Tanzstudio "Step by step" Tanzstudio "Step by step" in Köthen: Bei Antje Streiber-Schon kann wegen Corona derzeit nicht trainiert werden

Köthen - Der Blick in den leeren Ballettsaal - kein schönes Gefühl für Antje Streiber-Schon. „Von diffus bis spannend“ beschreibt sie diese Zeit, „aber auch ehrlich, weil die Menschen zusammenrücken“, wie sie findet.
Hunderte Kinder und Erwachsene treffen sich jede Woche bei ihr im Tanzstudio „Step by step“. Bis zum 13. März ist das gelebte Realität - und danach mit einem Mal alles anders. „Wir haben noch ganz normal Unterricht gemacht“, erinnert sie sich.
Und damals geht sie davon aus, dass könnte sie auch in den kommenden Wochen. Unter anderen Voraussetzungen, ja. Aber ihre Idee ist: „Wir sind da.“ Doch schon am selben Abend sagt sie die Trainingseinheiten fürs Wochenende ab und alles, was danach kommt.
Komplettes Tanz-Studio in der Corona-Pause geputzt
Antje Streiber-Schon entscheidet das nicht leichtfertig. Natürlich hätte sie ihr Studio gern weiter offen gelassen, sieht aber ein, dass das kontraproduktiv gewesen wäre. Kontraproduktiv - ihr momentanes Lieblingswort in der Krise. Und es wäre, das weiß sie, „natürlich kontraproduktiv, wenn Kindertagesstätten und Schulen schließen, sich die Kinder aber am Nachmittag bei mir im Studio treffen“.
Also schaltet auch die quirlige Tanztrainerin in den Corona-Modus - und putzt mit ihrer Tochter Victoria erst einmal das komplette Studio, das sich gegenüber des Köthener Wasserturms befindet. Die beiden Frauen bringen alles auf Hochglanz, misten den Kostümfundus aus, räumen Schränke auf. Als das geschafft ist, fangen sie an, sich in der Krise zu organisieren. „Keiner weiß, wie lange das dauert.“ Doch Antje Streiber-Schon und ihre Tochter wollen nicht nichts tun. Sie schauen vielmehr nach vorn.
Der „Blickwechsel“-Ballett-Auftritt in Köthen ist abgesagt. Aber für die große Gala am 13. Juni hat die Tanzstudio-Chefin durchaus Hoffnung. Dann soll ihre Abschlussklasse verabschiedet werden. Und Antje Streiber-Schon wünscht sich, dass das in einem würdigen Rahmen passieren kann - wie seit Wochen und Monaten geplant.
Nach langer Pause schwerer denn je, den einmal erreichten Trainingsstand wieder zu erlangen
Dafür trainieren die jungen Damen hart. Das allerdings können sie gerade nicht unter der Obhut ihrer strengen Lehrerin. Deshalb greift nun Plan B. Nach zwei Wochen Nichtstun schon sei die Muskulatur erschlafft, weiß die Expertin, und es sei schwerer denn je, den einmal erreichten Trainingsstand wieder zu erlangen. Das will sie ihren Schützlingen ersparen. „Wir haben nach einer Form gesucht, wie wir trotzdem in Kontakt bleiben und trainieren können.“
Seither werden die Trainingseinheiten über Instagram per Livestream übertragen. Täglich eine Stunde. Eine machbare Alternative. Aber Antje Streiber-Schon ist Realistin: Nach der virusbedingten Zwangspause wird keines ihrer Mädchen in Topform zurückkehren. Also muss danach, so der Plan, intensiver denn je geprobt werden.
Bei allen organisatorischen Vorbereitungen für die große Gala ihrer Abschlussklasse verliert die 50-Jährige ihre anderen Schützlinge nicht aus den Augen. Sie hat sich für jede Altersgruppe etwas einfallen lassen, auch um den Tag ein wenig zu strukturieren. Schließlich ist das Training vor der Corona-Krise für viele ein fester Bestandteil ihrer Woche.
Für die Grundschulkinder gibt es jetzt tägliche Videosequenzen mit Unterweisungen
Für die Grundschulkinder gibt es jetzt tägliche Videosequenzen mit Unterweisungen. Für die ganz Kleinen entstehen zu Hause im Garten unterhaltsame Videos, damit sie zum Beispiel auf ihr Däumchen-Lied nicht verzichten müssen und sich ein bisschen bewegen. Auch die Frauen und Männer der Altersklasse Ü60 lassen sich von den Videobotschaften ihrer Trainerin animieren, etwas zu tun.
„Natürlich“, weiß Antje Streiber-Schon, „kann diese Krise für uns auch zu einer wirtschaftlichen Komponente werden.“ Alles hänge davon ab, wie lange die Ausnahmesituation andauern wird. „Wir haben versucht, in Zeiten, die nicht einfach sind, den Kontakt zu unseren Leuten zu halten und Angebote zu unterbreiten. Und das wird sehr gut angenommen“, freut sich die Tanzstudioleiterin.
Das gibt Antje Streiber-Schon, die seit 2003 mit „Step by step“ am Markt ist und das Studio heute gemeinsam mit ihrer Tochter betreibt, Kraft, doch ein wenig zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. (mz)