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Therapie mit Tieren Therapie mit Tieren: Ponys beruhigen hyperaktiven Jungen

Von Ute Nicklisch 19.09.2012, 18:31

Drosa/MZ. - Nicht nur Reiten, sondern auch die Pflege und der Umgang mit den beiden Ponys wirkten sich auf den sonst ziemlich hyperaktiven Jungen äußerst beruhigend aus.

Stefanie Gläsel nimmt sich als diplomierte Sozialpädagogin dieses Themas an. In Drosa betreibt sie eine Praxis namens "Bewegungs(t)räume" für pferdegestützte Pädagogik und Therapie. Nicht etwa in stumpfen Räumlichkeiten arbeitet die Therapeutin mit ihren Schützlingen. Ihr Domizil befindet sich in freier Natur auf ihrem Außengelände am Howegarten. Wo Worte oft an ihre Grenzen stoßen, knüpft die Drosaerin mit der Wirkung ihrer beiden Ponys gerade bei Kindern an. Die Tiere laden Kinder ein, mit ihnen in Kontakt zu treten. Im Rahmen des Pferdeführerscheins erfahren diese einerseits Wissenswertes über Pferde, andererseits hilft es den Kindern, deren Entwicklung auf ganz natürliche Art und Weise zu stärken. "Das Pferd holt ein Kind dort ab, wo es steht, es ist wertungsfrei und urteilt nicht", erklärt Stefanie Gläsel ihre Strategie. Wenn sich die Kinder ganz unbefangen auf eine Beziehung zum Pferd einlassen, in ihm einen Partner sehen und bereit sind, ihre sogenannte "Pferdesprache" zu lernen, können Nähe, Vertrauen und Beziehung aufgebaut werden.

"Das Tier fordert klare Signale", erklärt Gläsel weiter. Haben die Kinder erst einmal den damit verbundenen Erfolg erlebt, so baut sich in ihnen Selbstsicherheit, Selbstvertrauen und Freude auf. "Und wer von uns kann das schon nicht gebrauchen?", so die 34-Jährige. Denn nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene oder ganze Familien sind bei Stefanie Gläsel willkommen. Auf Wunsch ist sie auch in Kindergärten mit ihren Ponys zu finden.

Im Rahmen des Pferdeführer-scheins wurden die Pferde geputzt, gefüttert, geführt und über Hindernisse geleitet. Der siebenjährige Nils war vom Striegeln der Pferde ganz angetan. Offensichtlich gab dies dem ADHS-kranken Kind Ruhe und Ausgeglichenheit. Dessen Pflegemutti Silke Latussek nutzte das Angebot in Drosa für ihre beiden Pfleglinge erstmalig und sagte: "Ich finde es toll, dass die Kinder hier das alles lernen können." Nach dem Abschluss des Führerscheinkurses will sie mit Nils weiterhin zur Therapie nach Drosa kommen. Auch die 15-jährige Pflegetochter Sabine nahm an dem Kurs teil.

Eigentlich, so erzählt Stefanie Gläsel, faszinierten sie Pferde schon immer. Während ihrer mehrjährigen Arbeit als Familientherapeutin stellte sie fest, dass sie allein nur mit Worten nicht immer an ihr gewünschtes Ziel kam, da Kommunikation auch über Körpersprache vermittelt wird. Durch eigene Erfahrungen fand sie diese Kommunikation und wohltuende Wirkung in ihren Pferden. So entdeckte sie diese andere Therapieform mit dem Medium Pferd. "Menschen müssen die Erfahrun-gen selbst machen", so Gläsel. So absolvierte sie neben ihrer eigentlichen Arbeit eine zweijährige Zusatzausbildung als Reittherapeutin.

Die beiden Ponys erwarb sie von Bekannten aus Cuxhaven. Die Tiere erwiesen sich für ihre Arbeit als absoluter Glücksgriff. "Nicht jedes Tier ist dafür geeignet", äußerte sie. Mit viel Geduld trainierte die Drosaerin regelmäßig mit "Luna" und "Jogi". Nun will sie anderen Menschen helfen, ihre eigenen Bewegungs(t)räume zu finden und zu erleben.