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Immer weniger Geld Tierheim Köthen: Betreiber schlagen bei den Finanzen Alarm

Von Matthias Bartl 24.10.2017, 10:01
Sarah Krämer mit einer der Katzen, die im Tierheim derzeit betreut werden.
Sarah Krämer mit einer der Katzen, die im Tierheim derzeit betreut werden. Heiko Rebsch

Köthen - Dem Köthener Tierheim stehen schwierige Zeiten ins Haus. Jedenfalls dann, wenn sich das Spendenaufkommen für die Einrichtung, die vom Tierschutzverein Köthen/Anhalt und Umgebung betrieben wird, in nächster Zeit nicht deutlich erhöht, macht Sarah Krämer deutlich, die seit August das Tierheim in der Fasanerie leitet.

Und relativ schnell feststellen musste, dass die Querelen innerhalb des Vereins, die zuvor über Wochen hinweg auch öffentlich ausgetragen wurden, Spuren hinterlassen haben.

„Wir sind abgestempelt“, klagt denn auch Vereinsvorsitzende Regina Minasch-Elze. Zumindest den zeitlichen Zusammenhang könne man herstellen.

Ständige Kosten könnten für das Tierheim Köthen zum Problem werden

Dabei muss der Verein nicht schlecht gestanden haben. „Wir hatten ein ordentliches finanzielles Polster, wir haben auch jetzt noch Rücklagen - aber wenn nichts passiert, werden wird irgendwann in absehbarer Zeit mit dem, was wir auch finanziell leisten, an die Grenzen kommen“, blickt Minasch-Elze in die Zukunft.

Im Laufe der letzten Monate habe man rund 10.000 Euro ausgegeben, „aber es ist nur wenig wieder reingekommen“. Allein die Kastrationen freilebender Katzen („Das ist einer unserer Schwerpunkte“) schlagen nach Auskunft des Vereins mit mehr als 1500 Euro pro Monat zu Buche. Dazu kommen rund 1.000 Euro Ausgaben für notwendige Medikamente.

Dagegen sind die Einnahmemöglichkeiten begrenzt. Mit den Städten Köthen und Südliches Anhalt sowie der Gemeinde Osternienburger Land hat der Verein Verträge über die Unterbringung und Betreuung von Fundtieren abgeschlossen. In Köthen zum Beispiel bekommt der Verein pro Hund neun Euro am Tag und für jede Katze vier Euro am Tag.

Nach einem Monat zahlt das Tierheim für die Tierpflege aus eigener Tasche

Das hört sich zunächst einmal nicht schlecht an, recht auskömmlich sogar - nur hat das Ganze einen Haken. Die Zeit nämlich, in der die Stadt diese Kosten entrichtet, ist begrenzt.

Nach 28 Tagen gibt es kein Geld mehr - was im Umkehrschluss bedeutet, dass der Verein jedes Tier, das er nicht innerhalb eines Monats vermitteln kann, finanziell auf eigene Kappe nehmen muss. „Danach zahlen wir alles aus unserer Kasse“, sagt Sarah Krämer: „Futter, Tierarzt, Medikamente.“

Insofern ist verständlich, dass sich der Verein intensiv darum bemüht, für die Tiere möglichst schnell ein passendes neues Zuhause zu finden. „In den zurückliegenden Tagen und Wochen haben wir zwar gut vermittelt“, schätzt Krämer die Situation ein, „aber man muss auch wissen, dass viele Tiere nicht vermittelbar sind.“

Weitere Einnahmequellen neben den Vertragspartnern reichen laut Tierheim nicht aus

Momentan fülle sich das Katzenhaus gerade wieder. „Wir haben 20 Katzen bei uns untergebracht, davon sind vier Fundtiere. Dazu kommen sieben Hunde, die alle schon über die 28-Tage-Grenze hinaus bei uns sind, und ein ein Kaninchen.“ Für das gibt es aber sowieso kein Geld.

Auch der Umstand, dass dem Tierheim noch eine weitere Einnahmequelle offensteht, ändert nichts an der finanziellen Misere. Denn natürlich gibt es auch im Tierheim die Möglichkeit, Tiere in Pflege abzugeben, da es ja immer auch Menschen gibt, die irgendwann zu alt sind, um sich um ihren vierbeinigen Liebling zu kümmern oder die den Aufwand an Arbeit unterschätzt haben, den es mit sich bringt, einen Hund oder eine Katze in seinem Haushalt zu haben. „Dann kann man gegen einen Obolus das Tier bei uns lassen“, sagt Sarah Krämer.

Tierheim Köthen wünscht sich eine stärkere Unterstützung durch seine Vertragspartner

Wofür dann allerdings eine „Schutzgebühr“ zu entrichten ist - 50 Euro für ein Katzenbaby oder -kind, 100 Euro pro Katze und 200 Euro für den Hund. Allerdings: Auch das Geld ist irgendwann weg, ohne dass die Quelle noch mal sprudelt.

Und außerdem vermeiden manche „Tierfreunde“ die Zahlung gleich komplett, indem sie beispielsweise die Katzen einfach im Karton vor der Tür des Tierheim absetzen.

Dass der Verein und sein Tierheim auch weiter auf Spenden (Sach- wie Geldspenden gleichermaßen) angewiesen sind, ist mithin eine Binsenweisheit. Darüber hinaus würde es der Verein aber auch begrüßen, wenn die Finanzierung durch die Vertragspartner auf neue Säulen gestellt würde. Eventuell als eine Pauschale, wie man sie vor Jahren schon hatte, erinnert sich Regina Minasch-Elze.

Mit einer Jahrespauschale könnte das Tierheim Köthen besser kalkulieren

Damals gab es allein von der Stadt Köthen 17.500 Euro pro Jahr. Finanziell nicht das ganz große Los, auch damals waren erhebliche Spenden notwendig, aber man konnte die Arbeit besser kalkulieren.

Für den Verein ist eine Pauschale auch heute vorstellbar, wenngleich auf höherem Niveau, „denn alles, nicht zuletzt Wasser und Energie, ist teurer geworden“.

Der Deutsche Tierschutzbund habe dazu vor einigen Jahren Berechnungen angestellt, so Minasch-Elze, „und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Tierschutzverein kostendeckend arbeiten könnte, wenn er von der Kommune jährlich einen Euro pro Einwohner erhielte“. (mz)

Wer das Tierheim unterstützen will, kann dies mit einer Spende auf folgende Kontonummer tun: DE4880 0537 2203 0201 9561

Das Köthener Tierheim in der Fasanerie.
Das Köthener Tierheim in der Fasanerie.
Heiko Rebsch