir fanden die Hündin in einem Brombeergestrüpp", so Eva-Maria Munke. "Zusammengekauert und völlig reglos lag sie da und war bereits eingeschneit. Als wir sie im Auto langsam auftauten, fing sie an, jämmerlich zu winseln. Sie muss schreckliche Schmerzen gehabt haben."
Niemand außer dem Besitzer weiß, wie lange die angebundenen Hunde in der Kälte ausharren mussten. Sie waren völlig unterernährt und entkräftet. Selbst erfahrene Tierschützer waren entsetzt angesichts einer solchen Grausamkeit, so Frau Munke.
"Am darauf folgenden Tag betraten wir gemeinsam mit einem Vertreter des Ordnungsamtes das Haus, in dem der Hundebesitzer wohnte", setzt die Tierheimbetreiberin ihren Bericht fort. "Ein beißender Gestank schlug uns entgegen. Die Wohnung befand sich in einem unbeschreiblichen Zustand, so etwas habe ich noch nicht gesehen". In diesen Räumen fanden die Tierschützer noch drei Katzen und nahmen sie mit.
"Wie kann ein Mensch so etwas tun?", fragt Frau Munke verständnislos. "Der Kerl muss dafür bestraft werden." Wie die MZ bei der Kreisverwaltung erfuhr, ist auch der zuständige Amtstierarzt dieser Meinung. "Gegen den Besitzer der Hunde wird Anzeige erstattet", teilte Udo Pawelczyk, Sprecher der Kreisverwaltung, mit.
Anka, Felix und ihre Leidensgenossen fühlen sich im Tierheim wohl. Die Namen der beiden Hunde standen am Halsband, die drei anderen bleiben vorerst namenlos. Sie werden regelmäßig gefüttert, dürfen im Hof spazieren gehen. Die Pflege ist ihnen inzwischen anzusehen. Freudig begrüßen die Hunde - alles Mischlinge - jeden Besucher des Tierheims, als hätten sie das ihnen zugefügte Leid vergessen und verziehen. "Sie bleiben so lange hier, bis ich sie vollständig aufgepäppelt habe", versichert Eva-Maria Munke. Die auch dankbar ist für die Spenden, die es inzwischen gegeben hat: Sie kamen von Bürgern, von der Kundschaft des Drosaer Landtierhofes und von einer Wörbziger Firma. Das alles hat mitgeholfen, dass es den Tieren nun schon besser geht.