Synagoge in Gröbzig Synagoge in Gröbzig: Ein Stück jüdische Kultur

Köthen/MZ - Schon auf dem Weg zur früheren Synagoge in der Langen Straße in Gröbzig war am Samstagnachmittag die jüdische Kultur allgegenwärtig. Die lebensfrohe und doch immer auch ein bisschen schwermütige Klezmermusik der Berliner Folkband Schnaftl Ufftschik schallte die Gasse entlang und lockte die Besucher in das historische Gebäude zum Museumsfest.
Im Museum eröffnete sich ein Stück Geschichte und Gegenwart jüdischer Kultur. Mit der Jubiläumsausstellung zu 15 Jahre „Kunst im jüdischen Kontext“ wurde die 45. Exposition des Hauses eröffnet. Schüler der Musikschule Köthen gestalteten dazu ein musikalisches Programm. Zu sehen sind in der Schau Werke junger Künstler, die das Museum in den vergangenen fünf Jahren erworben hat. „Wir haben jeweils ein Werk von den Künstlern angekauft“, sagte Museumsleiterin Marion Mendez. Eine vielfältige Sammlung lässt sich deshalb nun in den unteren Räumen des Gebäudes bestaunen.
Mehr junge Kunst ließ sich im Innenhof entdecken. Auf bunten Installationen haben Schüler der Sekundarschule Gröbzig und der Musikschule Köthen ihre Gedanken und Gedichte rund um die junge jüdischen Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger zu Papier gebracht. Während einer Projektwoche im Juli hatten die Sekundarschüler sich der Dichterin und ihrer Poesie gewidmet. Die Werke der Musikschüler hingegen sind das Ergebnis eines Projekts, das derzeit noch läuft und sich der Dichterin musikalisch annähert.
Einige der Schüler waren Gäste beim Fest. Sie bastelten Scherenschnitte nach jüdischer Tradition und fertigten farbenfrohe Kippot, die Kopfbedeckungen, die gewöhnlich die Männer beim Besuch der Synagoge tragen. Diese kleinen Kunstwerke aus Papier freilich schienen fast ein wenig zu fröhlich für den Gottesdienst.
Viele Gäste nutzten die Gelegenheit, das aufwendig restaurierte jüdische Gotteshaus einmal in Ruhe zu betrachten. „Das ist schön und einzigartig in der Region“, war Birgit Motzbäuchel aus Brehna beeindruckt, die mit ihrer Tochter Liesa zum ersten Mal die Synagoge besuchte. Bei einem Imbiss mit jüdischem Apfelkuchen oder Knisches, würzigen gefüllten Teigtaschen, ließen sie und die zahlreichen anderen Gäste den Tag mit traditioneller und inzwischen schon wieder moderner Klezmermusik ausklingen. Die Blaskapelle Schnaftl Ufftschik spielte auf und legte sich mit viel Elan ins Zeug. Die lautstarken Aufrufe zum Mitsingen zeigten bald Wirkung, die Gäste konnten gar nicht anders, als mitzusingen.
